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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz
Autoren: Theo Lawrence
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mit ihm zusammen!«
    Ihr langes Haar hatte sie zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden, ihr Gesicht war ungeschminkt. Ich hatte ihr eine Nachricht geschickt und sie gebeten, uns am Circle in den Horsten zu treffen. Ich hatte ihr alles erklärt und sie gebeten, uns zu begleiten.
    »Ich habe Sie noch nie im Untergrund gesehen«, sagt Turk jetzt skeptisch.
    »Ich wurde abgeschöpft«, antwortet Elissa. In ihren Lyra-Tights und dem eng sitzenden Top, beides schwarz, sieht sie kampfbereit aus. »Ich habe keinen Zugang mehr.«
    »Mir hat sie schon einmal geholfen«, erkläre ich Turk. »Sie hat mir gezeigt, was im Abschöpfraum passiert. Turk, sie gehört zu uns.«
    Er kratzt sich an der Stirn. »Wir haben keine Zeit, großartig zu diskutieren.« Er wendet sich an Elissa: »Wenn Aria Ihnen vertraut, werde ich das auch tun.«
    Zum Glück lässt sich der Sitz von Turks Motorrad ausziehen. So können wir zu dritt darauf sitzen.
    Allerdings bin ich zwischen Turk und Elissa eingezwängt und fühle mich wie der Belag eines Sandwichs. Über dem Wasser steigt Nebel auf und zieht wirbelnd zu uns herüber wie der Rauch einer gigantischen Zigarre.
    Als wir die 50. Straße erreichen, fährt Turk langsamer. Der Times Square ist nur ein paar Blocks entfernt und wir wollen keine unnötige Aufmerksamkeit erregen.
    Es beginnt zu regnen. Zuerst nieselt es nur, dann klatschen mir fette Tropfen ins Gesicht. Sofort bin ich durchnässt. »Mist«, flucht Turk. Das Licht unserer Scheinwerfer bohrt sich in den Nebel, so sehen wir wenigstens etwas. Ansonsten hüllen uns Regen, Dunkelheit und Hitze ein. Plötzlich fühle ich mich schlaff. Ich streiche mir das Haar aus dem Gesicht und wische mir die Wangen ab. Keine Zeit für Müdigkeit. Ich habe nur einen Gedanken: Hunter.
    Wieder haben wir einen Block hinter uns gebracht; Turk stoppt vor einer Reihe verfallener Gebäude und stellt den Motor ab. »Von hier aus geht es zu Fuß weiter. Das ist weniger auffällig.«
    Elissa rutscht vom Sattel und ich bekomme wieder Luft. Sie streckt mir die Hand entgegen und hilft mir beim Runtersteigen. Turk rollt das Motorrad zu einem alten Hydranten. Er holt eine Kette heraus und schließt das Bike an.
    Es ist so dunkel, dass ich gerade noch das Weiße in seinen Augen erkennen kann. »Irgendwo hier in der Nähe ist ein Mystikerturm«, sagt er. »Wir können uns also auf bessere Beleuchtung freuen.«
    Schweigend ziehen wir los. Ich halte mich an Turks T-Shirt fest und folge ihm. Hoffentlich kennt er den Weg. Unter meinen Füßen knirscht aufgebrochenes Pflaster und ich stoße gegen eine leere Getränkedose. Den Broadway-Kanal sehe ich nicht mehr, aber ich höre, wie das Wasser an den Beton schlägt; ein fauliger Salzgeruch steigt mir in die Nase.
    Ein oder zwei Blocks weiter biegen wir rechts ab und überqueren eine Brücke, ehe ich den Mystikerturm in der Ferne sehe. Er taucht die ganze Gegend in schummriges Licht. Die Energiewirbel folgen dem Muster »weiß-gelb-grün, weiß-gelb-grün«. Ich lausche nach vertrauten Stimmen – von Hunter oder meinen Eltern –, doch ich höre nur Passanten, unsere eigenen Schritte und mein Herzklopfen.
    Das Viertel ist schäbig. Auf der Straße liegt überall Müll, die Ladenfenster sind mit Graffiti beschmiert oder eingeschlagen. Die Gebäude stehen dicht gedrängt wie schiefe Zähne. Ratten huschen vorbei und schleppen Papier oder verdorbene Lebensmittel davon. Über den Eingängen der leer stehenden Theater hängen ausgeblichene Markisen. Die Glühbirnen der Anzeigetafeln sind zerstört oder fehlen ganz.
    »Früher war dies das Zentrum der Stadt«, sagt Turk, als wir eine große Kreuzung überqueren. An einem Pfosten auf einer der Brücken hängt ein grünes Schild. Ich lese 42. STRASSE . Vor uns liegt der Eingang der alten U-Bahn-Station – der größte, den ich bislang gesehen habe. Über den Eingang sind Kreise in Rot, Gelb und Blau gemalt, die je eine verblasste Ziffer enthalten.
    Ich schaue mich nach Elissa um. Sie scheint etwas zu suchen. Unsere Blicke treffen sich, und sie wirkt, als hätte ich sie bei etwas ertappt. Doch sie entspannt sich und lächelt.
    »Gelangt man hier in den Untergrund?« Ich zeige auf den U-Bahn-Eingang, der mit Betonblocks und Stahlträgern versperrt ist. Nach einem Zugang sieht das nicht aus. Ich suche nach einem grünen Pfosten wie am South Street Seaport, entdecke jedoch keinen.
    Turk schüttelt den Kopf. »Nein. Der Eingang ist dort drüben.« Er zeigt nach vorn. Einen halben Block entfernt
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