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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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gar nicht ins Bett gehen. Typisch Südländerin …
    Ich kann eher in Ruhe E-Mails schreiben als ungestört telefonieren.
     
    Liebe Grüße,
    Hanna
     
    Von: Maxi
    Gesendet: Mittwoch, 4. März 2009, 18:37
    An: Hanna
    Betreff: AW: Grüße aus MG ;-))
     
    Das ist ja witzig. Meine Mutter lag letztes Jahr im Maria Hilf und wir sind quasi aneinander vorbeigelaufen.
    Statt Wissen habe ich in den letzten Jahren jede Menge Erfahrungen angehäuft. Aber auch die haben mich nicht verändert, nur meinen Horizont erweitert, wie es so schön heißt.
    Als Till kleiner war, ist er auch so spät schlafen gegangen. Mit einem Kind war das kein Problem. Alex war froh, auch noch was von seinem Sohn zu haben. Aber als Jan dann dazu kam, hatten wir das Gefühl, überhaupt nichts mehr voneinander zu haben. Ich war abends doch deutlich früher müde und bin sozusagen mit den Kindern weggedöst. Deshalb gehen unsere Kinder jetzt um 20 Uhr schlafen.
    In Ruhe kann ich eigentlich weder mailen noch telefonieren. Wenn ich eine längere Mail schreibe, muss ich hinterher das Büro aufräumen. Wenn ich telefoniere, zieht die Karawane hinter mir durchs ganze Haus. Zum Schluss flüchte ich immer ins Bad; das kann ich abschließen. Aber ich habe mich an das Chaos gewöhnt. Ich wollte immer Leben im Haus. Jetzt ist es so und ich genieße es – meistens. Zeitweise fühle ich mich auch eher wie Lynette von den Desperate Housewives, aber dann nehme ich mir einen Austag. Eine ›Toffifee Mama‹ bin ich schließlich nicht.
    Jetzt sehe ich mir oben in den Kinderzimmern das Ausmaß der Katastrophe an und werde mit der Rasselbande noch schnell zu Abend essen, bevor ich dann zum Elternabend in die Schule gehe. Mein Kind kommt in die Schule – ich bin total aufgeregt!
    Übrigens hat meine Mutter gestern von dir gesprochen, weil sie deinen Namen in irgendeinem Kindergartenartikel in der Rheinischen Post gelesen hatte.
    Ich wünsche dir einen schönen Abend, freue mich, wieder mehr von dir zu hören,
     
    Maxi

2
    Jetzt hatte ich es tatsächlich geschafft. Ich war über meinen Schatten gesprungen und hatte den ersten Schritt gemacht. Und es tat gar nicht weh. Im Gegenteil. Ich war froh darüber, dass wir wieder Kontakt hatten, und ich hoffte, dass von unserer Freundschaft mehr übrig geblieben war als ein paar belanglose E-Mails mit Fragen wie: ›Wie geht es dir? Mir geht es gut.‹ In den vergangenen zehn Jahren hatte ich immer mal wieder mit einem dumpfen Gefühl im Bauch an Hanna gedacht, und gelegentlich geisterte sie auch durch meine Träume. Meine beste Freundin fehlte mir sehr, aber das Bewusstsein, dass ich ihr nicht mehr wichtig war, stimmte mich so traurig, dass ich in all den Jahren keinen Versuch unternommen hatte, den Kontakt wieder herzustellen. Der Zeitungsartikel war für mich ein Zeichen gewesen, auf das ich intuitiv reagiert hatte. Nach ihrer spontanen Antwort hatte ich das Gefühl, endlich einen Teil von mir wiedergefunden zu haben, auch wenn sie auf meine offene Freude sehr zurückhaltend reagierte. Das war ja nachvollziehbar. Immerhin hatten wir zehn Jahre nichts voneinander gehört. Da muss man sich langsam rantasten. Oder stand doch noch die Hochzeit zwischen uns? Sollte ich sie darauf ansprechen? Ja, das sollte ich, aber nicht gleich. Das Band zwischen uns war noch so dünn, es glich eher einem Bindfaden. Ich wollte nicht, dass sie sich gleich wieder zurück zog. Ich hatte das starke Bedürfnis, mit ihr zu reden, stundenlang zu telefonieren so wie damals. Aber das wollte sie offensichtlich noch nicht. Diese Art Zurückhaltung kannte ich gar nicht an ihr. Hanna war der impulsivste Mensch auf dieser Welt. Jedes Gefühl drängte normalerweise sofort und heftig an die Oberfläche. Ihre bewusst neutral gehaltenen Mails verunsicherten mich, aber Nähe lässt sich nun mal nicht auf Knopfdruck herstellen.
    »Rate mal, mit wem ich heute gemailt habe«, begrüßte ich meinen Mann am Abend, während ich in der Küche das Abendbrot vorbereitete. Ich hatte Alex während meiner Studienzeit in Heilbronn kennengelernt. Nachdem ich mich im ersten Semester erst einmal umgeschaut und ausgetobt hatte, baute ich im Verlaufe des zweiten Semesters zu Alex eine freundschaftliche Beziehung auf. Ich empfand es als äußerst angenehm, dass dieser Junge wohl keinerlei Hintergedanken hatte, wenn er mich nachts um ein Uhr zum Schwimmen ins Freibad am Wertwiesenpark abholte. Es war ein unglaublich heißer Sommer. Das Thermometer an der Kreissparkasse in der Nähe der
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