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My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark

Titel: My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
Autoren: Corina Bomann
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Papier. Es ist ein wenig durchsichtig, also kann man die Skizze drunterlegen und dann abzeichnen. Das machen Anime-Zeichner auch, wenn sie einen Trickfilm erstellen. Niemand kann Tausende Male ein und dasselbe Gesicht frei Hand zeichnen!
    Nach etwa einer halben Stunde bin ich mit den Umrissen fertig und betrachte meine Arbeit mit ausgestrecktem Arm und zusammengekniffenem Auge. Ja, es gefällt mir schon ganz gut. Aber jetzt kommen wir zu dem wichtigsten Teil, den Umrandungen, Schattierungen und vielleicht auch der Farbe. Und die Sprechblasen nicht zu vergessen.
    Gut, in den ersten Szenen gibt es noch nicht viel Text. Ich lasse Lucien über einen mondbeschienenen Friedhof wandern, hin zum Herrenhaus, in dem seine Geliebte wohnt. Die beiden werden sich heute zum ersten Mal treffen und er wird zum Schluss ganz verlegen und durcheinander in die Nacht flüchten. Ein klitzekleines bisschen hört sich das doch nach meiner Geschichte an, auch wenn Mark, mein Vampirprinz, nicht geflohen ist. Vielleicht sollte ich Lucien etwas von seiner Herzensdame Madeleine finden lassen, das er ihr zurückbringen kann? Und wenn sich die beiden sehen, sprühen die Funken! Ja, genau, das füge ich meiner Geschichte noch hinzu! Dazu brauche ich nur ein paar Kleinigkeiten zu ändern.
    In meinem Eifer vergesse ich ganz, nach meinen Konkurrenten zu schauen. Und auch Mark tritt erst einmal in den Hintergrund. Ich bin mir sicher, dass mein Gefühl es mir schon sagen würde, wenn er verschwindet. Aber bis jetzt sind meine Alarmglocken noch still.

    Als ich mit der Bleistiftzeichnung zufrieden bin, beginne ich, alles mit Fineliner zu umranden. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich noch mehr als eine Stunde zum Ausmalen und Schraffieren habe, das reicht massig.
    Zwischendurch huschen Thomas und die Verkäuferinnen durch die Reihen und verteilen Trinkpäckchen, damit die Künstler nicht austrocknen.
    Ich hätte gedacht, dass Thomas zu mir kommen würde, aber er tut das nicht. Er versorgt die hintere Reihe, während ich mein Päckchen von der Verkäuferin bekomme, die mir vor einer Woche das Kuvert abgenommen hat. Ich lächle sie an, doch da ist sie schon beim nächsten Tisch.
    Erst jetzt sehe ich, dass das Mädchen nebenan, die vorhin so verträumt in die Luft geschaut hat, schon mit dem Kolorieren angefangen hat. Wahnsinn! Dann hat sie ihre Nachdenklichkeit wohl nur gespielt, um die anderen zu verwirren. Das Mädchen auf der anderen Seite, die gleich nach den Stiften gegriffen hat, hat einen beträchtlichen Haufen Radiergummiraspel um sich herum verteilt. Offenbar war es für sie doch nicht das Richtige, ganz auf Vorskizzen zu verzichten. Von den anderen Teilnehmern vor und hinter mir bekomme ich nichts mit. Ich will mich nicht neugierig umdrehen und nach vorn versperren mir die Rücken die Sicht. Außerdem muss ich mich sputen, wenn zu den Farben auch noch anständige Schattierungen auf das Bild sollen. (Die brauche ich bei meiner Story!)
    Noch einmal kurz vergewissert, dass Mark immer noch da ist (Mann, kann der schnell lesen, er hat das halbe Buch schon durch!), dann geht es weiter.
    Die Schraffuren und Texturen sind bei einem Manga sehr wichtig. Wichtiger noch als die Farben. In den Mangabänden wird außer bei Artworks meist auf Farben verzichtet. Alles
ist nur schwarz-weiß, und da kommt es auf jeden Strich an.
    Das Schattieren geht mir heute aber ziemlich gut von der Hand (ich habe ja den verschlissenen Look geübt), und schon nach den ersten Bildern finde ich es beinahe schade, das Ganze auch noch zu kolorieren. Die Bilder, die ja vorwiegend in der Nacht spielen, kommen in Schwarz-Weiß am besten raus. Höchstens für die Augen des Vampirs, die Lippen des Mädchens und den Stein des Rings, den Lucien seiner Madeleine zum Abschied gibt (früher hatten sie ja keine Handys, sonst wäre es eine Handynummer oder so gewesen), werde ich ein feuriges Rot nehmen, alles andere werde ich so lassen, wie es ist. Auch auf die Gefahr hin, dass ich gegen kolorierte Zeichnungen abstinke, denn so gut habe ich Schraffuren und Schatten noch nie hinbekommen!
    Jetzt nur noch die Sprechblasen. Platz habe ich mir dafür von Anfang an gelassen, jetzt kommt es darauf an, was man da reinschreibt. Natürlich müssen auch ein paar Herzchen dazu (in die Gedankenblasen von Lucien und Madeleine) und die Dialoge dürfen auch nicht allzu peinlich klingen.
    Ich orientiere mich also lieber
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