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Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht

Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht

Titel: Mrs Murphy 05: Herz-Dame sticht
Autoren: Rita Mae Brown
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bei ihr vorbeischauen. Sie fragte sich, was Verliebtheit oder Erotik an sich hatte, das alle verrückt machte und eine Szene erzeugte wie die, die sie soeben miterlebt hatte.
    Sie kehrte zum östlichen Hindernis zurück, setzte sich und nahm den Deckel von ihrem Teebecher. Dampfschwaden kräuselten sich aufwärts.
    »Mutter!« Tucker hob die Stimme.
    »Bettlerin.« Harry brach ihr ein Stück heißes Hähnchen ab, das Tucker verschlang. »Fette Bettlerin.«
    »Ich bin keine Bettlerin, aber ich kann nicht an die Tische reichen, und du schon. Und ich bin nicht fett. Pewter ist fett.« Tucker beschrieb zutreffend die graue Katze, die in Market Shifletts Lebensmittelladen neben dem Postamt in Crozet arbeitete. Pewter konnte auch nicht zu den Rennen kommen, was Tuckers äußerste Zufriedenheit noch verdoppelte.
    Der Rennbahnsprecher rief die Startzeit auf. Harry aß jetzt so schnell wie Tucker. Sie hatte nicht gemerkt, wie hungrig sie war, aber sie war ja auch seit fünf Uhr morgens auf den Beinen und hatte sich nur mit ein paar Bissen gestärkt.
    Jeden Morgen fütterte Harry ihre drei Pferde, dann ließ sie sie auf die Weide. Sie versorgte das Opossum, das auf dem Heuboden wohnte, mit Marshmallows. Danach fütterte sie ihre Haustiere … aber manchmal vergaß sie, sich selbst zu füttern. Mrs Murphy hatte neben einem guten Frühstück eine große Schüssel Trockenfutter in verschiedenen Geschmacksrichtungen bekommen. Gewöhnlich ließ Harry das Tierpförtchen offen, das sie auf der Rückseite des Hauses in ihre Küchentür eingebaut hatte. Die Fliegentür der eingezäunten Veranda, die längs der Küche verlief, konnten Mrs Murphy und Tucker mühelos aufstoßen. Doch heute Morgen hatte Harry die Tierpforte dichtgemacht, weil sie beschossen hatte, Mrs Murphy im Haus zu behalten, nachdem die Katze ein paarmal dem Wagen gefolgt war. Als Miranda Hogendobber Harry abholen kam, hatte sie schon drei Stunden schwere Farmarbeit hinter sich.
    Das Startsignal zum dritten Rennen zwang Harry, noch schneller zu essen. Sie spülte die letzten Bissen mit Tee und Cola herunter.
    »Hast du noch was übrig?«
    »Tucker, nimm deine Nase aus dem Becher.«
    »War bloß neugierig.«
    Harry wischte die Krümel weg, sammelte ihren Abfall ein und stellte sich auf ihren Posten.
    Sie hörte einen Knall, dann einen zweifachen Schuss. Fehlstart. Die zerrten immer an den Nerven von Reitern und Pferden. Der Rennbahnsprecher bat die Pferde erneut an den Start. »Auf die Plätze. Ab. Sie sind gestartet!« Das dritte Rennen, das Noel Laing Stakes, viertausend Meter über Besen, war das zweitgrößte Rennen des Tages, mit 30.000 Dollar dotiert – sechzig Prozent für den Sieger.
    Die Spannung war regelrecht hörbar. Die Pferde stürmten aus dem Blickfeld, und Harry hörte das Donnern der Hufe; der Boden zitterte wie Wackelpudding. Der in Führung liegende Hellbraune war den anderen weit voraus. Alle setzten über Harrys Hindernis, ein Pferd allerdings zögerte. Der Jockey hielt an, sein grüner Dress mit einem blauen Kreuz klebte schon schweißnass an seinem Körper.
    Harry wusste, dass dieses Rennen über viertausend Meter ging. Die Pferde würden in wenigen Minuten wieder vorbeikommen. Sie lief zu dem Jockey, Coty Lamont.
    »Alles in Ordnung?«
    »Er lahmt auf einmal. Ich geh ans Innenrail.« Coty saß ab, sorgsam darauf bedacht, die Zügel festzuhalten, während Harry das Pferd am Zaumzeug hielt. »Der Tierarzt ist da drüben.«
    »Sehnenschwellung, fürchte ich, Coty.« Harry hoffte, dass sie sich irrte, denn Sehnenverletzungen heilten sehr langsam, und bei einem Sehnenbug war das Risiko einer Neuverletzung hoch.
    »Ja.« Als Zeichen des Dankes tippte Coty mit der Peitsche an seine Kappe. Langsam lenkte er den Wallach über die Bahn und zum Innenrail, während Harry auf ihren Posten zurückrannte.
    Sekunden später kam das Feld herum, um erneut über das Hindernis zu setzen. Alle sprangen fehlerfrei.
    Während Harry darauf wartete, dass der Sprecher den Sieger bekannt gab, sah sie Will und Linda Forloines den Grashang herunter auf sich zukommen. Sie hatten einen Mann im Schlepptau, der von oben bis unten in Barbour steckte.
    Linda rief: »Hallo, Harry.«
    »Hi.« Harry winkte den beiden zu. Kein Grund, unhöflich zu sein, so wenig sie das Pärchen leiden konnte. Sie erkannte augenblicklich, dass der Typ im ländlichen Outfit der demnächst zu schröpfende Yankee-Arbeitgeber der beiden sein musste. Sie wusste auch, dass Will und Linda es darauf
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