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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
Autoren: Vanessa Farmer
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rutschten über ihre Haut. Peter neben ihr war wie ein Fremder, schien weit entfernt zu sein, ganz in Buße versunken.
    Er hatte sie verraten , und man beratschlagte, sie zu töten.
    Es traf Rita wie ein Schlag, ihr wurde schwarz vor Augen und nur mit Mühe konnte sie sich aufrecht halten. Unter Kapuzen hervor wurde sie von lauernden , stechenden Augen betrachtet wie ein Stück Vieh, das man zur Schlachtbank führen würde. Einer von ihnen, vermutete Rita - vielleicht einer der Filmschauspieler? - würde ihr Henker sein.
    Dieser dumme Plan, den sie heute Morgen ausgeheckt hatten, war ein bodenloser Irrsinn gewesen. Sie waren Mäuse , und diese Menschen hier waren die Schlangen.
    Bestenfalls hätte Peter sich eine Waffe besorgen und Dragus damit erschießen können. Und was wäre dann geschehen? Es gab unzählige Zeugen. Hätte Peter ein Massaker anrichten sollen? Und wer garantierte ihr, dass Peter so etwas überhaupt noch wollte? Im Gegenteil wies nichts darauf hin, dass Peter noch ein Interesse an ihrem Wohlergehen hatte. Er war einer der Oberen - er war es und würde es immer bleiben!
    Sie war in ihre eigene Falle getappt, und als Rita das ganze Ausmaß dieser Tragödie erkannte, schüttelte sie erbärmliche Furcht.
    Licitus grinste wie ein Raubtier und starrte Rita an.
    Diesem Habichtgesicht war - darauf hätte Rita gewettet -  der Tod von Peters Bruder egal. Licitus vertraute Peter nicht, und nur durch ihren Tod konnte er sich vergewissern, ob Peter es mit seiner Rückkehr ernst meinte.
    »Macht sie bereit«, winkte Licitus. »Kleidet sie in schöne Stoffe. In einer halben Stunde wird diese Frau für ihren Mord bezahlen!«
     
     
    Zwei Frauen in braunen Kutten führten Rita in eine Nachbarhöhle und befahlen ihr, sich auszuziehen.
    Rita versuchte sich zu wehren, indem sie ihre Arme an den Körper drückte, wurde aber schnell eines besseren belehrt, denn eine der Frauen schlug ihr mit der Handfläche ins Gesicht, sodass sie taumelte und mit dem Rücken gegen die Eiswand prallte.
    Diejenige, die geschlagen hatte, blickte traurig , und ihre Augen glitzerten wie bei einer Drogensüchtigen, weit entfernt und gleichzeitig flammend. »Der Meister weiß, was gut für dich ist ...«, flüsterte sie und reichte ihr ein blaues Kleid. »Er will, dass du schön bist, wenn du stirbst. Er will immer nur das Beste für uns.«
    »Ihr seit total verrückt!«, begehrte Rita auf. »Merkt ihr denn nicht, was dieser Typ mit euch anstellt?«
    Die Frau sprang behände voran , und erneut traf Rita ein beißender Schlag auf die Wange, der sie erneut gegen die Wand taumeln ließ.
    Gelassen zog sich die Frau zurück und sagte: »Vielleicht wäre ein Kommun nicht schlecht für dich, Frau! Aber leider bist du eine Mörderin – schade ... wir hätte dich gerne bei uns gehabt. Dann wärst du nie mehr alleine gewesen - wir wären deine Freunde gewesen. Aber du hast einen von uns getötet - nur weil er eine andere Meinung vertrat als du.«
    »Es war Notwehr ...«, versuchte Rita sich zu rechtfertigen, und für einen Augenblick spielte sie mit dem Gedanken, den Frauen die Wahrheit zu berichten. Himmel noch mal, sie hatte doch nur Peter retten wollen. Hinzu kam, dass diese r Richard sich eigentlich selbst getötet hatte. Er hatte die Kraft, mit der er Peter hatte töten wollen, gegen sich gelenkt. Es war also, genau genommen, ein Unfall gewesen.
    Rita erkannte im selben Moment, wie absurd diese Rechtfertigungen waren. Richard war diesen Typen egal. Man wollte sie, Rita! Man wollte sie töten, um sich Peters Loyalität zu sichern.
    Die beiden Frauen lächelten abwesend und schüttelten wie eineiige Zwillinge den Kopf.
    Diese Frauen ließen keine Gegenwehr zu, Rita musste sich fügen, also zog sie sich aus. Obwohl sie in einer Eishöhle war, war es warm und stickig. Das Eis schwitzte Wärme aus und drei Fackeln spendeten knisternd Helligkeit.
    Noch immer weigerte sich Ritas Verstand endgültig, das, was geschah, als Realität anzusehen, vermutlich ein Regulativ, welches verhinderte, sie wahnsinnig werden zu lassen. Mechanisch , und ohne über ihre erniedrigende Nacktheit nachzudenken, schlüpfte sie in das blaue Kleid.
    »Von Chanel ist dieser Fummel nicht, stimmt‘s?«, knirschte sie.
    Das war doch lächerlich - wie in einem schlechten Film. Eine Sekte, die sich modernster Technologie bedient, feiert bei Fackelschein gespenstische Rituale, kleidet sich in braune Säcke oder Stofffetzen, die aussahen wie aus irgendeinem Secondhand-Shop und
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