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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wie im heimischen Bergdörfchen Hohenstaufen, das – von Ulm aus gesehen – nur 50 Kilometer jenseits der Schwäbischen Alb lag. Es war kalt, und statt vor der Donauhalle, weit außerhalb der Stadt, hätte er viel lieber auf dem Münsterplatz gesprochen, doch dort wurde bereits der Weihnachtsmarkt aufgebaut. Dafür boten die zweitausend Menschen, die sogar auf das abgelegene Gelände gekommen waren, einen neuerlichen Beweis dafür, wie sehr er ihre Herzen gewonnen hatte.
     
    » Liebe Freunde, es wird mir von den regierungshörigen Medien immer wieder vorgeworfen, nur alles schlechtzureden oder negative Einzelfälle herauszupicken. Doch ich frage Sie: Sind es nur Einzelfälle, wenn Menschen einen Vollzeit-Job haben, aber nicht davon leben können? Sind das wirklich nur Einzelne? Mitnichten, liebe Freunde. Es gibt landauf, landab unzählige Menschen, sowohl allein erziehende Väter und Mütter– aber diese besonders – als auch Familienväter, die sich und ihre Angehörigen nicht ernähren könnten, würde ihnen der Staat finanziell nicht unter die Arme greifen. Lassen Sie sich dies bitte auf der Zunge zergehen: Da arbeiten Menschen einen vollen Tag – doch was am Monatsende dabei herauskommt, reicht nicht zum Lebensunterhalt. Wie bescheuert muss eine Gesellschaft sein, die dies zulässt – die zulässt, dass Unternehmer Menschen zu Dumpingpreisen anstellen dürfen und dann zum Staat sagen: Aber bitte, den Rest, den diese Arbeitnehmer zum Leben brauchen, zahlst du drauf! Das ist nichts weiter als eine versteckte Subvention für diese Betriebe. Doch ich hör die Manager schon wehklagen und drohen, dass sie andernfalls schließen und entlassen müssten. Dass dies in den allermeisten Fällen nur eine üble Drohung ist, um die Politik in die Knie zu zwingen, ist uns hinlänglich bekannt. Und falls es in wenigen Fällen ernst gemeint ist, dann muss ich sagen: Das ist die freie Marktwirtschaft, die allerorts gepriesen wird. Wenn sich ein Unternehmen im freien Markt nicht behaupten kann, hat es etwas falsch gemacht – oder seine Produkte haben sich überlebt.
    Wer immer und überall nach der freien Marktwirtschaft schreit, muss auch danach handeln und ihre Spielregeln akzeptieren. Und dazu gehört auch, dass die Politiker dafür sorgen, dass Menschen, die ganztägig arbeiten, nicht auf den Staat angewiesen sein müssen. Denn dies ist, daran besteht keinerlei Zweifel, ein erzwungener Eingriff des Staates in dieses angeblich so freie System der Marktwirtschaft. Mal ganz abgesehen davon, dass es an Sklavenhaltung grenzt, wenn man Menschen für sich arbeiten lässt, ohne ihnen die Chance zu geben, davon leben zu können. Und sie gar dazu zwingt, noch einen Zweitjob anzunehmen – an dem nur einer verdient: Der Staat, und zwar über die Steuern. Denn auch wer sich bemüht, nicht dem Staat zur Last zu fallen, muss zuallererst wieder dem Staat etwas davon geben. Damit dieser Unternehmen subventionieren kann, die dann wiederum Arbeiter zu Lohndumping-Konditionen einstellen. Und was einen Zweitjob anbelangt, liebe Freunde: So einfach geht das gar nicht. Denn in den meisten Arbeitsverträgen ist verankert, dass der Chef einem Zweitjob zustimmen muss. Wenn der das nicht tut, weil er befürchtet, Sie würden dann nicht mehr Ihre ganze Arbeitskraft zum Wohle des Unternehmens einsetzen, stehen Sie mit Ihrem Armuts- und Hungerlohn einsam und verlassen da und müssen wieder dem Staat zur Last fallen. Sehe ich das so falsch, liebe Freunde? Ist das Populismus? Ist das Stammtischgeschwätz? Ist es nicht, liebe Freunde. Die, die euch dies einreden wollen, gebetsmühlenartig bei jeder dieser dümmlichen Talk-Shows, wo die Schönredner und Blender mit ihren gegelten Haaren gemütlich sitzen – all die, liebe Freunde, sie wollen euch kleinhalten. Sie wollen euch bei jeder Gelegenheit sagen: Ihr habt doch gar keine Ahnung, ihr versteht das große Ganze nicht. Das Globale. Ihr seid einfach dumm. «
     
    Es waren immer wieder dieselben Worte, die er benutzte. Zwar waren sie längst in den Medien breitgetreten worden, doch die Menschen wollten sie aus seinem Munde hören. Sie wollten ihn live erleben, sich selbst von der Kraft seiner Worte überzeugen.
    »Leute, wie lange noch?«, pflegte er ihnen abschließend zuzurufen. »Ich frage euch allen Ernstes: Wie lange wollt ihr noch belogen und betrogen werden? Wie lange wollt ihr euch bevormunden und gängeln lassen – und trotzdem stillhalten?« Bleibach, dessen Stimme mit jedem Satz, den er ins
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