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Munzinger Pascha

Munzinger Pascha

Titel: Munzinger Pascha
Autoren: A Capus
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aus Kairo auskommt.
    |185| Mit Interesse habe ich von Ihren Kontakten zu den Bogos Kenntnis genommen. Sollten sich auch die Belen und Mareas Ihrem Schutz unterstellen wollen, so wäre mir dies willkommen. Ich schicke Ihnen mit diesem Brief ein Bataillon von achthundert Mann, vier Mitrailleusen und vier Gebirgskanonen.
    Ich grüße Sie
    Ismail
     
    Vertraulich
    An Bord der ›Tûr‹ bei Suakin,
    31.   Oktober 1872
    Exzellenz!
    Ich habe die Ehre, Sie über die weiteren Entwicklungen im Norden Abessiniens zu informieren. Ihrem Wunsch gemäß haben sich nach den Bogos auch die Belen und Mareas unter den Schutz Ägyptens begeben.
    Im weiteren haben wir einen großen Teil der Danakil verpflichtet, künftig ihren Tribut in Massaua abzuliefern. Damit erstreckt sich das Hoheitsgebiet Ihrer Exzellenz ohne Unterbruch entlang der Küste des Roten Meeres bis fast hinunter zum Golf von Aden. Aber das so glücklich begonnene Unternehmen darf nicht stehenbleiben. Wir müssen auch Beylul und Raheita unter Kontrolle bringen; dann können wir darangehen, die Provinz Aussa und die große Salzebene zu annektieren.
    Zweifellos werden uns diese Schritte von großem Nutzen sein. Denn Aussa ist ein fruchtbares und reichbevölkertes Land, das erst noch an einer |186| der großen abessinischen Handelsstraßen liegt. Es wird uns also ein leichtes sein, einen Großteil der Karawanen aus Schoa und Galla an unsere Häfen zu ziehen.
    Wenn uns Kaiser Johannes diesen Winter in Frieden läßt, möchte ich dafür das in Massaua stationierte ägyptische Bataillon verwenden. Diplomatische Konflikte sind keine zu befürchten, da keine europäische Macht in jenen Gebieten Ansprüche geltend macht. Einzig in Aseb, das zwischen Beylul und Raheita liegt, scheinen sich die Italiener festsetzen zu wollen. Wir müssen das Gebiet deshalb in aller Eile und unter höchster Geheimhaltung besetzen, bevor es zu spät ist.
    Im Hinblick auf die bevorstehenden Unternehmungen bitte ich Sie, die ›Tûr‹ ersetzen zu dürfen, die zur Reparatur nach Suez muß. Ich denke an ein Schiff wie die ›Sahka‹, deren ausgezeichneter Capitain mir eine große Hilfe wäre.
    Bitte genehmigen Sie, Exzellenz, die Versicherungen der tiefsten Ehrerbietung Ihres demütigsten und folgsamsten Dieners
    Werner Munzinger
     
    Massaua, 26.   November 1872
    Lieber Walther!
    Beliebst Du zu scherzen, wenn Du mich einen »großen Eroberer« nennst? Meine Expedition nach Bogos hat, wie ich sehe, in den europäischen Zeitungen schrecklichen Lärm gemacht. Und doch war schon geographisch nichts notwendiger, ohne vom Grenzkrieg zu reden, der lange Zeit das |187| Land entvölkerte und dem jetzt ein Ende gemacht ist, wenn nicht europäische Philanthropie dazwischenkommt. Mit der Besetzung von Bogos habe ich im übrigen auch den ewigen Stammeskriegen ein Ende bereitet, bei denen die Leute einander die Kinder stahlen, um sie zu verkaufen. Vorbei ist es nun ebenso mit der abscheulichen Angewohnheit, die eigenen Kinder zu verkaufen, um Rinder kaufen zu können.
    In Massaua bin ich sehr mit meiner Wasserleitung beschäftigt, die jetzt bis zum Meer fertig ist. Die beiden Dämme vom Ufer zu den Massaua-Inseln (1000 und 450   Meter lang) sind auch der Vollendung nahe.
    Für die Wissenschaft, insbesondere für die Geographie, habe ich die ganze Zeit nichts tun können. Aber ich hoffe, bald an die Danakil-Küste zu gehen, und bringe vielleicht von dort etwas Neues mit.
    Verzeih, wenn ich Dich nicht nach Deinem Befinden frage; ich habe schon von verschiedener Seite erfahren, daß Du des Lebens nicht mehr froh wirst, seit Deine Marie von uns gegangen ist. Ich verstehe Dich wohl; auch mir ist manchmal so schwer zumute, daß ich nur noch schlafen wollte. Aber wir sind doch noch jung, wir beide; und haben wir wirklich schon alles erreicht, was wir uns vorgenommen hatten als Zwanzigjährige, vor zwanzig Jahren? Weißt Du noch?
    Dein Bruder
    Werner Munzinger
     
    |188| Massaua, 10.   Februar 1873
    Exzellenz!
    Ich habe die Ehre, Ihre Majestät dahingehend zu informieren, daß ich in keiner Art und Weise in den Sklavenhandel verwickelt bin. Es ist auch eine Unterstellung zu behaupten, daß meine Bediensteten etwas damit zu tun hätten. Würde sich auch nur einer von ihnen am Sklavenhandel bereichern, so würde ich ihn streng bestrafen, ganz nach den Befehlen, die mir Ihre Majestät gegeben haben.
    Es entspricht auch nicht den Tatsachen, daß in Massaua öffentliche Sklavenmärkte abgehalten werden. Ich selbst befreie
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