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Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Titel: Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
Autoren: Rita Mae Brown
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eine leuchtend blaue Plastikplane über vier Stangen, die den schlimmsten Regen abhielt, aber dennoch sickerte das Wasser in die gut anderthalb Meter tiefe Grube, die sie ausgehoben hatten.
    Eine junge Deutsche, Heike Holtz, fegte vorsichtig die Erde beiseite. Ihre Knie waren voller Schlamm, ihre Hände ebenso, aber das war ihr egal. Sie war eigens nach Amerika gekommen, um mit Kimball Haynes zu arbeiten. Ihr langfristiges Ziel war es, nach Deutschland zurückzukehren und mit ähnlichen Ausgrabungs- und Rekonstruktionsarbeiten in Sanssouci zu beginnen. Da dieses schöne Schloss in Potsdam stand, in der ehemaligen DDR, glaubte sie kaum, Gelder für das Unternehmen aufbringen zu können. Aber sie war überzeugt, dass ihre Landsleute früher oder später versuchen würden zu retten, was zu retten war. Als Archäologin verübelte sie den Russen, dass unter ihrer Verwaltung die vielen sagenhaften Bauwerke so missachtet wurden. Wenigstens hatten sie den Kreml vor dem Verfall bewahrt. Darüber, wie sie das Volk behandelten, hielt sie wohlweislich den Mund. Die Amerikaner, die in vieler Hinsicht vom Glück begünstigt waren, würden diese Art von systematischer Unterdrückung nie verstehen.
    »Heike, jetzt machen Sie mal eine Pause. Sie sind seit dem frühen Morgen in dieser Kälte.« Kimballs hellblaue Augen drückten Mitgefühl aus.
    »Nein, nein, Professor Haynes. Ich lerne zu viel, um jetzt wegzugehen.«
    Sie sprach mit einem charmanten Akzent, musikalisch, sehr verführerisch. Aber auf den Akzent war sie nicht angewiesen. Heike war umwerfend.
    Kimball klopfte ihr auf den Rücken. »Sie werden ein ganzes Jahr hier sein, Heike, und ich denke, wenn die Götter es gut mit mir meinen, kann ich Ihnen eine Stelle an der Uni besorgen, damit Sie noch länger bleiben können. Sie sind gut.«
    Sie senkte den Kopf tiefer über ihre Arbeit; sie war zu schüchtern, um ihm in die Augen zu sehen, während sie sich für das Lob bedankte.
    »Gehen Sie schon, machen Sie Pause.«
    »Es mag sich vielleicht absurd anhören, aber ich fühle etwas.«
    »Davon bin ich überzeugt«, lachte er. »Frostbeulen.«
    Er trat von der Feuerstelle weg, an der Heike arbeitete. Hier war einer von den hölzernen Kaminen gewesen, die Feuer gefangen hatten. Eine Erdschicht war mit verkohlten Stückchen durchsetzt, und die Archäologen waren soeben dabei, unter diese Schicht zu dringen. Wer immer nach dem Brand aufgeräumt hatte, hatte so viel Asche wie möglich entfernt. Hier arbeiteten eine weitere Studentin und ein Student.
    Heike scharrte mit den Händen, vorsichtig, aber mit beachtlicher Kraft. »Professor.«
    Kimball ging wieder zu ihr und kniete sich flink hin. Beide arbeiteten sie mit äußerster Geschicklichkeit und Präzision.
    »Mein Gott!«, rief Heike auf Deutsch.
    »Das ist mehr, als wir erwartet hatten, Kindchen.« Kimball strich sich mit der Hand übers Kinn, ohne an den Schlamm zu denken. Er rief Sylvia und Joe, zwei seiner Studenten, die ebenfalls an diesem Abschnitt arbeiteten. »Joe, gehen Sie rauf, holen Sie Oliver Zeve.«
    Joe und Sylvia besahen sich den Fund.
    »Joe?«
    »Ja, Professor?«
    »Kein Wort, zu niemandem, verstanden? Das ist ein Befehl«, sagte er zu den anderen, als Joe zum großen Haus rannte.
    »Wir wollen auf keinen Fall, dass die Presse hiervon Wind bekommt, bevor wir Zeit hatten, eine Erklärung vorzubereiten.«

 
7
     
    »Wieso habe ich es nicht als Erste erfahren?« Mim warf den Telefonhörer schief auf die Gabel, sodass der Apparat piepte. Wütend knallte sie den Hörer in die richtige Position.
    Ihr Ehemann Jim Sanburne, Bürgermeister von Crozet, eins neunzig groß und gut zweieinhalb Zentner schwer, hatte ein ausgleichendes Naturell. Das war bei Mim auch nötig. »Weißt du, meine Liebe, wenn du bedenkst, wie heikel Kimball Haynes’ Entdeckung ist, wirst du einsehen, dass man dich als Zweite benachrichtigen musste, nicht als Erste.«
    Sie senkte die Stimme. »Glaubst du, ich war die Zweite?«
    »Aber selbstverständlich. Du warst schließlich die treibende Kraft bei der Rekonstruktion der Mulberry Row.«
    »Und ich muss mir Eifersüchteleien von Wesley Randolph, Samson Coles und sogar von Center Berryman gefallen lassen. Wenn die erst von der Entdeckung erfahren – am besten rufe ich sie alle an.« Sie marschierte in die Bibliothek. Ihre weichen Wildlederpantoffeln machten so gut wie kein Geräusch.
    »Wesley Randolph? Mit dem bist du nur im Clinch, weil er den Laden am liebsten selbst schmeißen würde.
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