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Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht

Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht

Titel: Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht
Autoren: Rita Mae Brown
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keinen Lärm zu machen. Cynthia ging zum Haupteingang.
    Harry zog das Fax aus ihrer Gesäßtasche. »Kommen Sie einen Moment mit nach draußen.«
    Der Sheriff und seine Stellvertreterin schlichen auf Zehenspitzen mit Harry hinaus. Miranda beobachtete sie scharf, während sie sang. Einige Leute bemerkten es aus dem Augenwinkel.
    »Harry, Sie haben sich doch nicht schon wieder eingemischt«, sagte Rick leise, als sie die Tür hinter sich schlossen.
    »Ich konnte nicht anders. Ich dachte mir, wenn wir die Spur der Messer verfolgen könnten, wären wir einen großen Schritt weiter.«
    Cynthia betrachtete mit einer kleinen Taschenlampe das Fax. Rick hielt es mit den Händen fest, und Harry sagte ihm, um wessen Handschrift es sich handelte. »Das überrascht mich nicht«, antwortete er.
    »War der Leichnam Marylou Valiant?«, fragte Harry.
    »Ja«, antwortete Cynthia. »Dr. Yarbrough hat uns vor einer halben Stunde die Zahnunterlagen vorbeigebracht. Es ist Marylou.«
    »Haben Sie etwas geahnt?«, fragte Harry Rick.
    »Ja, aber ich dachte, hier ginge es um Geld. Das stimmt aber nicht.« Er rieb sich die kalte Nasenspitze. »Die Spielkarten und das Messer in Mickey Townsends Wagen – das war zu viel des Guten. Das brachte mich auf das wirkliche Motiv: Eifersucht.« Er schüttelte den Kopf. »Bei näherer Betrachtung sind Motive simpel. Verbrechen mögen kompliziert sein, aber Motive sind immer simpel.«
    »Was machen wir jetzt?« Harry scharrte mit den Füßen.
    »Wir machen gar nichts«, sagte Rick, während drinnen erneut Applaus aufbrauste. »Wir warten.«
    »Aber wenn Sie jeden der Morde auseinandernehmen, Minute für Minute, würden Sie dann nicht das Schlupfloch finden?«
    »Harry, so einfach ist das nicht. Wir haben den Zeitpunkt der Morde so genau bestimmt, wie wir können, aber das gibt ihm immer noch einen bequemen Freiraum von dreißig Minuten. Ein guter Anwalt kann das ziemlich leicht zerpflücken, verstehen Sie, er kann versuchen, die Geschworenen zu überzeugen, dass der Bericht des Untersuchungsrichters ungenau ist. Dinge wie die Temperatur im Stall im Verhältnis zur Außentemperatur können auf den Leichnam eingewirkt haben, ebenso der Gesundheitszustand des Opfers, als es noch lebte. Man wird den zeitlichen Rahmen eines jeden Mordes untergraben und den Geschworenen Zweifel daran einimpfen, wie der Mann in Montpelier der Aufmerksamkeit entgehen konnte. Dann wird man sich in Charakterschelte sämtlicher Zeugen der Anklage ergehen. Im Moment ist es ein Kinderspiel für ihn, mit einem guten Anwalt davonzukommen. Der Fall beruht einzig und allein auf Indizien.« Rick war die Art und Weise verhasst, wie das System funktionierte, zumal, wenn ein Angeklagter Geld hatte.
    »Ja, aber was ist mit dem Mord an Marylou?« Harrys Lippen zitterten, so wütend war sie. »Können wir ihn da nicht festnageln?«
    »Vielleicht, wenn Coty noch lebte«, sagte Coop. »Er hat offensichtlich gewusst, wo Marylou vergraben war.«
    »Rick, Sie können den Dreckskerl nicht davonkommen lassen.«
    »Wenn ich ihn verhafte, bevor ich meinen Fall fest untermauert habe, kommt er davon, er kommt ungeschoren davon, Harry.« Rick spannte den Kiefer an. Er faltete das Fax zusammen. »Dies ist eine große Hilfe, und ich danke Ihnen dafür. Ich verspreche Ihnen, ich werde alles tun, was ich kann, um ihn dingfest zu machen.«
    Neuerlicher Applaus von drinnen rüttelte Harry auf. »Ich glaube, ich gehe lieber wieder rein und sehe nach, ob Murphy nicht wieder einen Tumult verursacht hat.«
    »Eine musikalische Katze.« Cynthia lächelte und klopfte Harry auf den Rücken. »Ich weiß, es ist frustrierend, aber wir können nicht einfach rumgehen und Leute verhaften. Wir arbeiten so lange daran, bis wir einen hieb- und stichfesten Beweis haben. Das ist der Preis, den wir für die Demokratie zahlen.«
    »Ja.« Harry atmete durch die Nase aus, dann öffnete sie die Tür einen Spalt und quetschte sich durch.
    Die beiden Katzen waren auf dem Tisch geblieben.
    Das letzte Stück auf dem Programm, ein brausender Gesang aus Händels Messias, ließ die Dachsparren dröhnen. Das Publikum verlangte jubelnd und klatschend nach einer Zugabe. Der Chor sang noch ein wunderschönes Spiritual und machte sodann eine letzte Verbeugung, teilte sich in der Mitte und verließ zu beiden Seiten die Bühne.
    Das Publikum geriet in Bewegung. Harry ging zu dem Tisch und wollte Mrs Murphy und Pewter unter die Arme klemmen, als Mim, Jim, Charles und Arthur herüberkamen,
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