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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
Autoren: Vanessa Farmer
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knisterte.
    Hinzu kam ein Grollen, das nicht von dieser Welt schien und von draußen zu ihnen hereindrang. Es wurde immer stärker, so als schlage ein mächtiger Gott mit seinem Hammer von außen auf die Höhle.
    Dragus erwachte aus seiner Trance, und die anderen, Licitus eingeschlossen, taten es ihm nach.
    »So also soll es sein?«, rief der Sektenführer und hob seine Arme. Von seinen Fingerspitzen spritzten Funken. »Du hast ihr die große Kraft gegeben, du Verräter!«, sagte er und Peter nahm eine abwehrende Körperhaltung ein. »Weil du wusstest, dass wir während der Bestrafung still sein mussten, hast du das ausgenutzt, um sie auf deine Seite zu ziehen. Du hast sie uns geliefert, und auf diesen Moment gewartet, damit du unsere Kraft ins Gegenteil verkehren konntest. Anstatt sie zu töten, hast du ihr das wahre Leben eingehaucht, unsere Kräfte umgewandelt, den Kristall genutzt und nun ist sie eine von uns und sie hat die Kraft eines Titanen! Du warst schon immer der Beste und Klügste aller Jünger und nun hast du dich in dieser Frau dupliziert!«
    Es kam Bewegung in die Zuschauer. Sie rissen die Kordeln von ihren Kutten und strafften sie zwischen den geballten Fäusten.
    »Tötet sie – beide!«, befahl Dragus. »Licitus - helfe mir!«
    Rita wirbelte herum.
    Vor ihr stand Licitus.
    »Du kannst mich nicht töten«, zischte Rita und nahm eine abwehrende Körperhaltung an. »Ich bin mindestens so stark wie du.«
    Obwohl ich nicht die geringste Ahnung habe, wieso!
    Licitus’ schwarzen Augen blitzten mitleidslos , und seine messerschmalen Lippen kräuselten sich.
    Rita wich keinen Schritt zurück, sondern konzentrierte sich darauf, Licitus abzuwehren. 
    Das Gesicht dieses menschlichen Habichts veränderte sich. Zorn quoll aus jeder Pore, und als er die Lippen zurückzog, sah es aus, als blecke ein tollwütiger Hund seine Zähne.
    »Töte sie, Licitus!«, kreischte Dragus.
    Wie in Zeitlupe drehte Licitus seinen Kopf und starrte seinen Meister an.
    »Töte sie , oder ich tue es!«
    »Ja, Meister.«
    Er nickte wissend und hob seine Arme, als wolle er Rita um den Hals packen und würgen , und Lichter funkelten von seinen Fingern, die er zu Krallen formte, Lichter, die direkt in Ritas Körper drangen, sie aber weder verletzten noch schwächten, sondern ...
    ... ihr Kraft spendeten!
    »Macht Dragus fertig. Vernichtet diesen Teufel«, seufzte Licitus, schloss seine Augen und spendete ihr alle Kraft, allen Einfluss, deren er fähig war, sank in die Knie und blieb schluchzend vor ihr liegen.
    Licitus, der so grausam gewirkt hatte.
    Und nun seinen Meister verriet!
    Sofort scharrten sich einige Jünger um ihn. Schaudernd quälte Rita sich aus ihrer Starre, drehte sich weg, und als sie das krächzende Würgen von Licitus hörte und aus den Augenwinkeln seine wild zuckenden Beine sah, begriff sie, dass man ihn tötete, denn er hatte seinen Meister verraten.
    Wo war Peter?
    Alles um sie herum geriet in Bewegung. Die Wände der Eishalle verzogen sich und Eisplatten, die viele Meter im Quadrat maßen, lösten sich mit grauenhaftem Krachen, Knistern und Poltern. Die Jünger und Oberen heulten, jammerten, huschten durcheinander, stürzten weinend und rappelten sich wieder hoch.
    Ein Tumult war losgebrochen, der von einem Grollen übertönt wurde, wie Rita es noch nie gehört hatte, ein markerschütternder Ton, der sich zu einem Dröhnen steigerte, erst entfernt, dann immer näher kommend, wie eine gigantische Dampflokomotive, ein schnaufendes und pumpendes stählernes Ungetüm, das die Hölle ausgespuckt hatte.
     
     
    »Wir müssen hier raus!«, rief Peter, der neben Rita gesprungen war und sie rau am dünnen Stoff des Kleides mit sich zog. »Anscheinend haben die Schwingungen den Berg durchdrungen und den Schnee des Hanges gelöst. Was da draußen so fürchterlich grollt, ist eine Lawine, die gleich abgeht!«
    »Eine Lawine?«, antwortete Rita und kam sich vor wie eine Närrin. Selbstverständlich hatte es sich nicht um eine Dampflokomotive gehandelt.
    »Peter – wie viel Zeit haben wir noch?«
    »Vielleicht zwei oder drei Minuten!«
    Um sie herum stoben die Jünger davo n und ließen die Licitus’ Leichnam zurück. Eisbrocken krachten von oben , und ein armbreiter Spalt zuckte durch das Eis, der sich vom Eingang der Höhle, die Wände hoch, über die Decke bis zum Ende der Höhle fortpflanzte wie ein dreidimensionaler Blitz.
    Sofort spülte Wasser aus Öffnungen und löschte einige der Fackeln.
    »IHR BLEIBT HIER! IHR
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