Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen?
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
mich nach dem Essen mal treffen könnte. Allein. So gegen neun Uhr. Am besten vor unserem Bungalow, und welche Nummer der denn habe.
    »Of course, but why?«
    Das werde er mir dann schon sagen, meinte er und verschwand. Kaum war er weg, als Steffi losgluckste. »Ich kann mir ja denken, daß bei den Burschen der sexuelle Notstand herrscht. Sie kommen wochenlang nicht von der Insel runter, haben ständig halbnackte Frauen um sich, die aber unerreichbar sind, und abreagieren können sie sich bestenfalls unter der kalten Dusche. Kein Wunder, daß sie auf dumme Gedanken kommen. Ich verstehe nur nicht, wieso der Knabe ausgerechnet dich ausgeguckt hat.« Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. »Na ja, vielleicht steht er auf ältere Semester.«
    Das mit dem älteren Semester hatte ich widerspruchslos geschluckt, weil es nun mal stimmte, Steffis Rückschlüsse auf das vereinbarte Rendezvous gingen doch etwas zu weit.
    »Ich habe zwar keine Ahnung, was er will, aber garantiert nicht das, was du vermutest. Der Junge ist doch kaum zwanzig!«
    »Eben drum! Schon mal was von Ödipus-Komplex gehört?« Sie stand auf. »Jedenfalls werde ich in Reichweite bleiben. Ich glaube eigentlich auch nicht, daß er unlautere Absichten hat, aber kann man ’s wissen?«
    Kaum zwei Minuten hatte ich auf der Terrasse gesessen – Steffi wachte hinter der angelehnten Tür –, als Muhammed auch schon auftauchte. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß außer mir niemand zu sehen war, kam er vorsichtig näher. In der Hand hielt er fünf einzelne Dollarscheine. »Can you buy me five tins with beer?«
    Also das war’s! Bier wollte er haben, und da er auf regulärem Wege keins bekommen würde, versuchte er es auf diese Weise. Zuerst hatte ich Skrupel; er war nun mal ein Moslem und hätte keinen Tropfen Alkohol anrühren dürfen, doch dann erzählte er, daß seine Familie am äußersten Atoll der Malediven lebe, drei Tagereisen entfernt, und er nur einmal im Jahr nach Hause komme. Eine Freundin habe er nicht, die Mädchen in Male seien alle vergeben, also bleibe doch nur der Alkohol.
    Ich fragte ihn, was denn wohl Mohammed von seiner Einstellung gehalten hätte.
    Der hätte gar nicht mitreden können, bekam ich zur Antwort, er habe genug Frauen gehabt. Und überhaupt würden fast alle Angestellten trinken, heimlich natürlich, es sei nur schwer, an Bier heranzukommen. Wenn der Boß davon erfahre, seien sie ihren Job los. Ich sähe allerdings nicht so aus, als ob ich ihn verraten würde. Offenbar setzte er bei älteren Semestern das nötige Verständnis voraus.
    Ich sicherte ihm die erbetene Lieferung zu, ja, noch heute abend. Natürlich würde ich vorsichtig sein, wenn ich die Dosen in dem Busch da vorne verstecke, und seine Dollar könne er behalten.
    Der Barkeeper hob erstaunt die Augenbrauen, als ich fünf Dosen Bier orderte, kannte er mich doch nur als Konsument von Säften (von den heimlichen Wodka-Injektionen bekam er ja nichts mit) oder mal eines Camparis. Bier hatte ich noch nie getrunken. Doch als ich zwei Tage später die nächste Ladung holte, zwinkerte er mir zu. »Your waiter is Muhammed?«
    Unnötig zu erwähnen, daß wir von diesem Tag an einen exzellenten Service genossen und die einzigen Gäste waren, deren angebrochene Mineralwasserflasche nicht auf dem Tisch stehenblieb, wo sie warm wurde, sondern erst bei unserem Kommen aus dem Kühlschrank geholt wurde.
    Reinhard lachte nur, als ich ihm die Story erzählt hatte. »Da biste ja noch jut dran, ick muß gleich zwee Kunden versorjen. Bei mir säuft ooch noch der Roomboy.«
    Noch einmal mußten wir uns an den Marktständen vorbeischieben, Augen geradeaus und Ohren zugeklappt, dann hatten wir das rettende Boot erreicht. Bis zur nächsten Insel dauerte die Fahrt etwas länger, dafür sollte es dort eine schöne Badebucht sowie eine Grillanlage geben, dank derer wir ein warmes Mittagessen bekommen würden. Die nötigen Zutaten in Schüsseln und Töpfen lagerten in der Mitte des Dhonis, abgedeckt mit Alufolie.
    »Ick weeß zwar nich, wat drin is, aba denken kann ick’s mir. Fisch mit Reis. Woll’n wir wetten?«
    Die Wette hätte er verloren. Es gab Nudeln. Rosa Nudeln. Und natürlich gegrillten Fisch.
    »Ick hab’ mir schon den Kopp zerbrochen, warum die hier in det Nudelwasser immer Ketchup kippen.« Wenig begeistert stocherte er auf seinem Teller herum. »Jetzt weeß ick et. Damit man die Spaghetti vom Kohlsalat unterscheiden kann.«
    Halbwegs gesättigt, suchten wir uns eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher