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Muster - Steffen-Buch

Muster - Steffen-Buch

Titel: Muster - Steffen-Buch
Autoren: Raidy
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Sie lächelte und sagte: »Ich wollte deinen Dad einfach überraschen.«
    Was den Haushalt anbelangte, war Mom ein absoluter Putzteufel.
    Wenn sie für meine Brüder und mich das Frühstück gemacht hatte, putzte, entstaubte, desinfizierte und saugte sie das ganze Haus. Kein Zimmer in unserem Haus blieb von ihrem Putzwahn verschont. Als wir älter wurden, achtete Mom darauf, dass wir unseren Anteil an der Hausarbeit erledigten und unsere Zimmer sauber hielten. Auch die Blumen-beete im Garten, um die sie die gesamte Nachbarschaft beneidete, pflegte sie hingebungsvoll. Alles, was Mom berührte, verwandelte sich in Gold. Sie hielt nichts davon, etwas nur halb zu tun, und sagte uns oft, dass wir immer unser Bestes geben müssten, was immer wir auch in Angriff nahmen.
    Mom war wirklich eine begabte Köchin. Ich glaube, von all den Dingen, die sie für uns tat, war es ihre Lieblingsbeschäftigung, neue und exotische Mahlzeiten zu kreieren. Dies galt besonders an den Tagen, an denen Vater zu Hause war. Mom verbrachte dann Stunden damit, eines ihrer phantastischen Gerichte zu zaubern. Wenn Vater arbeitete, nahm Mom uns manchmal zu aufregenden Besichtigungs-touren in die Stadt mit. Einmal fuhr sie mit uns nach Chinatown in San Francisco, und während wir in diesem Stadtteil herumfuhren, erzählte sie uns, was sie über die chinesische Kultur und Geschichte wusste.
    Nach unserer Rückkehr legte Mom eine Platte auf und wunderschöne Klänge aus dem Fernen Osten erfüllten unser Haus. An diesem Abend schmückte sie das Esszimmer mit chinesischen Laternen, dann zog sie einen Kimono an und tischte eine Mahlzeit auf, die uns sehr exotisch erschien, aber köstlich schmeckte. Nachher verteilte Mom Glückskekse und las uns die Sprüche vor, die darin steckten. Ich hatte das Gefühl, dass die Botschaft in meinem Keks eine schicksalhafte Bedeutung für mich hatte. Ein paar Jahre später, als ich schon lesen konnte, fiel mir einer dieser Sprüche wieder in die Hand. Er lautete: »Liebe und ehre deine Mutter, denn sie ist die Frucht, die dir Leben spendet.«
    Zu jener Zeit war unser Haus voll gestopft mit Haustieren - wir hatten Katzen, Hunde, Aquarien mit exotischen Fischen und eine Schildkröte namens »Thor«. Ich kann mich am besten an die Schildkröte erinnern, weil Mom mich den Namen für sie aussuchen ließ, nachdem meine Brüder sich Namen für die anderen Haustiere hatten 16

    ausdenken dürfen. Ich war sehr stolz, dass ich nun an der Reihe war und benannte das Reptil nach meiner Lieblingscomicfigur.
    Die Zwanzig- und Vierzig-Liter-Aquarien schienen überall zu sein.
    Es gab mindestens zwei im Wohnzimmer und eines mit Guppys in unserem Kinderzimmer. Mom dekorierte die beheizten Wasserbehälter mit farbigem Kies und bunten Bändern - mit allem, was ihnen ihrer Meinung nach ein naturgetreueres Aussehen verlieh. Wir saßen oft neben den Aquarien, während Mom uns die Namen der verschiedenen Fischarten beibrachte. Die eindrucksvollste von Moms Lektionen er-hielten wir jedoch eines Sonntagnachmittags. Eine unserer Katzen verhielt sich merkwürdig. Mom setzte sich mit uns zu der Katze und erklärte uns, dass sie im Begriff sei, Junge zu bekommen, und wie die Geburt abläuft. Nachdem alle Katzenbabys sicher aus der Mutter her-ausgeglitten waren, nutzte Mom die Gelegenheit, uns aufzuklären.
    Ganz gleich, was wir unternahmen, Mom machte irgendwie eine lehr-reiche Lektion daraus, obschon es uns gewöhnlich gar nicht bewusst war, dass sie uns etwas beibrachte.
    Für unsere Familie läutete Halloween - in jenen guten Zeiten - die Zeit der Vorfreude auf Weihnachten ein. An einem Oktoberabend, als der riesige Vollmond in voller Pracht am Himmel stand, eilten wir mit Mom aus dem Haus, um uns den »großen Kürbis« anzuschauen. Als wir wieder ins Kinderzimmer zurückgingen, forderte sie uns auf, unter unsere Kopfkissen zu schauen, und siehe da, wir fanden Matchbox-Rennautos darunter. Meine beiden Brüder und ich quietschten vor Freude, und Mom hatte vor Stolz ganz rote Wangen.
    Am Tag nach dem Erntedankfest verschwand Mom gewöhnlich im Keller, um dann mit riesigen Kisten wiederzukommen, die mit Weih-nachtsdekoration gefüllt waren. Sie stellte sich auf eine Leiter und befestigte Weihnachtsgirlanden an den Deckenlampen, und wenn sie fertig war, strahlte jedes Zimmer in unserem Haus in festlichem Glanz.
    Im Esszimmer arrangierte Mom rote Kerzen in verschiedenen Größen auf ihrer geliebten Eichenkommode. Schneeflockenmuster zierten jedes
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