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Muster - Steffen-Buch

Muster - Steffen-Buch

Titel: Muster - Steffen-Buch
Autoren: Raidy
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Fenster im Wohnzimmer und Esszimmer. Lichterketten umrahmten unsere Schlafzimmerfenster. Jeden Abend schlief ich im sanften Licht-schein der bunten Lichterkette, deren Lämpchen vor sich hin blinkten, ein.
    Unser Weihnachtsbaum war nie auch nur einen Zentimeter kleiner als zwei Meter, und die ganze Familie brauchte Stunden, um ihn zu 17

    schmücken. Jedes Jahr gebührte einem von uns Jungen die Ehre, den Engel auf die Baumspitze setzen zu dürfen, während Vater den Baum mit seinen starken Armen festhielt. Nachdem der Baum geschmückt war und wir zu Abend gegessen hatten, stiegen wir alle in unseren Kombi und fuhren in der Nachbarschaft herum, um die Weihnachts-dekoration an anderen Häusern zu bewundern. Mom verglich die anderen Häuser mit unserem und redete wie ein Wasserfall über ihre Ideen für größere und bessere Dekoartikel für das nächste Weihnachtsfest, aber meine Brüder und ich wussten ganz genau, dass unser Haus immer das schönste war. Wenn wir dann nach Hause zurückkehrten, setzte sich Mom mit uns an den Kamin und wir tranken einen Becher Milch mit Ei. Während sie uns Geschichten erzählte, erklang Bing Crosbys
    »White Christmas« auf der Stereoanlage. Ich konnte in der Vorweih-nachtszeit oft vor Aufregung nicht schlafen. Aber manchmal nahm mich Mutter auf den Schoß und ich schlief ein, während ich dem Kni-stern und Knacken des Feuers lauschte.
    Je näher Weihnachten rückte, desto aufgedrehter wurden meine Brüder und ich, da der Geschenkestapel unter dem Weihnachtsbaum jeden Tag größer wurde. Und wenn es endlich so weit war, gab es dutzende von Geschenken für jeden von uns.
    Am Heiligen Abend sangen wir nach dem Festessen Weihnachts-lieder und danach durfte jeder ein Geschenk auspacken. Anschließend wurden wir ins Bett geschickt. Ich spitzte immer die Ohren, als ich im Bett lag, und wartete auf das Klingeln der Glocken am Schlitten des Weihnachtsmannes. Doch ich schlief jedes Mal ein, ehe ich hören konnte, wie sein Rentier auf dem Dach landete.
    In der Morgendämmerung schlich Mom in unser Zimmer, um uns zu wecken, und flüsterte: »Der Weihnachtsmann ist gekommen!« In einem Jahr gab sie jedem von uns einen gelben Tonka-Plastikhut und ließ uns mit dem Hut auf dem Kopf ins Wohnzimmer marschieren. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis wir das bunte Einwickelpapier von den Paketen gerissen hatten, die fast alle neues Spielzeug enthielten.
    Aber wir bekamen auch neue Bademäntel; die zogen wir über und gingen mit Mom in den Garten, um uns den riesigen Weihnachtsbaum von draußen durch das Fenster anzusehen. Ich erinnere mich, dass ich Mom in jenem Jahr weinen sah, als wir im Garten standen. »Warum bist du traurig?«, fragte ich sie. »Ich weine, weil ich so glücklich bin, eine echte Familie zu haben«, erwiderte sie.
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    Da Dad als Feuerwehrmann oft 24-Stunden-Schichten hatte, nahm Mom uns häufig auf Tagestouren zu Orten wie dem nahe gelegenen Golden Gate Park in San Francisco mit. Während wir langsam durch den Park fuhren, erklärte Mom die Unterschiede zwischen den verschiedenen Parkarealen und sagte, wie sehr sie die schönen Blumen bewunderte. Zuletzt besuchten wir immer das Steinhart-Aquarium, das auch in diesem Park liegt. Meine Brüder und ich sausten die Treppe hinauf und stürmten durch die schweren Türen. Wir waren entzückt, wenn wir über dem schmiedeeisernen Zaun mit Seepferdchenmuster lehnten und auf den kleinen Wässerfall und den See tief unter uns schauen konnten. In diesem See hausten die Alligatoren und die großen Wasserschildkröten, ihn liebte ich als Kind am meisten. Einmal bekam ich Angst, als ich daran dachte, dass ich durch die Streben des Zauns rutschen und in den See fallen könnte. Ich sagte kein Wort, aber Mom muss meine Angst gespürt haben. Sie blickte auf mich hinunter und nahm mich behutsam an die Hand.
    Das Frühjahr war die Zeit der Picknicks. Mom bereitete am Vorabend eines Ausflugs ein Festmahl mit Brathähnchen, Salaten, Sandwiches und vielerlei Desserts zu. Früh am nächsten Morgen brausten wir dann in unserem Kombi zum Junipero Serra Park. Sobald wir angekommen waren, sprangen meine Brüder und ich aus dem Auto, rannten mit ausgebreiteten Armen wie wild über die Wiesen und ließen uns vom Zauber der Natur beflügeln. Zuweilen gingen wir auf Entdek-kungsreise und erkundeten einen neuen Pfad. Mom musste uns immer regelrecht zwingen, eine Pause zu machen, wenn es Zeit zum Mittagessen war. Wir schlangen unser Essen hinunter, um möglichst
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