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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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überhaupt zu der Veranstaltung gehen sollte. Ich hätte dort außer Hanna niemand gekannt. Für die extrovertierte Hanna war es ja kein Problem, Menschen kennenzulernen. Aber ich? Während wir weiter in Richtung Festhalle gingen, sah ich mich vor meinem geistigen Auge allein mit Clownskostüm und alkoholfreiem Cocktail in einer Ecke sitzen. Ich wollte dort nicht mehr hingehen, wollte Hanna aber auch nicht hängen lassen. Hanna ahnte zu dem Zeitpunkt nichts von meinen Zweifeln. Als wir die Straße überquerten, drehte ich mich wortlos um und ging zurück. Hanna war selbstverständlich außer sich. Sie fragte mich, wo ich hin wollte. Ich antwortete lediglich: ›Nach Hause.‹ Ohne ein weiteres Wort ließ ich sie stehen. So war ich und so bin ich heute noch.
     
    »Jan, ich habe dir gesagt, das ist Pauls Bobby-Car! Dein Bobby-Car ist zu Hause. Spiel doch mit der Schubkarre.«
    »Ich will aber Bobby-Car fahren. Immer die blöde Schubkarre!«
    Ein erneuter Wutanfall meines Sohns beendete unser Gespräch. Ich beschloss, meine Gedanken nicht mehr länger an jemand zu verschwenden, der nicht mehr Teil meines Lebens war, sondern mich auf mein heutiges Leben und meine Familie zu konzentrieren.
     
    Von: XING
    Gesendet: Dienstag, 3. März 2009, 19:21
    An: Hanna Duplancic
    Betreff: XING: Maxi Anders möchte Sie als Kontakt
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    XING – Powering Relationships
     
    Sehr geehrte Frau Duplancic,
     
    Maxi Anders möchte Sie auf XING als Kontakt hinzufügen.
     
    [email protected]
     
    Ihr XING-Team
    http://www.xing.com/go/help

1
    Das Erste, was ich morgens mache, ist den PC zu starten. Dann rufe ich meine E-Mails ab und hole mir einen Kaffee. Schwarz wie meine Seele, sage ich immer, wenn mich jemand fragt, wie ich ihn trinke. Meine Seele ist gar nicht schwarz, aber ich liebe es, Fragen aufzuwerfen. Die meisten Menschen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, kommen mit meinem Wesen nicht so recht klar, und je älter ich werde, desto weniger Menschen sind flexibel genug, auf meine Art Humor einzusteigen. In der Schule konnte ich meinem Reli-Lehrer noch ungestraft Bekleidungstipps vor versammelter Klasse geben, mit Lachern auf meiner Seite versteht sich.
    »Das Hemd passt nicht zur Krawatte. Eines von beiden müssen Sie dann wohl ausziehen!« Der Politiklehrer musste ebenfalls dran glauben. Als er von uns wissen wollte, warum denn Politiker immer in Anzügen rumlaufen, hatte ich sofort die passende Antwort für ihn parat: »Anzüge drücken Seriosität und Vertrauen aus. Logisch, dass wir den Politikern glauben, was sie so von sich geben. Schauen Sie sich doch an. Mit Ihren Ökoklamotten und dieser Röhrenjeans würden Sie in der Politik nicht gerade Karriere machen.« Ich kam wirklich ungestraft davon, obwohl ich mich stets an der Grenze zur »Sechs, setzen!« bewegte. Meine Lehrer sahen keine Bösartigkeit dahinter. Heutzutage wird mir das leider hin und wieder unterstellt. Zum Beispiel von den Supermüttern aus dem Kindergarten meiner Tochter. Die finden es gar nicht witzig, wenn man ihre grölenden Lieblinge als ›kleine Sackgesichter‹ bezeichnet. Zugegeben, meine Wortwahl ist nicht immer ladylike, aber Mund halten und Leisetreten haben noch nie zu meinen Stärken gehört. Inzwischen weiß ich, dass es genau diese Eigenschaften sind, die mir helfen, mich im Arbeitsleben durchzusetzen. An der Universität war ich Mitglied der Fachschaft. Dort gehörte es zum Tagesgeschäft, das Maul aufzumachen. Am Tag der feierlichen Diplomverleihung gab mir der Dekan dann auch einen ganz persönlichen Rat mit auf den Weg: »Liebe Frau Duplancic, bleiben Sie, wie Sie sind. Seien Sie laut und verrückt! Und, suchen Sie sich Verbündete, immer und überall!«
     
    Genau das tue ich nun seit einigen Wochen. Es ist schier unglaublich, wie einfach es ist, in Zeiten des Internets Kontakte zu knüpfen. Man muss sich nur in den richtigen Netzwerken, Foren und Newsgroups tummeln, am besten täglich ein paar nette E-Mails schreiben und kurze Zeit später zählt man eine Menge neuer Fans, Followers und Freunde zu seinem Bekanntenkreis.
    An diesem speziellen Morgen im März, nachdem ich mich nach monatelanger, nervenzehrender Stellensuche dazu entschieden hatte, mir selbst einen Job zu geben und mein eigener Chef zu werden, war wieder mal eine Einladung aus dem Business-Netzwerk XING in meinem Postfach gelandet. Doch dieses Mal bestätigte ich nicht wie sonst sofort die E-Mail-Anfrage, um der langen Liste meiner hoffentlich einmal
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