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Munzinger Pascha

Munzinger Pascha

Titel: Munzinger Pascha
Autoren: A Capus
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nach Aussa begleitet habe, sondern bei seinem Kindermädchen geblieben sei. Das wirft Fragen auf. Denn aktenkundig ist, daß Werners Ehe achtzehn Jahre lang kinderlos blieb, aus welchen Gründen auch immer   – ist es da glaubhaft, daß im neunzehnten Jahr noch ein Baby zur Welt kam?
     
    All das sind Fragen, die ich nicht zu beantworten vermag, und ich fürchte, daß niemand je dazu in der Lage sein wird. Ich für meinen Teil bin Werner Munzingers Lebensweg so gewissenhaft gefolgt, wie es einem liederlichen Menschen eben möglich ist: Wochenlang bin ich durch die Straßen Kairos und die Gänge der ägyptischen Bürokratie geirrt. Ich habe in Massaua geschwitzt und scheußlich heißes Bier getrunken. |215| In Keren habe ich ein Fahrrad gekauft und bin auf den Spuren von Marschall Napier südwärts ins abessinische Hochland geradelt. Und dann bin ich heimgekehrt und habe mich in die Archive vergraben: Stadtarchiv und Stadtbibliothek Olten, Zentralbibliothek Solothurn, Bundesarchiv und Landesbibliothek in Bern, Handschriftenarchiv der Universitätsbibliothek Basel sowie Stadtbibliothek und Stadtarchiv Winterthur. Überall waren hilfsbereite Menschen, und ihnen allen danke ich   – besonders jenem namenlosen Archivar in Kairo, der mich sehr ernsthaft musterte und dann fragte, ob ich ein direkter Nachkomme Werner Munzingers sei. Leider mußte ich verneinen. Denn wäre ich tatsächlich ein leiblicher Ururenkel des Generalgouverneurs von Massaua, so würde mir der ägyptische Staat eine lebenslängliche Rente entrichten. Aber vielleicht laufe ich schnell hinüber zu meinem Freund Pit Munzinger, der am Munzingerplatz den schicksten Coiffeursalon von ganz Olten betreibt, und lade ihn auf eine Reise nach Ägypten ein. Pit gleicht nämlich aufs Haar dem Finanzminister Josef Munzinger. Und als Beweisstück sind da noch die zwei gekreuzten Säbel neben der Registrierkasse, die laut Munzingerscher Familienlegende dem alten Werner gehört haben sollen. Wer weiß . . .
    Olten, Ende Mai
1996
    Alex Capus

Informationen zum Buch
    Dies ist die wahre Geschichte von Werner Munzinger, der 1852 auszieht, um die Sklaverei in Afrika abzuschaffen, während sein Vater im heimatlichen Olten vom bürgerlichen Revolutionär zum Finanzminister avanciert. Als Händler und Forschungsreisender zieht Werner Munzinger nach Kairo und ans Rote Meer, macht sich auf in die unwegsamen Gebirge Abessiniens, den sagenumwobenen Nilquellen entgegen. Er heiratet und wird Bauer, wird in Kriege und Intrigen verwickelt, und gegen seinen Willen steigt er auf zu Reichtum, Macht und Ehre. Dies ist aber auch die Geschichte des Reporters Max Mohn aus Olten, der, unzufrieden mit seinem Leben in der Provinz, 150   Jahre später aufbricht, um die Spuren des Werner Munzinger Pascha im Wüstensand aufzuspüren.
»Alex Capus gelingt es, seinen Munzinger Pascha lebendig werden zu lassen und mit kräftigen Strichen jene ferne Vergangenheit in unserer Vorstellungskraft zu plazieren.« (Die Zeit)

Informationen zum Autor
    Alex Capus
, geboren 1961 in Frankreich, studierte Geschichte und Philosophie in Basel. Zwischen 1986 und 1995 arbeitete er als Journalist bei verschiedenen Schweizer Tageszeitungen, davon vier Jahre als Inlandredakteur bei der Schweizerischen Depeschenagentur SDA in Bern. Alex Capus lebt heute als freier Schriftsteller in Olten, Schweiz.
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