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Mrs. Murphy 19: Mausetot

Mrs. Murphy 19: Mausetot

Titel: Mrs. Murphy 19: Mausetot
Autoren: Rita Mae Brown
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Mantel hängen, und ein Stein flog heraus. Die wütende Thadia merkte es nicht. Paula auch nicht.
    Â»Du kehrst mir nicht den Rücken zu!«
    Paula schob eine Hand in den Mantel und fühlte nach ihrem Handy. Wenn es sein müsste, würde sie das Sheriffrevier anrufen – was immer nötig war, um diese Irre loszuwerden.
    Â»Thadia, wenn du deine Hand nicht gleich wegnimmst, in deine jämmerliche alte Karre steigst und dich aus meiner Einfahrt verziehst, ruf ich den Sheriff.«
    So wütend Thadia auch war, sie ließ die Hand augenblicklich sinken und riss sich zusammen. Sie war im Gefängnis gewesen. Sie hatte drei Jahre abgesessen. Sie hatte jetzt einen guten Job, arbeitete mit Menschen, die waren, was sie einmal war. Sie verstand ihre Klientel. Das ließ sich von den meisten Drogenberatern, die früher nicht selbst von Drogen abhängig waren, nicht sagen. Einerlei, wie zittrig sie in diesem Augenblick war, sie besaß genügend Selbstbeherrschung, um zu wissen, wenn jemand vom Sheriffrevier käme und eine Strafanzeige aufsetzte oder – schlimmer noch – sie mitnähme, wäre sie ihre Arbeit los. Es würde sehr, sehr lange dauern, bis sie eine neue fände. Ihre Familie hatte sie schon enterbt. Sie waren sehr reich, doch sie würde keinen Penny bekommen. Auch ihre alten Freundinnen hatten keine Zeit mehr für sie.
    Â»Es tut mir leid.« Ihr kamen die Tränen.
    Â»Du kannst dir selbst leidtun. Du liebst einen Mann, der deine Liebe nie erwidern wird.«
    Â»Wieso?«
    Â»Weil er zu sehr in sich selbst verliebt ist.«
    Â»Ich dachte, du magst ihn. Ich dachte, du liebst ihn.« Thadia blinzelte verwirrt.
    Â»Ich würde Cory Schaeffer nicht lieben, und wenn er der letzte Mann auf Erden wäre, aber ich werde mit ihm arbeiten, bis einer von uns stirbt.«
    Thadia war bestürzter als zuvor, aber nicht mehr wütend auf Paula. Sie ging zu ihrem Auto. »Er ist ein Genie. Er ist ein guter Mensch. Er scheut sich nicht, neue Verfahren auszuprobieren.«
    Â»Ja. Ich wünschte, er hätte ein bisschen weniger experimentiert, aber so bin ich eben. Er hat eine Frau und drei Kinder. Thadia, er betrügt seine Frau nach Strich und Faden. Vergiss ihn.«
    Â»Kann ich nicht.«
    Â»Ehrlich, vergiss jeden Mann, der im Krankenhaus arbeitet, aber ganz besonders einen Arzt. Krankenhäuser sind wie Petrischalen: Untreue gedeiht prächtig.« Mit diesen Worten ging Paula in ihr bescheidenes, aber hübsches Farmhaus.
    Thadia stieg in ihr Auto und fuhr weg. Sie dachte bekümmert, dass sie auf Drogen vermutlich ein netterer Mensch war. Sie war innerlich glücklicher gewesen, bis sie an den Punkt gelangte, wo sie sich ihre Sucht nicht mehr leisten konnte. Sie wusste auch, wenn man von Drogen oder Alkohol abhängig wird, hört man auf, sich zu entwickeln. Vom Gefühl her war sie etwa fünfundzwanzig. Vom Intellekt her wusste sie das, aber das bedeutete nicht, dass sie ihre Emotionen auf reife Weise kontrollieren konnte. Die Verantwortungslosigkeit, die mit Unreife und allen Abhängigkeiten einhergeht, war um so vieles einfacher, als erwachsen zu werden. Aber für alle anderen war es die Hölle.
    Thadia war vor allem deswegen elend zumute, weil sie Cory Schaeffer liebte. Sie wünschte sich die Aufmerksamkeit und Achtung, die er Paula zuteilwerden ließ.
    Thadia wünschte sich eine Menge Dinge, die sie vermutlich nie bekommen würde.
    Paula zog in der Diele ihren Mantel aus. Ihr war nach einem Glas Wein. Ohnehin schon erschöpft, und nach Thadias Ausbruch umso mehr, wollte sie nur noch entspannen. Morgen hatte sie frei, und sie würde den Tag fröhlich in ihrem Gärtnerschuppen verbringen, den sie sich in dem alten Stall eingerichtet hatte. Das war etwas, worauf sie sich freuen konnte.
    Endlich lächelte sie, heilfroh, dass sie nicht Thadia Martin war.

3
    D ie Judasbäume, deren violette Blüten noch geschlossen waren, neigten sich westwärts, als ein heftiger Wind die Ostseite der Blue Ridge Mountains hinabstürmte. Wilder weißer Hartriegel stand kurz vor dem Erblühen, und die schon aufgeblühten Forsythien sprenkelten die Landschaft mit ihrem leuchtenden Gelb.
    Der alte 1978er Ford-150 Transporter, dessen starker Motor brummte, beförderte Harry mitsamt ihren zwei Katzen und ihrem Hund in westlicher Richtung aus der unbeschreiblichen virginischen Stadt Crozet. Harry, die dort geboren war
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