Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
Norden ab.
    Die landesweite Fahndung nach ihm wurde um 20.45 Uhr ausgelöst, und als eine Polizeipatrouille den weißen Volvo auf einem Parkplatz an der Autobahn kurz nach Kossenaar fand, war es gut halb sieben am nächsten Morgen.
    Mauritz Leverkuhn lag unter einer Wolldecke auf dem Rücksitz und schlief, er befand sich in einem Zustand hohen Fiebers, war verfroren und vollkommen erschöpft. Auf dem Boden vor dem Beifahrersitz lag ein Fleischmesser mit einem Handgriff aus Mahagoni und einer zirka zwanzig Zentimeter langen, blutigen Schneide.

    Mauritz Leverkuhn wurde ins Polizeirevier von Kossenaar gebracht, aber sein Zustand erlaubte es nicht, ihm irgendwelche Fragen zu stellen.
    Doch wie sich zeigte, war es auch nicht unbedingt notwendig, dass er irgendwelche Aussagen machte.

V

41
    Die beiden grünschwarzen Taucher brauchten nicht einmal eine Viertelstunde, um Felix Bonger zu finden.
    Jung stand inmitten einer kleinen Zuschauerschar an der Bertrandgraacht im Regen und versuchte, unter die Obhut von Rooths halbzerfranstem Regenschirm zu kommen. Als der aufgedunsene Körper auf den Kai geschafft und in eine schwarze Leichenhülle mit Reißverschluss bugsiert worden war, bemerkte er, dass die Frau zu seiner Linken, die mannhafte Barga, schluchzte.
    »Es ist aber auch zu traurig«, sagte sie. »Er war so ein feiner Kerl, der Bonger.«
    »Das stimmt«, sagte Jung.
    »Eigentlich hätte man ihn da unten liegen lassen sollen. Begraben unter seinem eigenen Boot, das hat doch irgendwie Stil.«
    Schon möglich, dachte Jung. Jedenfalls kein dummer Gedanke. Aber vielleicht wäre es am stilvollsten gewesen, wenn sie ihn überhaupt nicht gefunden hätten. Schließlich hatte er ja nicht das Geringste mit den anderen zu tun. Nicht die Bohne.
    War einfach nur auf seiner Gangway ausgerutscht, als er in der bewussten Nacht nach Hause kam. Besoffen und schwankend. Das hätte jedem passieren können, dachte Jung. Auch mir. Offenbar hat er sich dabei am Kopf verletzt, der Bonger, und ist reingefallen. Ein paar Meter tief gesunken und anschließend unter den Rumpf seines eigenen alten Kastens aufgestiegen.

    Und dort liegen geblieben. Unter seinem eigenen Fußboden sozusagen. Doch, die Barga hatte Recht.
    »Armer Teufel«, sagte Rooth. »Man wird nicht hübscher davon, wenn man im Wasser liegt. Aber ich muss wohl gratulieren. Du hattest Recht, wenn man es genau betrachtet ... Es war gar nichts Mysteriöses dran. Möchte nur wissen, wie viele Verschwundene in den Kanälen liegen.«
    »Um die wollen wir uns jetzt lieber nicht kümmern«, erwiderte Rooth und schüttelte den Schirm, dass Jung noch nasser wurde, als er sowieso schon war. »Aber es gibt noch eins, das du mir vielleicht erklären kannst, bevor wir gehen ... ich meine, bevor wir es vergessen.«
    »Und was?«, fragte Jung.
    »Also, diese Bumsmaschinen ... de Booning und wie immer er noch hieß, warum sind die eigentlich ausgezogen?«
    »Menakdise«, sagte Jung. »Tobose Menakdise. Rat mal.«
    »Keine Ahnung«, sagte Rooth.
    »Na gut. Die brauchen eine größere Wohnung. Sie erwarten ein Kind.«
    »Wie witzig«, sagte Rooth.
    Jung wollte sich gerade auf den Hacken umdrehen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Es war Frau Jümpers, die unter einem tropfenden Regenschirm stand.
    »Ja, ich wollte nur mal fragen«, sagte sie. »Ob die Herren vielleicht Lust hätten, auf ein Gläschen rüberzukommen? Ich meine, auf meinen Kahn. Barga und ich sind der Meinung, wir müssten doch zumindest auf das Wohl des Toten anstoßen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Jung. »Ich glaube, wir müssen ...«
    »Aber gern«, unterbrach ihn Rooth. »Wir kommen sofort.«
     
    Zuerst dachte Ulrike Fremdli, das Antiquariat wäre leer, aber dann fand sie Van Veeteren, zusammengesunken in einem Ohrensessel ganz hinten zwischen den Regalen.
    »So verkaufst du nicht besonders viel«, bemerkte sie.
    Van Veeteren schaute von dem kleinen Ledereinband auf, den er in der Hand hielt.

    »Man muss sich auch über sein Sortiment informieren«, erklärte er. »Schön, dich zu sehen.«
    »Ebenso«, sagte Ulrike Fremdli lächelnd. Dann wurde sie ernst. Sah ihn mit einer Miene voll sanftem Zweifel an, während sie langsam den Kopf schüttelte.
    »Doch, du bist wirklich ein sonderbarer Kerl«, sagte sie. »Das kann man nicht leugnen. Meinst du ... meinst du also, dass dieser Macbeth-Traum sich bewahrheitet hat?«
    »Bewahrheitet oder nicht«, murmelte Van Veeteren.
    »Wie geht es ihm?«
    »Besser«, sagte Van
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher