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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul
Autoren: Skippy stirbt (Teil 1)
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durch und widmet sich dem,
was er für den Heiligen Gral der Naturwissenschaft hält: dem Ursprung des
Universums.
    »Letzte
Meldung, Ruprecht: Der Ursprung des Universums ist bekannt. Man nennt ihn
Urknall.«
    »Aha.
Und was war vor dem Knall? Was war währenddessen? Und was hat da geknallt?«
    »Woher
soll ich das wissen?«
    »Siehst
du, genau das ist der Punkt. Von Sekunden nach dem Urknall bis heute ist das
Universum erklärbar, will sagen, es gehorcht erkennbaren Gesetzen, Gesetzen,
die man in der Sprache der Mathematik ausdrücken kann. Geht man aber weiter
zurück, bis zum allerersten Anfang, dann gelten diese Gesetze nicht mehr. Die
Gleichungen gehen nicht auf. Wenn wir sie aber lösen könnten, wenn wir
wüssten, was in diesen ersten Millisekunden abgelaufen ist - dann wäre das wie
ein Generalschlüssel, der alle möglichen anderen Türen öffnen würde. Professor
Hideo Tamashi glaubt, die Zukunft der Menschheit könnte davon abhängen, dass es
uns gelingt, diese Türen zu öffnen.«
    Wenn
man vierundzwanzig Stunden pro Tag mit Ruprecht eingesperrt ist, hört man viel
über diesen Professor Hideo Tamashi und seine bahnbrechenden Versuche, das
Rätsel des Urknalls mit Hilfe der zehndimensionalen Stringtheorie zu lösen.
Außerdem hört man eine Menge über Stanford, die Universität, an der Professor
Tamashi lehrt und die nach Ruprechts Schilderungen eine Art Kreuzung aus einer
Spielhalle und der Wolkenstadt in Star Wars sein muss, ein Ort, wo alle
Overalls tragen und nie etwas Schlimmes passiert. Praktisch seit er laufen
gelernt hat, ist es Ruprechts Herzenswunsch, einmal bei Professor Tamashi zu
studieren, und immer, wenn er den Prof. oder Stanford und dessen wirklich
erstklassige Laboreinrichtungen
erwähnt, tut er das mit einem sehnsüchtigen Unterton, wie jemand, der ein
wunderschönes Land beschreibt, das er einmal im Traum gesehen hat.
    »Warum
gehst du dann nicht einfach hin«, fragt ihn Dennis, »wenn da alles so
hammermäßig cool ist?«
    »Mein
lieber Dennis«, gluckst Ruprecht, »man >geht< nicht einfach an eine
Universität wie Stanford.«
    Man
braucht vielmehr, so scheint es, einen sogenannten Akademischen Lebenslauf, dem
der Leiter der Zulassungsstelle entnimmt, dass man noch einen
Tick smarter ist als all die anderen smarten Leute, die sich ebenfalls dort
bewerben. Daher Ruprechts diverse Forschungsvorhaben, Versuche und Erfindungen,
sogar diejenigen - lästern seine Gegner, vor allem Dennis -, die angeblich der
Zukunft der Menschheit dienen.
    »Dem
Schleimscheißer geht die Menschheit doch komplett am Arsch vorbei«, sagt
Dennis. »Der will bloß nach Amerika abhauen und andere Streber kennenlernen,
die mit ihm kniffeln und sich nicht über sein Übergewicht lustig machen.«
    »Ich
glaub, das ist ganz schön hart für ihn«, sagt Skippy. »Ihr wisst schon, ein
Genie sein und so und dann hier bei uns rumgammeln müssen.«
    »Der
ist doch kein Genie!«, tobt Dennis los. »Der ist ein falscher Fuffziger!«
    »Und
seine Gleichungen, Dennis, was ist mit denen?«, fragt Skippy.
    »Genau.
Und mit seinen Erfindungen?«, fällt Geoff ein.
    »Seine Erfindungen? Diese Zeitmaschine, ein mit Alufolie ausgeschlagener, mit einem Wecker
verbundener Kleiderschrank? Die Röntgenbrille, die nichts weiter ist als eine
stinknormale Brille, die er an die Innenseite eines Toasters geklebt hat? Wer
kann denn so was für Arbeiten eines ernsthaften Wissenschaftlers halten?«
    Dennis
und Ruprecht vertragen sich nicht. Der Grund ist kaum zu übersehen: Zwei
unterschiedlichere Jungen kann man sich schwerlich vorstellen. Ruprecht ist
immer wieder von der Welt um ihn herum fasziniert, er beteiligt sich eifrig am
Unterricht und stürzt sich auf alle möglichen außerschulischen Aktivitäten.
Dennis hingegen, ein eingefleischter Zyniker, der sogar sarkastische Träume
hat, hasst die Welt und alles, was in ihr ist, vor allem Ruprecht, und hat sich
noch nie auf etwas gestürzt, mit Ausnahme einer weitgehend erfolgreichen
Kampagne letzten Sommer, mit dem Ziel, das Wort »Kanal« überall dort, wo es im
Großraum Dublin in Erscheinung trat, seines Anfangsbuchstabens zu berauben,
sodass nun auf zahllosen Schildern königlicher anal, Achtung! anal und grand anal
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lesen stand. In Dennis' Augen ist die ganze Person Ruprecht Van Doren nichts
weiter als ein großmäuliger Mischmasch aus schwachsinnigen Internettheorien
und hochgestochenen Redensarten, die er aus dem Discovery Channel hat.
    »Aber
Dennis, warum sollte er sich
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