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Mutti geht's gut: Wahre Geschichten aus dem Leben einer Tochter (German Edition)

Mutti geht's gut: Wahre Geschichten aus dem Leben einer Tochter (German Edition)

Titel: Mutti geht's gut: Wahre Geschichten aus dem Leben einer Tochter (German Edition)
Autoren: Laura Windmann
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erzähle, dass ich drei Handwerker wegen einer Kleinigkeit anrufen musste und es mir schlecht dabei ging, weil mir ja solche Anrufe überhaupt nicht liegen.
    Und ich ahne, dass es mir selbst sicherlich zunehmend schwerfallen wird, meinen Haushalt zu organisieren, von wildfremden Handwerkern mein Haus reparieren zu lassen oder bei Behörden anzurufen, wenn ich einmal das gesegnete Alter von achtzig Jahren erreichen werde.
    Mir ist auch klar, dass die Irritation zwischen uns unter anderem deswegen entsteht, weil wir von der jeweiligen Zeit geprägt sind, in der wir unsere Erfahrungen gesammelt haben. Meine Einstellung zu vielen Dingen unterscheidet sich oft wesentlich von der, die Muddi hat. Ein Beispiel ist die Ehe: Heutzutage wird beispielsweise jede dritte Ehe geschieden, während Mann und Frau zu Muddis Zeiten einfach ein Leben lang zusammenblieben. Und daher haben Muddi und ich, was das Zusammenleben in der Ehe angeht, einfach unterschiedliche Ansichten: Mir ist klar, dass man sich in seinem Leben auch noch mindestens einmal umorientieren kann, ohne dass die Welt davon untergeht. Für meine Mutter kommt die Trennung von Ehepartnern nicht infrage, auch wenn beide sich am liebsten gegenseitig umbringen wollen.
    Und wahrscheinlich wird der Generationenunterschied in Zukunft nicht leichter, denn die Ansichten ändern sich heute schneller als je zuvor. Die Zeit scheint rascher abzulaufen – aufgrund der hohen Technisierung oder eines gesteigerten Leistungsdrucks von außen hat man das Gefühl, sich in einem Hamsterrad zu befinden, das man nur noch unzureichend versteht. Das geht auch mir so. Handy, MP 3-Player, Musik rund um die Uhr auf allen Ohren, Kontaktpflege via Internet, TV auf dem Rücksitz im Auto oder im Zug und die 178.000 Mails, die zu checken sind – Muddi hat recht: Bald kommen wir da nicht mehr mit!
    Stellen Sie sich einmal vor, ein paar weitere Jahre sind verstrichen, Sie wären inzwischen achtzig und gingen gemütlich am Discounter Ihres Vertrauens vorbei. Plötzlich erschiene wie aus dem Nichts an der Ladentüre das Hologramm eines Verkäufers dieser Ladenkette, lächelte Sie an und fragte Sie: »Guten Tag, Frau Müller, wie geht es Ihnen? Sie haben bereits seit fünf Tagen, 12 Stunden und 37 Minuten nicht mehr bei uns eingekauft! Gefallen Ihnen unsere Artikel nicht? Unser aktuelles Angebot: genmanipulierte Zwiebelmettwurst in den Farben Grau, Gelb, Neongrün und Violett! Schauen Sie doch herein!«
    Würden Sie dann nicht gleich, wenn Sie Ihr Zuhause erreicht hätten, Ihre Tochter anrufen und sagen: »Kind, ich halte das nicht mehr aus! Ich will keine neongrüne Zwiebelmettwurst! Ich glaub, ich bring mich um …«
    Was ich damit sagen will: Denken Sie kurz nach, bevor Sie jedes Mal wie ein HB -Frauchen in die Luft gehen, wenn Muddi Sie auf die Palme gebracht hat!
    Grundsätzlich ist nämlich alles gar nicht so schlimm. Muddi meint’s meistens nicht so. Sie ist nur von Zeit zu Zeit verzweifelt oder des Lebens überdrüssig.
    Überdies habe ich festgestellt, dass ich sie stets mit einem Stückchen Kuchen, einer Tasse Kaffee und schnellem Themenwechsel aus ihrem Jammertal befreien kann.
    Bei allen Situationen, in denen kein Kuchen in der Nähe ist – siehe Bonusmaterial auf den nächsten Seiten: Kopf hoch! Wenn Muddi einmal nicht mehr da ist, gehören Sie selbst zum alten Eisen. Und dann sind Sie auf tolerante Verwandte angewiesen, die ebenso die Ruhe bewahren wie Sie jetzt!
    In jedem Fall alles Gute für Sie und Ihre Muddi!
    Ihre
    Laura Windmann



Bonusmaterial
Die ungeschnittene Fassung einer Unterhaltung mit Muddi auf der Fahrt zum Kaufmarkt
    Muddi: » Hast du die Dicke da eben gesehen? Um Gottes willen, wie kann man nur so einen fetten Hintern haben?«
    Laura: »Muddi, ich muss nach vorne gucken.«
    Muddi: »Am Sonntag waren Margot und ich wieder im Eiscafé. Diesmal hatte ich ein Leckerli für den kleinen Hund von Frau Krause dabei. Du weißt doch, Laura, wen ich meine? Die Besitzerin des Cafés, weißt du?«
    Laura: »Ja, Muddi.«
    Muddi: »Gott, der hat ja ein kleines Schnäuzchen! Ich musste das Leckerli in winzige Stückchen zerteilen! Wie heißen die kleinen Hunde noch mal? Mensch, wie heißen die denn? Laura, nu sag doch mal!«
    Laura: »Warte, ich muss eben nach hinten gucken, ich will abbiegen!«
    Muddi: »Ach Gott, ich dachte, du hättest schon längst nach hinten geschaut!«
    Laura: »Nee!«
    Muddi: »Und wie heißt jetzt diese winzige Rasse, Laura?«
    Laura: » PINSCHER , MUDDI !
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