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Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
Autoren: Rita Mae Brown
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stand auf der Karte. Keine Unterschrift. Die Handschrift war eine Computerschrift, wie der Namenszug auf den Briefen, die man von seinem Kongressabgeordneten kriegte. Harry seufzte und steckte die Karte in Kellys Postfach. Es wäre himmlisch, in Paris zu sein.
    Schneebedeckte Alpen prangten majestätisch auf einer an Harry adressierten Postkarte von ihrer Freundin seit Kindertagen, Lindsay Astrove.
     
    Liebe Harry,
    bin in Zürich angekommen. Keine Gartenzwerge in Sicht. Flug kein Problem. Bin sehr müde. Schreibe später ausführlich.
    Beste Grüße
    Lindsay
     
    Es wäre himmlisch, in Zürich zu sein.
    Bob Berryman, der größte Viehtransporthändler im Süden, erhielt einen eingeschriebenen Brief vom Finanzamt. Harry steckte ihn behutsam in sein Fach.
    Harrys beste Freundin, Susan Tucker, bekam ein großes Paket vom James-River-Versand, vermutlich die reduzierten Baumwollpullover, die sie bestellt hatte. Susan, besonnen wie sie war, wartete immer den Ausverkauf ab. Sie war die »Mutter« von Tee Tucker, Tee genannt, weil Susan sie Harry beim siebten Tee im Farmington Golf Club geschenkt hatte. Mrs Murphy, zwei Jahre älter als der Hund, war nicht erbaut gewesen, aber sie fand sich allmählich damit ab.
    Eine Gary-Larsen-Postkarte zog Harrys Aufmerksamkeit auf sich. Harry drehte sie um. Sie war an Fair Haristeen adressiert, Harrys baldigen Ex-Gatten (wenn auch nicht bald genug). »Durchhalten, Kumpel«, lautete die Botschaft von Stafford Sanburne. Harry schmiss die Postkarte in Fairs Fach.
    Crozet war so klein, dass die Leute sich genötigt sahen, bei einer Scheidung für eine Seite Partei zu ergreifen. Vielleicht war sogar New York City so klein. Harry jedenfalls schwankte täglich zwischen Wut und Kummer, wenn sie einstige Freunde ihre Wahl treffen sah. Die meisten schlugen sich auf Fairs Seite.
    Immerhin hatte sie ihn verlassen und damit andere Frauen in Albemarle County in Rage gebracht, die auch in einer miesen Ehe festsaßen, aber nicht den Mut hatten abzuhauen. Das waren eine Menge Frauen.
    »Gott sei Dank haben sie keine Kinder«, zischelten viele Zungen hinter Harrys Rücken und ihr ins Gesicht. Harry pflichtete ihnen bei. Mit Kindern würde die vermaledeite Scheidung ein Jahr dauern. Ohne dauerte der Schwebezustand nur sechs Monate, und zwei hatte sie hinter sich.
    Bis es acht Uhr schlug, waren die beiden Postsäcke zusammengefaltet, die Schließfächer gefüllt, der alte Fichtenbohlenboden sauber gefegt.
    Mrs George Hogendobber, praktizierende Protestantin, holte jeden Morgen um Punkt acht Uhr ihre Post ab, außer sonntags, wenn sie das Evangelium hörte und das Postamt geschlossen war. Sie machte sich viele Gedanken über die Evolution. Sie war entschlossen zu beweisen, dass der Mensch nicht vom Affen abstammte, sondern vielmehr nach Gottes Ebenbild geschaffen war.
    Mrs Murphy hoffte inständig, dass Mrs Hogendobber dieser Beweis gelänge, denn die Verknüpfung von Mensch und Affe war eine Beleidigung für den Affen. Freilich würde die gute Frau vor Schreck sterben, wenn sie jemals entdeckte, dass Gott eine Katze war und der Mensch daher überhaupt nichts zu melden hatte.
    Die große, von christlicher Gesinnung durchdrungene Gestalt hievte sich die Treppe hoch. Sie stieß mit der ihr eigenen Energie die Tür auf.
    »Morgen, Harry.«
    »Morgen, Mrs Hogendobber. Hatten Sie ein schönes Wochenende?«
    »Abgesehen von einem gelungenen Gottesdienst in der Kirche zum Heiligen Licht, nein.« Sie zog mit einem kräftigen Ruck ihre Post aus dem Fach. »Josiah DeWitt schaute vorbei, als ich nach Hause kam, und wollte mich beschwatzen, mich von Mutters Louis-Seize-Bett zu trennen, mitsamt Baldachin und allem Drum und Dran. Und das am heiligen Sonntag. Der Mann ist ein Diener Mammons.«
    »Ja – aber er erkennt gute Qualität mit einem Blick.« Harry schmeichelte ihr.
    »Hmm, Louis hier und Louis da. Zu viele Louis drüben in Frankreich. Es hat ein schlimmes Ende genommen, mit jedem einzelnen von ihnen. Ich glaube, die Franzosen haben seit Napoleon keinen bedeutenden Mann mehr hervorgebracht.«
    »Was ist mit Claudius Crozet?«
    Das ließ Mrs Hogendobber einen Moment verstummen. »Ich glaube, Sie haben recht. Er schuf eines der technischen Wunder des neunzehnten Jahrhunderts. Ich bekenne meinen Irrtum. Aber das ist der einzige seit Napoleon.«
    Die Stadt Crozet war nach ebendiesem Claudius Crozet, geboren am 31. Dezember 1789, benannt. Der Ingenieur hatte mit den Franzosen in Russland gekämpft und war auf dem
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