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Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Titel: Mythor - 068 - Traumland der Ambe
Autoren: Vlcek Ernst
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seine Bewegungen so langsam, daß er befürchtete, sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen zu können. Trotzdem kreuzten sich die Klingen über ihm, nachdem er sich außer ihrer Reichweite gebracht hatte.
    Etwas drang in Mythors Geist und machte heftig auf sich aufmerksam. Mythor wollte die fremden Gedanken abschütteln, um sich voll dem Kampf mit Aelgeri widmen zu können. Aber es gelang ihm nicht, sich dem Einfluß von Ambes Puppe zu entziehen.
    Sie sprach zu ihm und erzählte ihm die Geschichte ihres sechsten Lebens. Und während er ihr lauschte und die Bilder schaute, mußte er gleichzeitig einen Geisterkampf gegen Aelgeri ausfechten.

8.
    PUPPE 6 erzählt:

    Ich klomm die Leiter des Lebens hinauf, und jede zurückgelassene Puppe ist eine Sprosse dieser Leiter, an der ich mich zur nächsthöheren Stufe hinaufgezogen habe. Ich hatte eine große Höhe erreicht, aber mir war klar, daß ich noch nicht am Gipfel war.
    Ich herrschte über den Zahda-Teil der Insel Gavanque und bot Gaidel, Zaems Favoritin, hartnäckigen Widerstand, obwohl sie in ihren Mitteln nicht wählerisch war. Gaidels Art zu kämpfen, mochte unter den Hexen üblich sein, aber ich blieb meiner Linie treu. Ich wollte dem Schönen und Guten zum Sieg verhelfen und wollte dies mit Sendungen der reinen Liebe erwirken. Dabei hatte ich große Erfolge zu verzeichnen, erlitt aber auch so manche Rückschläge, die mich zwangen, mich zu verpuppen.
    Selbst Zahda bedrängte mich, schärfer gegen Gaidel und ihr Hexenheer vorzugehen, um den Wettstreit nicht endlos in die Länge zu ziehen. Aber mir war an einem raschen Sieg weniger gelegen als an einem Triumph, der endgültig war.
    Da ich Zumas Nachfolge antreten wollte, beschäftigte ich mich eingehend mit ihrem Leben und ihrer Arbeit. Und je länger ich mich damit befaßte, desto größere Bewunderung empfand ich für sie. Es tat mir in der Seele weh, daß sie in der Dämmerzone versagt hatte und es ihr nicht mehr möglich gewesen war, eine Brücke in die Nordwelt zu schlagen. Aber ihr zweites Lebenswerk, die Große Barriere, wurde von ihrem Zauberlehrling, dem Aasen Vangard, weitergeführt – und schließlich vollendet. Jetzt erst zeigte es sich, was Zuma für unsere Welt getan hatte, denn an der Großen Barriere entlang der Dämmerzone verpufften alle Angriffe der Dunkelmächte wirkungslos, daran brachen sie sich sozusagen die Zähne aus.
    Um den Aasen Vangard wurde es danach still. Doch mir wurden Gerüchte zugetragen, wonach er eine Forschungsreise in die Nordwelt plane und bereits seine Vorbereitungen für diesen gefährlichen Ballonflug treffe. Als ich das hörte, ließ ich Vangard zu mir nach Gavanque kommen, um aus seinem Mund zu hören, was wirklich hinter den Gerüchten stecke. Vangard war überaus geachtet in unserer Frauenwelt und einer der ganz wenigen Männer, deren Worte und Taten Gewicht hatten. Es braucht nicht besonders erwähnt zu werden, daß die Zaubermutter Zaem seine erklärte Feindin war.
    Ich traf den Aasen im nördlichen Teil meines Zaubergartens, der damals bereits in voller Blüte stand und sich über weite Teile Gavanques erstreckte.
*
    »Was macht dich so sicher, daß hinter der Schattenzone die Welt des Kriegers Gorgan liegt?« fragte ich den Aasen.
    Der kleine, grüngesichtige Mann lächelte fast mitleidig über meine Frage.
    »Es ist erwiesen, daß die Welt hinter der Schattenzone weitergeht und daß dort das Männliche regiert«, erwiderte er. »Daran zweifelt nicht einmal die Zaubermutter Zaem. Die Frage ist nur, wie diese Welt aussieht. Und auch darauf habe ich Antworten gefunden. Ich glaube, daß Zuma und ich große Schuld auf uns geladen haben, als wir die Große Barriere gebaut und damit die Dunkelmächte abgewehrt haben.«
    »Wie das?« wunderte ich mich. »Ihr habt so viel Gutes für unsere Welt getan, daß selbst die gegnerischen Zaubermütter viel Lob für Zuma übrig haben.«
    »Wir haben Vanga gut gedient, damit aber der Nordwelt einen üblen Streich gespielt«, sagte Vangard. »Alles deutet darauf hin, daß wir, indem wir die Dämonen aus Vanga ausgeschlossen haben, ihnen das Tor zur Nordwelt weit öffneten. Das belastet mich sehr, und darum will ich versuchen, die Schattenzone im Ballon zu durchdringen und den Nordländern zu helfen. Vielleicht kann ich auf diese Weise etwas von der Schuld abtragen, die ich auf mich genommen. Ich würde sonst meines Lebens nicht mehr froh.«
    »Sprichst du so, nur weil du auch dem männlichen Geschlecht angehörst?«
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