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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny
Autoren: Holly Peterson
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sonst hätte ich dich schon gestern Abend gefragt.«
    »Tut mir leid.« Phillip nahm Dylan bei den Händen und versuchte, ihm in die Augen zu schauen, aber Dylan entzog sich ihm. »Du bist jetzt ein großer Junge und solltest in der Lage sein, deine Hausaufgaben ohne Hilfe deiner Eltern zu machen. Wenn du Nachhilfe brauchst, darüber lässt sich reden, aber jetzt ist es fast halb acht, und mein Wagen wartet, und du musst rechtzeitig in der Schule sein.«
    Dylan warf sich frustriert aufs Sofa. »Oh Maaaaann.« Er lag, alle viere von sich gestreckt, auf dem Rücken, das Gesicht in der Ellbogenbeuge versteckt. Er war zu alt, um noch leicht zu weinen, aber ich wusste, dass er nahe daran war. Ich wusste auch, dass ich ihn jetzt nicht in den Arm nehmen durfte, so wie ich es gern getan hätte, denn das hätte ihn seine mühsam bewahrte Beherrschung gekostet.
    »Alle Moms können Mathe nicht, und alle Dads in meiner Klasse müssen es machen. Es ist unfair, dass du mir nicht helfen willst.«
    »Dylan«, sagte er zärtlich und setzte sich zu seinem Sohn aufs Sofa. »Daddy fällt es einfach manchmal schwer zu verstehen. Aber ich liebe dich über alles und bin so stolz auf dich, und ich werde mir heute Abend Zeit nehmen, um dir mit Mathe zu helfen.« Er tippte ihm auf die Nasenspitze. »Einverstanden?«
    »Ja.« Dylan unterdrückte ein Grinsen.
    Gracie tauchte im Türrahmen von Phillips Arbeitszimmer auf, eine kleine rosa Plastikschere in der Hand, die sie ihm stumm hinhielt.
    Phillip schaute erst sie an und dann mich. Dann lachte er laut auf. »Danke, Prinzesschen.« Er zog Gracie an sich und strich ihr liebevoll übers Haar. Dann zog er Dylan hoch und umarmte ihn stürmisch. Gerade wenn ich davon überzeugt war, was für ein Idiot Phillip war, machte er so etwas und ließ mich glauben, ich könnte ihn vielleicht doch noch lieben. In Momenten, in denen ich ganz ehrlich mit mir war, hatte ich meiner besten Freundin Kathryn anvertraut, dass ich Phillip wahrscheinlich bald verlassen würde. Wir hatten uns längst auseinandergelebt, er benahm sich unmöglich, doch dann zeigte er auf einmal wieder, dass er sich doch wie ein verantwortungsvoller Erwachsener und Vater benehmen konnte, und ließ mich glauben, unsere Ehe wäre vielleicht doch noch zu retten.
    »Dylan, wir schaffen das schon. Alle zusammen, als Familie.« Dann sah er mich an. »Gib mir das alte Hemd, ich bin spät dran. Und ruf bitte Mr. Ho an und sag ihm, er hat vierundzwanzig Stunden Zeit, alle zehn Hemden in Ordnung zu bringen. Ich fürchte, wenn ich selbst mit ihm reden müsste, würde ich ihn mit seinen eigenen Hemden strangulieren.«
     
    Wir fuhren alle zusammen im Lift nach unten, beladen mit Schultaschen, Handys, Jacken: mein Mann, Dylan, Gracie und der kleine Michael, Carolina, unsere Haushälterin, unser Terrier Gussie und unsere Nanny Yvette. Die Tatsache, dass Phillip seinen Knopfloch-Aufstand offenbar hinter sich gelassen hatte, hieß noch lange nicht, dass er sich jetzt mit uns befasste. Im schicken Anwaltszwirn und mit glänzenden schwarzen Schuhen stand er im Lift und bereitete sich innerlich auf sein Klientenmeeting vor; es schien ihm dabei nicht schwerzufallen, das um ihn herrschende Chaos zu ignorieren. Er schob sich seinen Handy-Ohrstecker ins Ohr und wählte dabei gleichzeitig mit dem Daumen seine Voicemail an. Unter seinem Arm klemmte ein dicker Stapel zusammengefalteter Zeitungen.
    Ich hob Gracie mit einem Arm hoch und steckte mir mit der anderen Hand eine Spange ins Haar.Yvette, die ungeheuer stolz auf ihre sauberen, ordentlichen Schützlinge war, zog meine beiden Jüngsten jeden Tag an, als ginge es zum Ostergottesdienst. Aber da sie seit Dylans Geburt bei uns war, verkniff ich mir jede Bemerkung. Gracie trug ein rotes Gingham-Kleid, dazu passende rote Ballerinas und an der Seite des Kopfes eine weiße Schleife von der Größe einer Boing 747.
    »Mami, holst du mich ab oderYvette? Du holst mich nie ab«, wimmerte Gracie.
    »Heute nicht. Du weißt ja, am Dienstag muss Mami immer arbeiten, Schätzchen. Aber vergiss nicht, ich versuche, dich montags und freitags abzuholen.« »Versuche« war hier das entscheidende Wort, denn obwohl ich nur in Teilzeit bei dem Nachrichtensender arbeitete, konnte sich dies, sobald ich an einer wichtigen Story dran war, sehr schnell in einen vorübergehenden Vollzeitjob verwandeln. Dieses Hin und Her war nicht leicht für die Kinder. Gracies zartes Gesichtchen verkrampfte sich, und ich wusste genau, was kam. Ich
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