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Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht

Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht

Titel: Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht
Autoren: Rita Mae Brown
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sein. Die Virginier waren darin geübt, einander mit musterhafter Eleganz zu schneiden.
    »So, und da wir beide in Virginia aufgewachsen sind, verstehen wir es, Themen wie dieses zu meiden, Boom Boom. Ich habe nicht das Bedürfnis, mit dir oder sonst jemandem meine Emotionen zu ergründen.«
    »Genau!«
    Harry blinzelte in das triumphierende Gesicht. »Fang jetzt bloß nicht bei mir damit an.«
    »Wir müssen unserer Erziehung entwachsen. Wir müssen unsere unterdrückte Natur abwerfen oder durchbrechen. Du kannst deine Emotionen nicht in dir verschließen, sie werden an dir nagen, bis du krank wirst oder vertrocknest wie einige Leute, die ich nennen könnte.«
    »Ich bin kerngesund.«
    »Du bist aber nicht mehr zwanzig. Du hältst diese Emotionen schon zu lange in dir verschlossen.«
    »Jetzt hör mal zu.« Harrys Stimme triefte von Vernunft. »Was du unterdrückt nennst, nenne ich diszipliniert. Ich wanke nicht am Rande der Selbstzerstörung. Ich trinke nicht. Ich nehme keine Drogen. Ich rauche nicht mal. Mir gefällt mein Leben. Ich hätte vielleicht gern ein bisschen mehr Geld, aber mein Leben gefällt mir.«
    »Du kasteist dich.«
    »Kasteien ist für mich ein Fremdwort.«
    »Harry«, sie senkte die Stimme, »mich kannst du mit deinen Witzchen nicht täuschen. Ich möchte, dass du mit mir zu ›Lifeline‹ kommst. Das hat mein Leben vollkommen verändert. Vor sechs Monaten wäre ich nie imstande gewesen, auf dich zuzugehen, ich hätte an meiner Wut festgehalten, aber jetzt will ich dir die Hand reichen. Ich möchte, dass wir Freundinnen sind. Bei ›Lifeline‹ lernst du, Verantwortung für dich selbst zu übernehmen. Für deine Gefühle. Es ist ein konstruktiver Prozess, und ich weiß, konstruktive Dinge sagen dir zu. Man kann diese Dinge lernen, man lernt neue Wege, mit Menschen in einer Gruppe zu sein, die einem Mut macht. Du wirst dich geborgen fühlen. Vertrau mir, Harry, es wird dich glücklich machen.«
    Boom Boom vertrauen war das Letzte, was Harry wollte. »Ich bin nicht der Typ für so was.«
    »Ich würde es sogar bezahlen.«
    »Was?«
    »Das ist mein Ernst. Ich fühle mich so elend, weil du noch immer wütend auf mich bist. Ich möchte, dass wir Freundinnen sind. Bitte, überleg dir mein Angebot.«
    »Ich -« Harry stotterte überrumpelt: »Ich, ich – Himmel, Boom Boom.«
    »Denk drüber nach. Ich weiß, du wirst tausend Gründe finden, es auszuschlagen, aber warum nimmst du nicht einen Zettel und listest das Für und Wider auf? Du könntest mehr Gründe finden, dich bei ›Lifeline‹ zu engagieren, als dir bewusst sind.«
    »Ah – ich werd’s mir überlegen.«
    »Noch eine Kleinigkeit.«
    »Oh Gott.«
    »Denk darüber nach, dass du Fair immer noch liebst.«
    »Tu ich nicht! Ich hab ihn gern, aber ich liebe ihn nicht.«
    »Lifeline.« Boom Boom entschwand mit einem engelhaften Lächeln.
    Harry atmete tief durch, ihr Herz hämmerte. Jim Sanburnes mitternachtsblauer Landrover schwenkte in Sicht. Sie fasste sich.
    »Gibt’s was Neues?«, erkundigte sich Larry.
    »Alles in Butter«, sagte Harry.
    »Ist Ihnen nicht gut?«, fragte der Doktor, der ihr gerötetes Gesicht und ihren hastigen Atem bemerkte.
    »Mir fehlt nichts. Wann ist das nächste Rennen?«
    »In einer halben Stunde. Ungefähr«, antwortete Jim.
    »Ich brauche eine Co-Cola.«
    »Sie brauchen was ganz anderes«, scherzte Larry. »Sie keuchen wie ein Güterzug. Wollen Sie nicht am Montag in meine Praxis kommen? Wie lange haben Sie sich schon nicht mehr gründlich untersuchen lassen?«
    »Larry, mir fehlt nichts. Ich hatte bloß ein kleines Tête-à-Tête mit Boom Boom.«
    »Das erklärt alles.« Er lächelte, und als die beiden Männer weiterfuhren, fragte Jim: »Hat sie ›Titt-à-Titt‹ gesagt?«
    »Nein.« Larry lachte laut. »Jim, Sie sind ein Primitivling mit Geld.«
    Jim grunzte. »Hat sich für mich nach Körperteilen angehört, mein lieber Freund.«

 
2
     
    »Mom, ich hab Hunger.«
    »Tucker, hör auf zu kläffen, du gehst mir auf die Nerven.«
    »Du hattest ein Schinkenbrötchen, und ich hab seit dem Frühstück nichts gegessen.« Der Duft, der den Verpflegungszelten entströmte, trieb Tucker zum Wahnsinn.
    Harry sah auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten. Sie sauste in ein Zelt, schnappte sich ein Brathähnchen, einen kleinen Behälter mit Krautsalat, einen mit Bohnen, eine kalte Cola und einen großen Becher Tee mit Plastikdeckel.
    Als Harry sich durch die Menge schob, kam sie am Jockeyzelt vorbei. Ein Tumult ließ sie
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