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Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
Autoren: Rita Mae Brown
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schrecklichen Rückzug aus Moskau gefangen genommen worden. Der russische Offizier, der ihn erwischt hatte, war so angetan, dass er Claudius sofort auf sein großes Gut verfrachtete und mit Büchern und technischen Geräten versorgte. Claudius diente ihm, bis die Franzosen nach Hause zurückkehren durften. Es hieß, der Russe, ein Prinz von fürstlichem Geblüt, habe den jungen französischen Hauptmann mit Juwelen, Gold und Silber entlohnt.
    Sich Napoleon bei dessen zweitem Versuch, an die Macht zu kommen, noch einmal anzuschließen erwies sich als risikoreich, und Crozet wanderte nach Amerika aus. Falls er Vermögen hatte, verbarg er es sorgfältig; er lebte von seinem Gehalt. Seine Glanzleistung war es, vier Tunnels durch die Blue Ridge Mountains zu treiben, eine Aufgabe, die er 1850 begonnen und acht Jahre später vollendet hatte.
    Der erste Tunnel, der Greenwood-Tunnel, lag westlich von Crozet, war 160 Meter lang und wurde nach 1945 versiegelt, als ein neuer Tunnel fertiggestellt war. Über dem Osteingang des Greenwood-Tunnels fand sich in Stein gemeißelt die Inschrift: C. Crozet, Chefingenieur; John Kelly, Bauunternehmer, A.D. 1852.
    Der zweite Tunnel, der Brooksville-Tunnel, 260 Meter lang, wurde ebenfalls nach 1945 versiegelt. Dieser Tunnel war tückisch, weil das Gestein sich als weich und unverlässlich erwies.
    Der dritte Tunnel war der Little Rock. Er war 30 Meter lang und wurde immer noch von der Chesapeake & Ohio Railroad benutzt.
    Der vierte war der Blue-Ridge-Tunnel mit einer Länge von 1440 Metern.
    Stillgelegte Gleise führten zu den versiegelten Tunnels. Im neunzehnten Jahrhundert hatte man noch für die Ewigkeit gebaut; nicht eine einzige Schiene hatte sich verzogen.
    Es hieß, Crozet habe sein Vermögen in einem der Tunnels versteckt. Diese Geschichte nahm die C & O immerhin so ernst, dass man die stillgelegten Tunnels gründlich inspizierte, bevor man sie nach dem Zweiten Weltkrieg versiegelte. Ein Schatz wurde nie gefunden.
    Unmittelbar nachdem sie auf ihren die Franzosen betreffenden Irrtum aufmerksam gemacht worden war, verließ Mrs Hogendobber die Poststelle. Sie begegnete Ned Tucker, Susans Mann, der auf dem Weg hinein war. Artigkeiten wurden ausgetauscht. Tee Tucker rannte fröhlich bellend hinaus, um Ned zu begrüßen. Mrs Murphy kletterte aus dem Postbehälter und sprang auf den Schalter. Sie konnte Ned gut leiden. Alle hatten ihn gern.
    Er blinzelte Harry zu. »Na, bist du wiedergeboren?«
    »Nein, aber von gestern bin ich auch nicht.« Sie lachte.
    »Mrs H. war heute Morgen ungewöhnlich kurz angebunden.« Er schnappte sich einen großen Haufen Post. Das meiste war für die Anwaltskanzlei Sanburne, Tucker und Anderson bestimmt.
    »Welch seltenes Glück«, sagte Harry.
    »Ich weiß.« Ned lächelte. An diesem heißen Julimorgen einer Tirade über die Erlösung der Welt entkommen zu sein war wirklich ein Glück; das wusste Ned, der ein ausgesprochen glücklicher Mensch war. Er bückte sich, um Tucker die Ohren zu kraulen.
    »Meine darfst du auch kraulen«, bat Mrs Murphy.
    »Er hat mich lieber als dich.« Tucker genoss es, im Mittelpunkt zu stehen.
    »Was für köstliche Laute sie von sich geben.« Ned kraulte weiter. »Manchmal glaube ich, sie sind beinahe menschlich.«
    »Ist das zu fassen?« Mrs Murphy leckte ihre Vorderpfoten. Menschlich, was für eine Idee! Menschen hatten keine Krallen, kein Fell, und ihre Sinne waren getrübt. Sie dagegen konnte eine Ameisenlarve im Sand wühlen hören. Darüber hinaus verstand sie alles, was die Menschen in ihrer kehligen Art sprachen. Diese dagegen verstanden Katzen oder andere Tiere kaum, und einander erst recht nicht. Selbst von Harry, die sie zugegebenermaßen liebte, bekam sie nur dann eine Reaktion, wenn sie zu den ausgefallensten Mitteln griff.
    »Ja, ich weiß nicht, was ich ohne meine Kleinen anfangen würde. Apropos, was machen deine?«
    Neds Blick irrte für einen Moment ab. »Harry, allmählich glaube ich, es war ein Fehler, Brookie auf eine Privatschule zu schicken. Sie ist zwölf, geht für zwanzig durch und ist ein richtiger kleiner Snob. Susan möchte, dass sie im Herbst wieder auf die St.-Elisabeth-Schule geht. Wir haben schließlich auch eine öffentliche Schule besucht, haben was gelernt und sind was Anständiges geworden.«
    »Jetzt herrschen raue Sitten, Ned. Als du zur Schule gingst, haben sie noch keine Drogen auf dem Klo verkauft.«
    »Als wir auf der Crozet High School waren schon. Du warst so vernünftig, es einfach zu
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