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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
Autoren: Vanessa Farmer
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mir immer treu sein, mein Junge?«
    »Ja, mein Meister!«
    »Du wirst in die Welt hinausgehen und heilen?«, hakte Dragus nach.
    »Jawohl, mein Meister!«
    »Du wirst dich in Zukunft an meine Anordnungen halten?«
    »Ja.«
    Ritas Kopf ruckte hoch. »Verdamm t, Peter! Er ist ein Lügner, ein Betrüger, ein Monster, das dich hypnotisiert!« Sie zerrte an ihren unsichtbaren Fesseln, die ausschließlich aus den Willensschwingungen der Jünger bestanden.
    »Ich verzeihe dir, mein Junge. Du bist geläutert und wirst mir in der Zukunft treu ergeben sein.«
    »Ja, mein Meister!«
    Rita lachte grell. Es konnte sich nur noch um Minuten handeln, und sie würde durchdrehen, würde ganz einfach ausrasten, zu brabbeln anfangen und singend sterben. Was sie erlebte, war mehr, als ein normaler Mensch verkraften konnte, denn es war morbide und fremdartig! Wenn sie den Dialogen zuhörte, hätte sie lachen können. Ein verdammt schlechtes Drehbuch, hätte sie am liebsten ausgespien. Und doch geschah das hier wirklich, war kein Traum, war bittere Realität.
    »Dann beweise deine Treue, Peter!«
    »Ich bin dir treu ergeben!«
    »TÖTE DU SIE! TÖTE SIE FÜR UNS!«
    Die Fackeln knisterten und ein sanftes Vibrieren und Summen, unheimliche Schwingungen, belebten die Stille.
    »Ja, mein Meister!«
     
     
    Peter beugte sich über Rita, die nun gleichzeitig weinte und kicherte.
    Sie war von Anfang an ein Opfer gewesen, dazu auserkoren, Peter zu rehabilitieren, und obwohl sie Hass verspüren sollte, pochte ihr Herz noch immer wie wild vor Gefühl zu diesem Mann. Sie erkannte auf einer schwach aufblitzenden rationalen Ebene, irgendwo weit hinten in ihrem Bewusstsein, dass dieses Gefühl nicht wahrhaftig sein konnte. Wie kann man einen Menschen mögen, vielleicht sogar lieben, der einen verraten hatte und anschließend töten wollte?
    »Ich ... vertraue ... dir«, stammelte Rita unhörbar. Warum redete sie einen solchen Unsinn?
    Sie stand unter dem Einfluss des Heilers. Er war so wie alle anderen hier. Er war ein Monster.
    Peter grunzte. Er richtete sich kerzengerade auf und seine Hände strichen über ihren Körper, zumindest fühlte es sich so an, in Wirklichkeit schwebten Peters Hände zwei Fingerbreit über Rita. Ihre Haut unter dem blauen Kleid kribbelte.
    »Lass dir nicht zu viel Zeit, mein Junge«, feuerte Dragus Peter an. »Es gilt, noch drei weitere Jünger zu Oberen zu machen! Nun töte sie!«
    Rita hielt ihren Blick starr auf Peter gerichtet. Peter Steinert war ein Oberer und er tat seine Pflicht.
    Peters Augen sprangen hin und her und trafen die von Rita. Funkelte in ihnen Mordlust? Nein, sie waren tief und glänzend, so, als blickten sie nach innen. Peter weilte an einem anderen Ort, war gar nicht anwesend. Sein Gesichtsausdruck war der eines Träumenden, während seine Hände über Rita hinweg glitten und sie unter brennende Spannung setzten. Die Hitze wurde immer stärker und Rita schauderte es. Wenn das so weiterging, würde sie von innen heraus verbrennen, wie in einem übergroßen Mikrowellenofen. Das also war der Tod, den Dragus für sie erdacht hatte.
    Es war totenstill in der Eishöhle, abgesehen vom schweren Atmen der Zuschauer. Hin und wieder schluchzte jemand. Keine Menschenseele rührte sich, ja es schien, als wenn sogar Dragus wie versteinert auf der Stelle stand. Sie alle konzentrierten sich auf das, was geschah, fesselten Rita mit ihrem Willen und empfanden mit, was ihr widerfuhr.
    Wehre dich!, schrie es in Rita. Wehre dich! Ich will nicht gegrillt werden!
    Sie versuchte, sich gegen die Kraft, die sie niederdrückte , zu stemmen, aber es war ebenso vergeblich, als hätte sie versucht, mit ihrem kleinen Finger einen Tanklastzug anzuschieben.
    »Peter«, stammelte sie, aber das, was aus ihrem Mund strömte, waren keine Worte, sondern ein tonloses Gurgeln. Gelähmt starrte sich zu Peter hoch, der angestrengt seine Kraft auf Rita konzentrierte.
    Unter dem Tisch, auf dem Rita lag, vibrierte es immer stärker.
    Schwingungen wie die von Basslautsprechern im 21 Club oder im Disco Empire, wo sie mal Steve Luthaker live gesehen hatte. Dumpfe Töne, die kaum hörbar, aber mächtig waren.
    Lichter spritzten vom Kristall hoch.
    Eine seltsame Ruhe bemächtigte sich Ritas. Sie fühlte sich unversehens gelassen und stark und fragte sich in aufregend rationaler Weise, ob sie schon wahnsinnig geworden war . Sie würde sterben , aber sie würde nicht jammern oder betteln. Scheiß drauf! Sie würde sterben und dabei Peter anschauen, einen
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