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Muenchen - eine Stadt in Biographien

Muenchen - eine Stadt in Biographien

Titel: Muenchen - eine Stadt in Biographien
Autoren: Franziska Sperr
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kamen. Dabei war ihm wichtig, dass den oft jungen und unbekannten Musikern und Komponisten neben der gesellschaftlichen auch die finanzielle Anerkennung zukam. Zur Regelung der Urheberrechte von Kompositionswerken wurde 1903 auf sein Betreiben hin der Vorläufer der GEMA gegründet, heute noch unverzichtbar für alle Musikproduzenten. Sicherlich trug die Städtische Fachakademie für Musik in München auch wegen dieser wichtigen sozialen und politischen Aktivitäten seinen Namen: Richard-Strauss-Konservatorium. Es wurde 2008 in die
Hochschule für Musik und Theater München
mit Sitz in der Arcisstraße 12 15 ( ▶ D 3 ) integriert.
    In Aufführungspausen reiste der inzwischen bis über den Atlantik bekannte »Compositeur« von Berlin aus in der Welt herum, dirigierte unter anderem in Italien, Griechenland, Ägypten und Südamerika. Die Reisen waren lang und beschwerlich, doch blieb ihm meistens auch zwischen den kraftraubenden Dirigaten immer noch Zeit für das Komponieren der ganz großen Bühnenwerke: »Salome«, »Elektra«, »Ariadne auf Naxos«, »Die Frau ohne Schatten«, »Arabella«, »Daphne«, »Die Liebe der Danae« und – ein Spaß im Mozartschen Stil – »Der Rosenkavalier«.
    Als »griechischen Germanen« bezeichnete er sich. Richard Strauss genoss das Leben, spielte gern Skat, aß und trank mit Vergnügen, komponierte und verdiente gut. So gut, dass er sich 1908 von dem hochdekorierten Münchner Architekten Gabriel von Seidl ein pompöses Sommerhaus am Fuße der Bayerischen Alpen, in Garmisch, bauen lassen konnte. Dorthin zog er sich zurück, wenn er Ruhe und Konzentration für seine Arbeit brauchte. Seine Frau Pauline, für die er großartige Lieder schrieb, kümmerte sich um das Gesellschaftliche – und um die Sauberkeit im Haus. Zwanghaft soll sie gewesen sein, ein Putzteufel ohne Gnade.
    Nach Ende des Ersten Weltkriegs verließ Strauss Berlin und reiste nach Wien, wo er kurz darauf die Leitung der Wiener Hofoper übernahm. Doch wiederum sonnte er sich nicht nur im Erfolg, sondern unterstützte tatkräftig eine von dem Regisseur Max Reinhardt und seinem Freund, dem Dichter und Librettisten
Hugo von Hofmannsthal,
ins Leben gerufene Initiative zur Gründung der Salzburger Festspiele, damals noch klein und bescheiden, heute einer der ganz großen Musikfestivals Europas. 1920 gab es den ersten »Jedermann« auf dem Salzburger Domplatz.
    Das Leben meinte es gut mit Strauss, seine Leidenschaft war seine Arbeit: Insgesamt 298 musikalische Werke hat er geschrieben, 61  Orchesterwerke und 23  Bühnenwerke, dazu kammermusikalische Kompositionen, Chorwerke und – nicht zuletzt – an die 200  Lieder. Sein Œuvre wurde schon zu seinen Lebzeiten rund um die Welt aufgeführt.
    Ein deutscher Komponist und Dirigent, ein erfolgreicher, weltberühmter Künstler. Logisch, dass sich die Nationalsozialisten, allen voran Joseph Goebbels, viel davon versprachen, diesen Mann für sich zu vereinnahmen. Gewissermaßen als kulturpolitisches Aushängeschild, als Werbekopf für die großdeutsche Wahnidee. Zunächst ließ er sich noch gewinnen, wurde 1933  Präsident der Reichsmusikkammer, doch schon ab 1935 zeichnete sich ab, dass er dickköpfig und unbequem sein konnte. Strauss stellte sich vor den jüdischen Dichter
Stefan Zweig,
der ihm zur »Schweigsamen Frau« das Libretto geschrieben hatte, aber dessen Name vom Programm verschwinden sollte. Strauss ließ sich nicht darauf ein, er drohte die Aufführung platzen zu lassen. Er fiel in Ungnade und wurde seinen Präsidentenposten los, doch Hitler und Goebbels wollten nicht riskieren, dass ihnen vor den Augen der Welt ihr kulturelles Zugpferd abhanden kam.
    DIE »VIER LETZTEN LIEDER«
    Man wand sich und suchte nach Kompromissen. Strauss blieb stur, bei einigem Risiko. Und doch: 1936 komponierte Strauss die Eröffnungsmusik für die Olympischen Spiele in Berlin, und 1943 widmete er dem als besonders grausam geltenden Generalgouverneur des besetzten Polen, Hans Frank, ein Danklied, das er auch noch selbst getextet hatte. Für Politik, heißt es, habe er sich nicht wirklich interessiert, er habe komponieren und dirigieren wollen, nichts anderes. Richard Strauss war zu allen Zeiten, unter allen Regierungen, ein Privilegierter; auch unter den Nazis verhielt er sich so, dass ihm die Privilegien erhalten blieben – exemplarisch für den größten Teil der saturierten bürgerlichen Schicht damals.
    Seine letzten Jahre verbrachte er in der Schweiz. Dort schrieb er die
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