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Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Titel: Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt
Autoren: Werner K. Giesa
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»Vielleicht haben sie dem Stummen Großen nur ein paar Fragen gestellt. Und wie solche Fragestunden ausufern, wissen wir ja. Lasst uns hinausgehen.«
    »Es muss eine Falle sein«, stieß Sadagar hervor. »Sie können einfach nicht so dumm sein, diese Gelegenheit verstreichen zu lassen.«
    »Vielleicht gibt es eine bessere Gelegenheit«, sagte No-Ango plötzlich. »Bis Logghard ist es noch ein weiter Weg.«
    Sie traten ins Freie – und dann ertönte das laute Geräusch!
    »Achtung!« schrie Sadagar. »Da sind sie!«
    Mythor fuhr herum. Er sah, wie eine Gestalt sich halb aus einem flachen Graben erhob. Sie war gut getarnt gewesen; obwohl er sich beim Erreichen des Geländes sorgfältig umgesehen hatte, hatte er die Gestalt nicht entdecken können. Doch jetzt hatte der Versteckte sich unfreiwillig verraten.
    Er hatte niesen müssen.
    Unwillkürlich war Mythors Hand zum Schwertgriff geflogen. Er riss die blitzende Klinge hoch.
    Noch schneller war No-Ango. Seine Hand zuckte unter den knielangen Umhang und riss einen Obsidiansplitter hervor, von denen etliche in dem links getragenen Knoten seines Lendentuchs steckten wie die Nadeln eines Schneiders im Nadelkissen. Die andere Hand riss die Pfeilschleuder empor, den ellenlangen Stock mit der Knorpelverdickung am Ende, die ausgehöhlt war. Die Schnelligkeit seiner Bewegungen war unglaublich; blitzartig legte er den zweifingerlangen Obsidiansplitter ein und schleuderte ihn. Mit seiner Pfeilschleuder traf No-Ango immer. Er hatte in seinem ganzen Leben noch keinen Fehlwurf getan.
    Doch diesmal traf er nicht.
    Gerade noch rechtzeitig konnte Mythor eingreifen. In den wenigen Augenblicken, die No-Ango für seinen Angriff benötigte, hatte er erkannt, dass der Mann, der sich dort aus dem Graben erhob, keiner der Todesreiter war. Es war ein alter Mann. Und blitzartig fuhr Mythors Schwert herum und schmetterte mit der Breitseite leicht gegen die Verdickung der Pfeilschleuder. Der Obsidiansplitter jagte mit fürchterlicher Wucht einen halben Meter an dem Alten vorbei in einen Baumstamm.
    Entgeistert fuhr der Rafher herum. »Was tust du?« schrie er, während seine Hand nach dem nächsten Splitter tastete.
    »Lass es«, sagte Mythor leise. »Er ist ungefährlich.«
    »Sie sind tot«, murmelte der Alte. »Sie alle sind tot. Wer seid ihr?«
    Er war auf einen Wink Mythors aus dem Graben gekommen. No-Ango hatte seine Waffe wieder weggesteckt, und auch Mythor schob das Schwert wieder in die Scheide und nannte seinen Namen und die seiner Begleiter.
    »Ich bin Larashi, der Diener von Daumenlos«, sagte der Alte. Er zitterte.
    »Sei unbesorgt«, versuchte Mythor ihn zu beruhigen. »Wir wollen von dir nichts als eine Antwort. Was ist hier geschehen? Wer hat den Stummen Großen und die beiden anderen Männer getötet?«
    Larashi schluckte heftig. Er musste mehrmals neu ansetzen, bis die ersten verständlichen Worte über seine Lippen kamen. Daumenlos, das musste der Stumme Große sein, überlegte Mythor, der jetzt zu einem Stummen Kleinen geworden war, und das wortwörtlich.
    Immer noch zitternd und hin und wieder stockend, berichtete Larashi, was er gesehen hatte. »Ich glaubte, die drei Schwarzen kehrten zu Fuß zurück, um auf die Ankunft des Sohns des Kometen zu warten«, schloss er.
    Mythor ging darauf nicht ein. »Es müssen Drudins Todesreiter sein«, sagte er zu Sadagar und No-Ango. »Larashis Erzählung ist der letzte Beweis. Sie sind immer noch hinter mir her.«
    »Wie zu erwarten war«, knurrte Sadagar.
    Larashis Augen weiteten sich leicht. »Sie sind hinter dir her, Fremder?« fragte er.
    Mythor nickte. »Hinter wem sonst?«
    »Daumenlos erwähnte, dass Drudins Todesreiter den Sohn des Kometen jagen«, stieß Larashi hervor. »Du nennst die drei Mörder die Todesreiter und sagst, dass sie dich verfolgen. Bist du der Sohn des Kometen?«
    »Er ist es«, sagte Sadagar trocken.
    Der Alte sog pfeifend die Luft ein. »Dann bist du der Mann, auf den Daumenlos wartete? Lass sehen, ob du wirklich der Sohn des Kometen bist.«
    »Wie willst du ihn erkennen?« fragte Mythor mit verstecktem Lächeln.
    »Das Mal hinter dem Ohr und die Tätowierung auf der Brust«, sagte Larashi hastig.
    Mythors Lächeln verstärkte sich. Er drehte den Kopf und streifte das lange dunkle Haar zurück, so dass Larashi die Narbe sehen konnte, dann öffnete er sein Wams und präsentierte dem Alten seine Brust. In diesem Augenblick dachte er nicht mehr daran, dass es die Tätowierung nicht mehr gab, aber im nächsten
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