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Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Titel: Mythor - 055 - Luftgeister greifen an
Autoren: W. K. Giesa
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daran ungewöhnlich? Aber du bist ein wenig zu kriegerisch, mein Lieber. Steck deinen Riesendolch getrost wieder ein – oder halt, laß mich ihn sehen. Ist das wirklich Glas?«
    Mythor nagte verwirrt an seiner Unterlippe. »Sag an, du pelzige Bestie, wer bist du und warum stellst du mir so verbissen nach?«
    Er wußte nicht genau, was er von dem Drachen-Mann halten sollte. Daß dieser darauf verzichtete, anzugreifen, sondern statt dessen eine Unterhaltung begann, beunruhigte ihn. Bisher hatte er in allem und jedem, das nicht wie ein Mensch aussah, einen Feind kennenlernen müssen, und hatte nicht Ramoa gesagt, daß sie von dem Drachen bedroht worden war? Und hatte der Drache sie nicht in der Ebene hinter dem Dschungel niedergeschlagen und sich über die Schulter geladen, um sie irgendwohin zu verschleppen?
    Der über acht Fuß große Drache mit den großen Glubschaugen und den traurig aus seinem Maul hängenden Fangzähnen blieb in respektvollem Abstand vor Mythor stehen. Er gab einen grunzenden Laut von sich. »Erstens bin ich keine pelzige Bestie, sondern der schönste, liebenswerteste, höflichste, zuvorkommendste, freundlichste Beuteldrache der Welt. Zweitens nennt man mich Gerrek, den Mandaler. Drittens«, er zählte an den gespreizten Krallen seiner linken Hand ab, »bin ich der unersetzliche Gefährte einer Hexe, die ohne mich überhaupt nicht auskommt und verloren wäre. Viertens stelle ich dir nicht verbissen nach, sondern habe mich erboten, der Hexe einen Herzenswunsch zu erfüllen, indem ich versuche, ein Gespräch mit dir zu vermitteln.«
    Er strich sich über seinen Bauchbeutel. »Dein Schwert – ist das tatsächlich Glas?«
    »Ich bin Honga«, sagte Mythor.
    »Ich weiß«, bekundete der Beuteldrache. »Laß uns Frieden schließen.« Er streckte seine Pranke aus. Vorsichtig kam Mythor ihm entgegen und ergriff sie; ganz traute er der Friedensliebe des großen Ungeheuers noch nicht. Aber Gerrek dachte nicht daran, ihn zu fressen. Vorsichtig schüttelte er Mythors Hand und ließ dann vorsichtig wieder los.
    »Es sieht gläsern aus, aber es muß etwas anderes sein«, sagte Mythor. »Es ist härter als Glas. Es ist das Schwert Alton.«
    »Aha«, machte Gerrek, als sage ihm das alles. »Paß auf, mein kampflustiger Freund. Laß uns zum anderen Ende der Regenbogen-Brücke gehen. Dort wartet die Hexe mit ihrem Luftschiff.«
    »Was hast du mit Ramoa gemacht?« fragte Mythor.
    »Sie erfreut sich bester Gesundheit und befindet sich bereits im Luftschiff. Komm, Freund, wir haben nicht mehr allzu viel Zeit…«
     
     
    *
     
    Vina schwieg sich über ihre Beobachtung aus. Sie wollte Ramoa nicht irritieren. Die ehemalige Feuergöttin lenkte den Zugvogel sicher an die bezeichnete Stelle. Dennoch kam der neuerliche Luftgeister-Schwarm mit beängstigender Schnelligkeit näher. Vina hoffte, daß Gerrek und der Held bald auftauchen würden. Ansonsten war ein Kampf unvermeidlich. Ein weiteres Ablenkungsmanöver konnte Vina sich nicht leisten. Es war nicht allein der Zeitverlust, sondern auch die Tatsache, daß jede Höhenveränderung Gas- und Ballastverluste erforderte. Die Vorräte waren nicht unerschöpflich.
    Innerlich bereitete sich Vina auf einen Kampf vor. Aber immer noch sagte sie nichts, wunderte sich aber im stillen, daß Ramoa selbst den Schwarm noch nicht bemerkt hatte.
    Über dem Südende der Regenbogen-Brücke hing das Luftschiff jetzt in der Schwebe und wartete auf das Erscheinen von Honga und Gerrek. Vina öffnete den Ausstieg und ließ die Strickleiter hinab, damit es keine weiteren Verzögerungen mehr geben konnte.
    Kühler Wind drang durch die geöffnete Tür herein. Warum erschienen die beiden Gesuchten nicht? Die Zeit drängte. Besorgniserregend schnell kam aus dem Norden der Medusen-Schwarm heran, der noch größer war als der erste.
    Eine dumpfe Furcht wollte sich in Vina ausbreiten. Konnte die Große Barriere einem derartigen Angriff standhalten?
    Und merkte Ramoa immer noch nichts von der durch die Luft heranjagenden Gefahr? Vina löste sich von der Tür und trat zu ihr.
    Da drehte Ramoa nur leicht den Kopf, und ihre Frage kam überraschend für die Hexe.
    »Vina, welche Waffen hat der Zugvogel an Bord, um sich gegen die Luftgeister zur Wehr setzen zu können, bis Honga und Gerrek hier drinnen sind?«
    Leicht berührte Vinas Hand die schmale, samthäutige Schulter des Tau-Mädchens.
    »Keine Waffen, Ramoa… die haben wir Hexen nie nötig gehabt!«
    Mit keiner Gefühlsregung reagierte Ramoa auf
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