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Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Titel: Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid
Autoren: Rita Mae Brown
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umschlagen. Ihr Ausbruch bei dem Hockeyspiel, der jetzt Jahre zurückzuliegen schien, zeigte, wie unglücklich Jody gewesen war. Irene hatte die Probleme ihrer Tochter nicht gesehen, weil sie zu sehr mit ihren eigenen beschäftigt war. Eine Woge von Schuldgefühlen überflutete sie. Eine Träne rann über ihre blasse Wange.
    Jody bemerkte dies. »Es wird schon wieder.«
    »Ja, aber wir werden nicht mehr dieselben sein wie vorher.«
    »Umso besser.«
    Irene atmete tief ein. »Es war wohl schlimmer, als mir bewusst war. Weil dir zu Hause die Zuwendung fehlte, hast du sie woanders gesucht … vor allem bei Sean.«
    »Es hat gutgetan« – sie suchte nach dem richtigen Wort –, »wichtig zu sein.«
    Sie bogen rechts in die Ausfahrt von Crozet ein. Als sie mit verminderter Geschwindigkeit auf das Stoppschild zufuhren, fragte Irene: »Hast du sonst noch jemandem erzählt, dass du schwanger warst?«
    »Nein!«
    »Ich glaube dir nicht. Mit deinen Freundinnen redest du doch immer.«
    »Und du redest nie mit jemandem, was?«
    »Nicht über Familiengeheimnisse.«
    »Vielleicht hättest du es tun sollen, Mutter. Was bringt es schon, den Schein zu wahren? Hat nicht funktioniert, oder?«
    »Hast du es jemandem erzählt?«
    »Nein.«
    »Du hast es Karen Jensen gesagt.«
    »Hab ich nicht.«
    »Ihr zwei hängt doch zusammen wie die Kletten.«
    »Sie hängt genauso viel mit Brooks Tucker zusammen wie mit mir.« Ein Hauch von Eifersucht schlich sich in Jodys Stimme. »Mom, hör endlich auf damit.«
    Irene brach in Tränen aus. »Es wird dir keine Ruhe lassen. Du wirst furchtbare Schuldgefühle haben.«
    »Es war das einzig Richtige.«
    »Es verstößt gegen alles, was man uns beigebracht hat. Oh, warum habe ich mich nur darauf eingelassen? Ich schäme mich so.«
    »Mutter, reiß dich zusammen.« Eiskalte Beherrschung und eiskalte Wut standen in Jodys jungem Gesicht geschrieben. »Dad ist wegen Mordes angeklagt. Du wirst den Laden schmeißen. Ich gehe aufs College, damit ich später zu Hause den Laden schmeißen kann. Du kannst dich nicht um ein Baby kümmern. Ich kann mich nicht um ein Baby kümmern.«
    »Das hättest du dir vorher überlegen sollen«, schoss Irene zurück, deren Stimme jetzt ebenfalls scharf war.
    »Vielleicht hättest du dir auch überlegen sollen, was du tust.«
    »Was meinst du damit?« Irene hielt inne. »Diese alberne Idee von dir, dass ich mit Samson Coles schlafe. Was bringt dich bloß auf solche Gedanken? Und dann den armen Mann im Postamt beschuldigen.«
    »Bloß, um dich zu decken.«
    »Was!« Irene quollen fast die Augen aus dem Kopf.
    »Du hast gehört, was ich gesagt habe – um dich zu decken. Du hast mit Roscoe geschlafen. Du dachtest, ich wüsste es nicht.«
    Irenes Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden. »Wie kannst du es wagen!«, zischte sie.
    »Mach halblang, Mom. Ich weiß es, weil er’s mir gesagt hat.«
    »Der Mistkerl!«
    »Da hast du recht.«
    Irene beruhigte sich für einen Augenblick. »Wieso hat er es dir gesagt?« Sie hatte noch nicht zugegeben, dass Jodys Beschuldigung der Wahrheit entsprach.
    »Weil ich auch mit ihm geschlafen habe.«
    »Oh Gott.« Irenes Fuß drückte heftiger aufs Gaspedal.
    »Also sag du mir nicht, was richtig und was falsch ist.« Jody lächelte halb.
    »Ich bin froh, dass er tot ist.«
    Jetzt lächelte Jody richtig. »Er hat es mir eigentlich nicht erzählt – ich bin selbst dahintergekommen.«
    »Du -«, zischte Irene.
    »Es spielt keine Rolle.« Jody zuckte die Achseln.
    »Von wegen.« Sie nahm ein bisschen Gas weg, weil die Tachonadel auf über hundertzwanzig hochgeschnellt war. »Hast du mit ihm geschlafen?«
    »Ja. Jedes Jahr hat Roscoe sich seine Auserwählte erkoren. Da war ich wohl auch mal an der Reihe.«
    Irene stöhnte. »Warum hast du es gemacht?«
    »Weil er mir alles gegeben hat, was ich wollte, und weil ich auf jedes College gekommen wäre, auf das ich wollte. Roscoe hätte das gedeichselt.«
    »Jody, es ist sehr schwer für mich, das alles zu verkraften.« Irenes Unterlippe zitterte.
    »Stopp«, befahl Jody.
    »Was, stopp?«
    »Anhalten!«
    »Warum?«
    »Wir müssen die Post abholen.«
    »Ich bin zu durcheinander, um irgendjemanden zu sehen.«
    »Ich aber nicht. Also halt die verdammte Karre an, und ich hol die Post.«
    Irene parkte beim Postamt, und Jody stieg aus. Dann kam Irene die Befürchtung, dass ihre Tochter etwas zu Harry und Miranda sagen würde, deshalb folgte sie ihr.
    Harry rief aus: »Wie
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