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Mueller hoch Drei

Mueller hoch Drei

Titel: Mueller hoch Drei
Autoren: Burkhard Spinnen
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unser Bestechungsgeld darin war.
    »Und ihr habt Pauline entführt«, sagte Frau Schönewind.
    »Das haben wir nicht.« Ich merkte, dass meine Stimme nicht ganz fest klang. »Wir haben nur versucht, das Richtige zu machen. Das, was am besten für uns ist.«
    Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Das sagen alle, die irgendeinen Unfug anrichten!«
    Ich nickte. »Sehr richtig. Und Sie beide haben es sicher auch schon einmal gesagt. Vielleicht sogar erst kürzlich, als Sie mit Pauline über Ihre Probleme gesprochen haben. Haben Sie da nicht auch gesagt: Wir wollen nur tun, was das Richtige ist?«
    Das hatte gesessen. Die Schönewinds schwiegen. Jetzt hätte ich wohl nachlegen müssen. Jetzt hätte ich ihnen vielleicht die ganz große Anklagerede halten sollen. Leider fehlten mir plötzlich die Worte. Ich wollte, der Hund hätte mir geholfen. Aber der war ja nicht mehr für uns zuständig. Für das, was ich jetzt erreichen wollte, musste ich ganz alleine sorgen.
    »Gut, ich sehe alles ein«, sagte ich mit gespielter Resignation. »Sie sind im Recht, und wir sind im Unrecht. Pauline gehört Ihnen. Ich gehe jetzt rein und hole sie raus, dann können Sie sie mitnehmen. Vielleicht schaffen Sie es ja, sich wenigstens an ihrem Geburtstag zu vertragen.«
    Ich wandte mich zum Haus, drehte mich aber noch einmal um, als hätte ich etwas vergessen. »Übrigens, soweit ich das beurteilen kann, war sie in den letzten zwei Tagen sehr glücklich.« Dann zuckte ich die Schultern und ging.
    Ich ging langsam. Langsam genug, um den Blicken der Schönewinds viel Zeit zu geben, meinen Rücken hinauf- und hinunterzuklettern. Ich ging Schritt für Schritt, und ich hatte schon die Tür erreicht, und ich dachte schon: Es hat nicht geklappt – da riefen sie mich zurück. So langsam und lässig ich eben konnte, schlenderte ich wieder zum Auto.
    »Ja bitte?«
    »Was schlägst du vor?«, sagte der Kapitän.
    »Einen Umtausch. Vielleicht lässt sich Paulines Geschenk noch zurückgeben. Schenken Sie ihr doch statt eines Segelboots ein bisschen Zeit.«
    »Zeit wozu?«
    »Zeit, in der drei zusammengewürfelte Kinder versuchen können, sich eine Familie zu basteln. Oder irgendetwas, das halbwegs so aussieht. Oder nur so funktioniert. Und wenn das nicht klappt, was ja ziemlich wahrscheinlich der Fall sein wird, dann kann Pauline von mir aus wieder Ihr Zankapfel sein.« Ich schlug mir auf den Mund. »Pardon! Ich meinte natürlich: Ihr Augapfel.«
    Die Schönewinds schwiegen.
    Ich trat spielerisch gegen einen Benzreifen. »Nur ein paar Tage für ein einfaches Kinderspiel. Nicht Vater Mutter Kind, sondern Schwester Bruder Hund.«
    Ich machte ein paar Schritte zur Seite, um die Schönewinds nicht beim Nachdenken zu stören. Der Kapitän sah seine Frau an. Sie sah ihn an. Wenn sie irgendetwas besprachen oder verabredeten, dann so, dass ich es weder sehen noch hören konnte.
    Nach vielleicht einer Minute startete der Kapitän den Benz. »Zwei Wochen«, sagte er in meine Richtung. »Zwei Wochen geben wir euch!«
    »Und wir rufen täglich an«, sagte Frau Schönewind.
    Ich verkniff es mir zu feilschen. Zwei Wochen waren mehr, als ich hatte erwarten dürfen. »Einverstanden«, sagte ich. Und dann kam mir noch eine Idee. Ich reichte den Umschlag wieder zurück in den Wagen. »Das ist ehrlich verdientes Geld. Machen Sie sich davon ein paar schöne Tage. Fahren Sie doch zusammen in die Berge. Das hilft vielleicht. Da sehen Sie mal was anderes als Wasser und kommen gleich auf bessere Gedanken.«
    Schönewind grinste, dann nahm er den Umschlag. »Ich verwahr es für euch. Und danke für den Rat.« Dann fuhren sie los.
    Und ich stand tatsächlich noch lange auf der Straße und winkte ihnen nach.

Finale mit Rettungshund
    I m Haus schien noch immer alles zu schlafen, nur Pablo war wach und begleitete mich in den Garten. Er ging auch gleich zu dem Platz, an dem er, damals noch als Piet Montag, die Kassette mit meinem verbuddelten Altgeld gefunden hatte. Er setzte sich neben das Loch und sah mich fragend an.
    »Nein danke«, sagte ich leise, legte die alberne Schürze ab und setzte mich in die Hollywoodschaukel auf unserer Terrasse. Geld kann man zwar immer brauchen, aber Geld war nicht mehr unser Problem. Wir hatten ein anderes. Eben hatte ich es dem Kapitän gesagt, und dabei hatte es wohl wie ein Witz geklungen: »Wir müssen uns eine neue Familie basteln.«
    Als Witz war das vielleicht ganz nett. Als Wirklichkeit war es allerdings eine Katastrophe und überdies
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