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Mr. T-Cup und der (grosse) Abstimmungsapparat

Mr. T-Cup und der (grosse) Abstimmungsapparat

Titel: Mr. T-Cup und der (grosse) Abstimmungsapparat
Autoren: Felix Longolius
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ich
nicht gleich zum Abstimmungsapparat gegangen. Wer weiss
schliesslich was da entschieden würde.
    Wir zwei kümmern uns um die Hauptstadt. Du musst mir noch zehn
Leute besorgen, die wir jeweils mit einem Gedankenverstärker übers
Land verteilen. Sie müssen in der Lage sein, für zehn Minuten an
nichts anderes als die Not der Zähne und die Lösung, nämlich eure
Zahnpasta, zu denken. Verstehst Du? Es ist ein Versuch! Wir werden
in den folgenden Wochen verfolgen, ob es funktioniert hat. Ich
denke, das wird es. Wir werden die Mundhygiene zum Gesprächsthema
Nummer eins machen. Und dann sehen wir weiter. Es ist Neuland.«
    Endlich beugte sich Nero dem Willen des Wissenschaftlers und
dachte sich den Inhalt der Werbung aus. Er liess sich sogar richtig
enthusiastisch wie ein richtiger Werber auf das neue Medium ein.
Die Zahnpasta wurde von einem eher kleinen Konzern hergestellt und
hatte wirklich nichts besonderes an sich.
    Der Versuch war schliesslich erfolgreich.
    Das ganze Land ging in den nächsten Tagen entweder in so
bemerkenswerter Anzahl zu den Psychologen, um zu fragen was
geträumte Zahnprobleme für eine Bedeutung haben, dass die Fachwelt
schliesslich neugierig auf den Ursprung dieses offensichtlich
gemeinsamen Traums wurde. Oder man ging zum Zahnarzt. Oder man nahm
daran Teil, die neue Zahnpasta in Windeseile leer zu kaufen.
    Wie der Wissenschaftler es geplant hatte fing Neros Mannschaft
als erste an zu plappern. Ein paar der Gedankenverstärker wurden
geklaut.
    Sie wurden zu horrenden Preisen an andere Werbefirmen verkauft.
Aber an keine politisch motivierten Interessenten, das war vorher
abgesprochen worden, und man hielt sich daran.
    Es wurde dann aber trotzdem schnell zum Problem. Es entstand
eine neue Umweltbelastung: der Gedankensmog. Eine Zahnpastawerbung
ab und zu wäre ja noch erträglich gewesen. Doch es kam so, dass
bald keine Botschaft unkommentiert gelassen wurde. Schliesslich
bahnten sich regelrechte Gedankenlawinen ihren Weg durch die
Welt.

Kapitel 8 Ein neues Medium
    Der Tag, an den sich Mr. T-Cup noch erinnern kann, als wäre er
heute, folgte bald. Er kam zum Abstimmungsapparat und erhielt
folgende Aufgabe: 
    Gedankenverstärker erfunden.
    Frage: Darf man Gedankenwerbung machen?
    In seiner kleinen Stadt gab es einen Apparat mit zwanzig Pendeln
für gut zweihunderttausend Einwohner. Mr. T-Cup hatte bei Zeiten
die Interessen von tausenden Menschen zu vertreten. Je nachdem wie
viele sich für eine direkte Entscheidung entschieden.
    Er verstand als einer der Ersten: es ging vor allem um
Stabilität. Würde man es der Werbewirtschaft nicht erlauben, die
neuen Möglichkeiten zu nutzen; konnte man das überhaupt sinnvoll
überprüfen; wäre es ohne die Wirtschaft überhaupt möglich, ein Netz
an Gedankenverstärkern aufzubauen. Dies würde wohl nötig um diese
Plattform des Gedankenverkehrs – man sprach im Volksmund von
Telepathie – in Schuss zu halten und weiterzuentwickeln?
    Wahrscheinlich schon.
    Das ganze war für einige Länder übrigens weniger bedeutend.
Interessanter Weise war gerade das Volk in Ländern, in denen man
sich damals gegen die Einführung der Abstimmungsapparate
entschieden hatte, gar nicht empfänglich für von Maschinen
verstärkte Gedanken. Für viele überraschend: in diesen Ländern
lächelte man nur über die neuen Möglichkeiten.
    Als es zur Abstimmung kam hatte sich Mr. T-Cup fest
entschlossen, gegen die kommerzielle Nutzung der neuen Maschinen zu
stimmen. Und die anderen Abgeordneten waren fast ausnahmslos der
selben Meinung. Zwar gab es einige direkt bediente Pendel die
anders ausschlugen, doch dies änderte nichts: die Entscheidung war
negativ. Es wurde verboten, Gedanken maschinell zu verstärken.
    Ausser zu einem Zweck.
    Die Übermittlung der Abstimmungsaufgaben an die Bevölkerung
wurde seit dem auch über die Gedankenverstärker erledigt.
    Natürlich empfingen nicht nur die Direktabstimmer die Aufgaben,
sondern auch der Rest der Bevölkerung. Hierdurch stieg der Anteil
der direkt bedienten Pendel.
    Und das schönste war, dass man die Länder besser verstand die
keine Abstimmungsapparate hatten. Die Köpfe der Länder ohne
Apparate bekamen schliesslich verhältnismässigen Einfluss auf die
globalen Abstimmungen. Ein echter grosser Abstimmungsapparat
entstand damit.
    Aus Mr. T-Cup's Perspektive war das damals so.
    Heute stand nur eine lokale Entscheidung an. Die Frage lautete,
ob man eine Strasse auch dann überdachen dürfe – wohlgemerkt mit
ein- und
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