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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
Autoren: Amy Cameron
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Mauern von Scatwell werden von unversöhnlichem Hass umweht. Das ist kein Ort, an dem ich frei atmen kann«, entgegnete Lili.
    »Aber ich dachte, du bleibst bei uns!«, entfuhr es Mhairie sichtlich empört.
    »Was zieht ihr denn für Gesichter?«, ertönte in diesem Augenblick Dustens Stimme Er war ganz leise eingetreten.
    »Stell dir vor, Lili will uns verlassen!«, rief Mhairie.
    Dusten blickte Lili lange schweigend an. »Ach, will sie das?«, sagte er schließlich ungerührt.
    Lili hatte das Gefühl, die Kehle schnüre sich ihr zu. Das war alles, was er dazu sagte? Doch was hatte sie erwartet? Dass er sich vor ihr auf die Knie werfen und sie anflehen werde zu bleiben? Nein, ihr Gastspiel in den Highlands war zu Ende. Sie verabschiedete sich rasch von den beiden Männern.
    Blaan ergriff ihre Hand und flüsterte: »Du hast recht, alte Männer mit einem Messer in der Hand machen keinen guten Eindruck vor dem Jüngsten Gericht.« Zum ersten Mal, seit sie ihn gesehen hatte, lächelte er. Sie erwiderte sein Lächeln und strich ihm über die kratzigen Wangen.
    »Alec, ich komme morgen noch einmal bei dir vorbei. Es gibt einiges zu klären, aber ich glaube, ich bringe meine Großmutter erst einmal nach Hause!«, rief Dusten über die Schulter zurück.
    Stumm machten sich Großmutter Mhairie, Lili und Dusten auf die Rückfahrt nach Little Scatwell.

54
    Little Scatwell/Loch Meig, September 1914
    Auf der gesamten Rückfahrt ins Tal von Strathconon sprach keiner der drei auch nur ein Wort. So konnte Lili ungestört ihren Gedanken nachhängen. Sie war froh, dass sie mit nach Dingwall gefahren war, denn auch wenn ihr Vater in ihren Augen weit davon entfernt war, einen Heiligenschein zu tragen, sie brachte ihm inzwischen ein gewisses Verständnis entgegen. Schließlich hatte Angus Munroy ihm den Vater genommen und ihn damit zu einem armen Waisenkind gemacht. Wie konnte sie ihn unter diesen Umständen verdammen, weil er das Messer gezogen hatte? Was sie aber mindestens ebenso beschäftigte wie die Geschichte ihres Vaters war die Tatsache, dass Dusten so gar keine Anstalten machte, sie zum Bleiben zu bewegen. Er hat mir in der Not geholfen, weil er ein gutes Herz hat, aber er liebt mich nicht, dachte sie bedauernd, während sie aus dem Wagen stieg.
    »Dusten, kommst du gleich in mein Zimmer? Ich muss dringend mit dir sprechen«, brach Mhairie das Schweigen.
    »Ja, liebe Großmutter, ich komme nachher vorbei, aber erst einmal möchte ich das schöne Wetter nutzen und mit Lili einen Spaziergang unternehmen – falls sie mag.« Er lächelte sie erwartungsfroh an.
    Lili war so überrascht, dass sie nicht lange überlegte. »Aber gern«, erwiderte sie erfreut.
    Das schien Mhairie ganz und gar nicht zu gefallen, denn sie wiederholte ihre Bitte mit Nachdruck: Dusten möge ihr unverzüglich auf ihr Zimmer folgen.
    Zu Lilis großem Erstaunen verleiteten Dusten die Worte seiner Großmutter zum Schmunzeln. »Ich widerspreche dir ungern, aber sieh nur hinüber zu den Bergen! Da wartet schon wieder eine Wolke darauf, uns den Sonnenschein zu nehmen. Mach es dir doch gemütlich und trink ein Schlückchen. Wir sind sicher eine Weile fort.«
    Er umarmte seine verdutzte Großmutter und reichte Lili den Arm. Sie zögerte nicht, sich bei ihm unterzuhaken. Kaum waren sie außer Sichtweite des Hauses, da brach Dusten in schallendes Gelächter aus.
    »Das ist gemein. Mach dich nicht über sie lustig! Sie schien wirklich etwas auf dem Herzen zu haben.« Lili hatte Mitgefühl mit der alten Dame.
    Dusten aber wollte sich auch weiterhin schier ausschütten vor Lachen. »Ich weiß, was sie von mir wollte. Mir ins Gewissen reden, dass ich dich nicht gehen lasse. Und wie stehe ich dann vor dir da? Als hätte ich das nur gemacht, um meiner alten Großmutter einen Gefallen zu tun.«
    Lili blieb unvermittelt stehen. Vor ihnen lag jetzt der breite Weg, der in den Wald hineinführte. Linker Hand erstreckte sich die große grüne Wiese, auf der die Rinder grasten.
    »Wie meinst du das?« Lilis Knie wurden weich, ahnte sie doch, was er da soeben anzudeuten versuchte.
    »Dass ich es aus freien Stücken tue«, entgegnete Dusten, während sich sein Mund ihrem näherte. Er umfasste zärtlich ihr Gesicht und küsste sie. Lili erwiderte seinen Kuss, der ihr heiße Ströme durch den Körper jagte.
    Nachdem sie ihre Lippen wieder voneinander gelöst hatten, betrachtete er sie mit verhangenem Blick. »Hätte ich geahnt, dass es noch schöner ist als in meiner Phantasie,
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