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Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
Autoren: Rita Mae Brown
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besser wird.«
    Kelly nahm das Eis herunter. Die Blutung hatte aufgehört.
    »Halt es noch ein bisschen drauf«, riet Harry. »Dann schwillt es nicht an.«
    Kelly legte den provisorischen Eisbeutel wieder auf. »Es geht mich ja nichts an, aber du hättest Fair Haristeen schon vor Jahren den Laufpass geben sollen. Du hast dich in die Geschichte reingekniet und dir alle Mühe gegeben, dass es funktioniert. Das war pure Zeitverschwendung. Perlen vor die Säue.«
    Harry war noch nicht ganz so weit, dass sie es gern gehört hätte, wenn ihr Mann als Sau bezeichnet wurde, aber Kelly hatte recht: Sie hätte früher aussteigen sollen. »Jeder von uns lernt in seinem eigenen Tempo.«
    Er nickte. »Wie wahr. Ich habe viel zu lange gebraucht, um zu kapieren, dass Bob Berryman, Ex-Footballheld von Crozet High, eine miese Niete ist. Schubst der mich doch glatt die Treppe runter, um Himmels willen. Wegen einer Rechnung! Wirft mir vor, ich hätte ihm für eine Auffahrt zu viel berechnet. Ich bin seit zwölf Jahren im Geschäft, und mir hat noch niemand vorgeworfen, dass ich zu viel berechne.«
    »Es hätte schlimmer sein können.« Harry lächelte.
    »Ach ja?« Kelly blickte fragend auf.
    »Es hätte Josiah DeWitt sein können.«
    »Da hast du recht.« Kelly krempelte sein Hosenbein herunter. Er warf das Papierhandtuch in den Abfall, sagte: »Durchhalten, Harry«, und verließ das Postamt.
    Sie sah ihm nach, als er sich langsamer als sonst entfernte, dann machte sie sich wieder an die Arbeit.
    Harry tränkte ihre Stempelkissen und säuberte die Buchstaben auf den Gummistempeln von kleinen Farbklümpchen. Gerade als sie ihre Stirn und sämtliche Finger mit dunkelroter Stempelfarbe beschmiert hatte, kam Big Marilyn Sanburne, »Mim«, hereinmarschiert. Marilyn gehörte zu jenen stählernen Frauen, die ehrenamtliche Männer waren. Sie wurde Big Marilyn oder Mim genannt, um sie von ihrer Tochter Little Marilyn zu unterscheiden. Mit vierundfünfzig Jahren hatte sie sich eine kühle Schönheit bewahrt, man drehte sich noch immer nach ihr um. Da sie mit einem immensen Vorrat an Mußestunden belastet war, hatte sie bei sämtlichen städtischen Angelegenheiten die Hand im Spiel. Ihre unbestreitbare Energie trieb andere ehrenamtliche Mitarbeiterinnen regelmäßig an die Bar oder zum Wahnsinn.
    »Mrs Haristeen« – Mim betrachtete die Schmiererei –, »haben Sie einen Mord begangen?«
    »Nein – bloß in Gedanken.« Harry lächelte verschmitzt.
    »Die staatliche Planungskommission steht zuoberst auf meiner Abschussliste. Die werden niemals eine westliche Umgehungsstraße durch diesen Bezirk bauen. Ich werde kämpfen bis zum letzten Atemzug! Am liebsten würde ich eine F-14 chartern und die Bande in Richmond zusammenbomben .«
    »Sie haben jede Menge Unterstützung, meine eingeschlossen.«
    Harry rieb und wischte, aber die Stempelfarbe war hartnäckig.
    Mim genoss jede Gelegenheit sich aufzuspielen, egal, wer ihr Gegenüber war. Jim Sanburne, ihr Mann, hatte sein Leben auf einem kleinen Bauernhof begonnen und sich auf cirka sechzig Millionen Dollar raufgekämpft. Trotz Jims Reichtum wusste Mim, dass sie unter ihrem Stand geheiratet hatte. Sie war eine Frau, die dauernd Beweise für ihren Status brauchte. Sie musste ihren Namen im Gesellschaftsregister gedruckt sehen. Jim fand das albern. Für Mim war die Ehe eine ständige Strapaze. Für Jim auch. Er führte sein Unternehmen, er führte Crozet, weil er der Bürgermeister war, aber Mim konnte er nicht führen.
    »Nun, haben Sie sich das mit der Scheidung noch einmal überlegt?« Mim hörte sich an wie eine Lehrerin.
    »Nein.« Harry lief vor Wut rot an.
    »Fair ist nicht besser oder schlechter als jeder andere. Stülpen Sie den Männern eine Papiertüte über den Kopf, und sie sind alle gleich. Nur auf das Bankkonto kommt es an. Eine alleinstehende Frau hat es schwer.«
    Harry hätte am liebsten gesagt: »Ja, mit Snobs wie Ihnen«, aber sie hielt den Mund.
    »Haben Sie Handschuhe?«
    »Wozu?«
    »Sie könnten mir helfen, Little Marilyns Hochzeitseinladungen hereinzutragen. Ich möchte sie nicht beschmutzen. Das Briefpapier ist von Tiffany, meine Liebe.«
    »Warten Sie einen Moment.« Harry wühlte herum.
    »Du hast sie neben den Postbehälter gelegt«, klärte Tucker sie auf.
    »Ich geh gleich mit dir Gassi, Tucker«, sagte Harry zu dem Hund.
    »Ich werf sie auf den Boden. Mal sehen, ob sie’s schnallt.«
    Mrs Murphy lief flink auf dem Schalter entlang, wich sorgsam der Stempelfarbe und den
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