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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)
Autoren: Edward Kelsey Moore
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mit ihr teilen. Wenn sie hier gewesen wäre, hätte ich zu ihr gesagt: »Mama, das ist einer dieser Momente, der so gut ist, das ich ihn mitnehmen möchte, wenn ich eines Tages wirklich gehe.« Ich wünschte mir auch, ich könnte dieses Gefühl mit Barbara Jean und Clarice auf eine Weise teilen, die für sie einen Sinn ergab. Sie taten ihr Bestes, wenn es um das Verständnis für Mama und die Geisterrunde ging, die vor einem Jahr angefangen hatte, mir Gesellschaft zu leisten. Auch wenn wir nicht wirklich viel darüber gesprochen hatten, seit ich das Krankenhaus verlassen hatte.
    Aber vielleicht gibt es Dinge, für die man kein besonderes Wissen über eine unsichtbare Welt braucht, um sie verstehen zu können. Denn als ich noch dastand und daran dachte, wie gerne ich diesen Augenblick mit Mama teilen würde, spürte ich, wie Barbara Jean sich rechts bei mir unterhakte. Dann hakte sich auch Clarice auf meiner Linken unter. Alle drei standen wir in Big Earls Vorgarten und schauten uns mit einem Ausdruck im Gesicht an, der sich genauso gut gleich in ein breites Grinsen wie in Tränen verwandeln konnte. Uns einte ein Gefühl, das keiner Worte bedurfte, ein gegenseitiges Verständnis darüber, dass es keinen besseren Ort auf der Welt gab, an dem wir in diesem Moment sein wollten, und auch niemanden sonst, mit dem wir diesen seltsam schönen Tag so vollkommen teilen könnten. Wir rückten näher zusammen, pressten unsere Stirnen aneinander und bildeten so unser ganz eigenes, eng vertrautes Dreieck. Schließlich sagte Clarice: »Lasst uns wieder rübergehen, damit wir laut lachen können. Du solltest nicht hier draußen in dieser Hitze sein, Odette. Und wir wissen ja sowieso alle, dass diese alte Schwindlerin nicht springen wird.«
    Vom Dach aus rief die hellhörige Minnie: »Das habe ich gehört! Du nennst mich keine Schwindlerin!« Wir drehten uns gerade rechtzeitig zu ihr um, um zu sehen, wie sie sich mit ausgefahrenen lila Fingernägeln nach vorne warf, bereit Clarice die Augen auszukratzen.
    Es kam mir so vor, als erinnere sich Miss Minnie erst, als ihre Füße sich von der Regenrinne lösten, dass sie sich oben auf einem Dach befand und nicht am Boden wie Clarice. Ich sehe ihren Gesichtsausdruck noch vor mir, der sich von Wut in Überraschung und schließlich in Schrecken wandelte, als sie hinabstürzte. Minnie schrie, als sie auf das Gras zugerast kam, und ihre lila Kutte bauschte sich um sie herum wie ein Fallschirm.
    Doch wie es der Teufel so will, landete sie weder auf Clarice noch im Gras. Sie landete auf Sharon. Der Aufprall warf Sharon zurück und ließ sie gegen Little Earl taumeln, und alle drei purzelten sie in einem weiß-lila Kuddelmuddel über den Rasen. Da der Vorgarten zur Straße hin leicht abfiel, kullerte das Knäuel aus Minnie, Sharon und Little Earl hinunter, bis sie an der niedrigen Eibenhecke, die das Grundstück säumte, liegenblieben.
    Sofort waren die drei von Rettern umringt, deren erste Herausforderung darin bestand, sie aus der lila Robe und dem zerfetzten Hochzeitskleid zu entwirren. Dann, als ein Pulk aus Leuten wissen wollte, ob sie verletzt waren, stieß Minnie die helfenden Hände beiseite und sprang auf die Beine, noch immer wild entschlossen, Clarice eine zu verpassen. Aber als sie einen Schritt auf Clarice zumachte, sank sie wieder zusammen und umklammerte jammernd ihren Fuß. »Au!«, heulte sie. Dann zeigte sie auf Clarice und schrie: »Sie hat mir den Knöchel gebrochen!«
    Erma Mae, die angerannt kam, als sie Little Earl zu Boden gehen sah, untersuchte ihren Mann auf Verletzungen, obwohl er immer wieder beteuerte, es gehe ihm gut.
    Tränenreich und voller Grasflecken, aber unverletzt krabbelte Sharon auf allen vieren über den Rasen und sammelte zerquetschtes Gebäck auf, um es zurück in die Schachtel zu pfeffern.
    Wieder erklang Reifenquietschen, und als ich zur Straße blickte, sah ich Veronica aus ihrem glänzenden grauen Wagen hechten. Sie trabte zu Sharon, die noch immer in ihrem zerfetzten Hochzeitskleid im Gras kauerte, warf sich auf die Knie und umarmte ihre Tochter. Sie küsste Sharon auf die Stirn und wollte sie trösten, während sie gleichzeitig versuchte, ihr die Donut-Heaven-Schachtel zu entreißen.
    Irgendwo am Rande der anwachsenden Menschenmenge in Minnies Vorgarten hörte ich eine Stimme sagen: »Na, das war ja ein sehenswertes Spektakel.« Ich drehte mich um, und da stand Mama.
    Alle anderen waren beschäftigt. Clarice versuchte, das Tauziehen um die
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