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Mueller und die Tote in der Limmat

Mueller und die Tote in der Limmat

Titel: Mueller und die Tote in der Limmat
Autoren: Raphael Zehnder
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machst.› Dazu kam rasende Eifersucht. Sebastian war hinter Sandra her, dabei hätte ich sie gerne gehabt. Ich glaube, sie hatte sogar etwas mit ihm, aber ich kam nie zum Zug. Ich wohnte bis zu diesem Frühjahr einige Monate mit ihr und dem in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag tödlich verunfallten Schlagzeuger Goran Krstic in einer Wohngemeinschaft an der Elisabethenstrasse. Mag sein, dass mein Name noch immer auf der Klingel steht. Bei meinem Auszug Mitte April habe ich mich nicht um solche Details gekümmert.
    Am Mittwoch schoss ich aus meinem Auto auf das Küchenfenster von Hansueli ‹Johnny› Maurer. Das war als Einschüchterung gedacht. Er sollte niemandem davon erzählen, dass ich ihn erpresste. Ich konnte ihn erpressen, weil ich wusste, dass er bei den CD -Verkaufszahlen schummelte, das Geld in die eigene Tasche steckte, bei Abrechnungen die Bands betrog, die er vertritt, und dass er im Ausland Schwarzpressungen kommerziell erfolgreicher Tonträger herstellen liess, von denen die Rechte-Inhaber, die Verwertungsgesellschaft und das Steueramt nichts wussten. Ich habe von ihm in den letzten Jahren insgesamt schätzungsweise achtzigtausend Franken erhalten und wollte ihn zwingen, mir die zwanzig Prozent der Konzertgagen der von ihm vertretenen Bands, die ihm vertraglich zustanden, auch noch zu überlassen. Sonst hätte ich alle Musikerinnen und Musiker, die er vertritt, über seine Betrügereien informiert.
    Meine Mitmusiker von Spitfire habe ich durch Sabotage an den Autobremsen getötet. Warum? Ich konnte sie nicht mehr ausstehen. Zwischen uns gab es heftige Spannungen. Insbesondere Schlagzeuger Goran Krstic, der seit achtzehn Jahren in dieser Band spielt … spielte, stand mir immer feindlicher gegenüber. Er bemängelte meinen Gesang und mein Timing. Die anderen Bandmitglieder waren klar auf seiner Seite. Sebastian Fuhrer hat kürzlich die Agentur ‹Diamond Music› gegründet. Er wollte die Band aus dem Vertrag mit Johnny herauslösen und mitnehmen. Die Band war einverstanden, zu ihm zu wechseln, aber ohne mich. Sebastian und die Band wollten mich also ausbooten. Sie haben mich immer spüren lassen, dass ihrer Ansicht nach Sandra besser gesungen habe, als ich es je tun könnte. Ja, das Motiv war Hass. Nach dem Konzert in Biel am Mittwochabend, während die Bandmitglieder noch in der Garderobe sassen und Bier tranken, manipulierte ich etwa um dreiundzwanzig Uhr die Bremsen des Tourneebusses. Das war die Sache von wenigen Minuten. Auf dem Parkplatz war es dunkel. Ich kroch unters Auto. Niemand konnte mich sehen. Dann fuhr ich nach Zürich zurück, das war nicht aussergewöhnlich. Ich hielt mich meist von der Band fern – und die Band sich von mir. Wir hatten nichts mehr miteinander zu schaffen, abgesehen von den neunzig Minuten auf der Bühne.
    Den Donnerstag und den grössten Teil des Freitags verbrachte ich in Zürich mit einer Freundin, Ronja G. (voller Name der Polizei bekannt, hier aus juristischen Gründen verändert), in deren Wohnung in Wollishofen. Ich wusste, dass mich nie jemand mit ihr gesehen hatte. Als Investment-Bankerin steht sie meinem üblichen Umfeld, dem Rock ’n’ Roll, sehr fern.
    Am Freitagabend begab ich mich direkt aus Wollishofen allein an die Party von Tobias F. Hubacher in dessen Wohnung auf dem Steinfelsareal. Ich kam kurz nach Mitternacht dort an, und es kam sogleich zur tätlichen Auseinandersetzung mit Johnny (Hansueli Maurer), dem Manager meiner Band. Er beschuldigte mich vor Zeugen, Sandra Molinari getötet zu haben, was ich nicht auf mir sitzen lassen konnte. Einen Grund für seine Anschuldigung nannte er nicht. Nach dieser Auseinandersetzung begab ich mich wieder in die Wohnung von Ronja G., wo ich DVD s schaute. Den Samstag verbrachte ich mit DVD s und Drogen in dieser Wohnung. Am Abend fasste ich unter Drogeneinfluss den Gedanken, die Kantonsgrenze zu überschreiten, um mich dem Fahndungsbereich der Polizei Zürich zu entziehen. Ich band im Hafen Enge ein Gummiboot los und ruderte in Richtung Rapperswil. Dabei stiess ich auf eine Patrouille der Seepolizei, die mich festnahm.
    Den kräftigen Harry (Nachname mir unbekannt) schickte ich hinter Sebastian Fuhrer her, damit er ihm eine Abreibung verpasst. Wie erwähnt, wollte Sebastian meine Band unter Vertrag nehmen, mich aber fallen lassen. Harry hat den Auftrag nicht ganz verstanden und falsch ausgeführt: Er hat versucht, jemand anderes anzugreifen, was ihm nicht gut bekommen ist. Das hat mir Sebastian zugetragen,
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