Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny
Autoren: Holly Peterson
Vom Netzwerk:
strich ihr übers Haar und küsste ihre Stirn. Ich flüsterte: »Ich hab dich lieb.«
    Dylans Schultasche war größer als er selbst. Er nahm sie ab und zog seinen Gameboy hervor, der an einer Kette an der Tasche befestigt war. Er begann, wie ein wild gewordener Wissenschaftler darauf herumzuhacken. Genau wie sein Vater auf seinem BlackBerry.
    »Nein, Konferenzschaltung um drei geht nicht.« Sogar im Aufzug beharrte Phillip darauf, seine Voicemail zu beantworten, sobald er sie abgehört hat. »Ruf meine Sekretärin an, Hank, die sagt dir, wann es passt. Okay, hier ist, was ich bis jetzt zum Tysis-Logics-Prozess habe...«
    »Phillip, bitte, kann das nicht warten? Das ist so unhöflich.« Phillip schloss die Augen, tätschelte mir dann den Kopf und legte seinen Finger auf meine Lippen. Ich hätte ihn ihm am liebsten abgebissen. »... eine echt harte Nuss, und ich werde dir auch sagen, warum: Zunächst mal das Aktiensplitting - wir haben noch nicht mal genug Aktien gezeichnet...«
    Michael packte vom Buggy aus meinen Rock und riss daran, sodass ein Stückchen Saum aufging.
    Als der Lift im vierten Stock anhielt, packte Carolina Gussie fester an der Leine. Phillip warf ihr einen furchteinflößenden Blick zu; offenbar war die Sache mit der unauffindbaren Schere noch nicht vergessen.
    Die Lifttüren glitten auf, und vor uns stand ein weißhaariger, achtundsiebzigjähriger Mann mit gestreifter Fliege und beigem Anzug. Mr. Greeley von Apartment 4B, ein alter Südstaaten-Haudegen aus Nantucket, war kürzlich in den Ruhestand getreten, trug aber dennoch stets einen Anzug, wenn er sich morgens die Zeitung holte. Irgendwie brachte er den Mut auf, zu uns in den vollgepackten Aufzug zu steigen, doch kaum war er drinnen, begann Gussie wie verrückt zu bellen und hochzuspringen und an seinem Schritt zu schnüffeln, als hätte er dort eine Wurst versteckt (was - nun ja, lassen wir das). Carolina riss an der Leine, und nun stand der Hund auf den Hinterpfoten vor der Aufzugtür. Phillip brüllte noch immer irgendwelche Strategieanweisungen ins Handy. Ich nickte Mr. Greeley mit einem entschuldigenden Lächeln und einem flehentlichen Blick zu, doch er starrte stur auf die Nummernanzeige des Aufzugs und würdigte uns keines Blickes. In den zwei Jahren, die wir in diesem Hochhaus wohnten, hatte er mein Lächeln noch kein einziges Mal erwidert - alles, womit ich rechnen konnte, war ein knappes Nicken.
    Die Türen glitten erneut auf, und wir ergossen uns dammbruchartig in die Marmorlobby. Phillip, die überquellende Dunhill-Aktentasche unter den Arm geklemmt, winkte uns zum Abschied zu und raste los, wobei er sich den Handy-Ohrstöpsel noch fester ins Ohr drückte. Er war in Gedanken schon ganz bei dem bevorstehenden Meeting. »Ich liebe euch!«, rief er uns noch zu, ohne sich umzublicken. Eddie, der Portier, erbot sich, ihm etwas abzunehmen, doch Phillip bemerkte es nicht mal und verschwand mit einem Riesensatz in seinem wartenden Wagen. Als der Lexus losfuhr, konnte ich gerade noch sehen, wie sein Kopf hinter dem Wall Street Journal verschwand.
    Jetzt, wo Phillips Wagen aus dem Weg war, lenkte mein Fahrer, Luis, unseren gigantischen marineblauen Kombi unter die Markise. Luis ist ein reizender, vierzigjähriger Ecuadorianer, der unsere Autos pflegt und nicht mehr als ungefähr vier Wörter Englisch spricht. Das Einzige, was ich überhaupt über ihn weiß, ist, dass er eine Frau und zwei Kinder hat und in Queens lebt. Für fünfzig Dollar pro Tag - cash natürlich - hilft er mir jeden Morgen dabei, Dylan um acht zur Schule zu bringen und Gracie um halb neun zum Kindergarten. An drei Tagen pro Woche wartet er außerdem unten vor dem Haus auf mich, während ich raufrase, mich umziehe, ein bisschen mit Michael spiele und mich dann um zehn von Luis in die Arbeit bringen lasse. Mir ist durchaus klar, dass uns meine Mutter in Minneapolis für zweihundertfünfzig Dollar pro Woche ernähren, die Miete bezahlen und am Ende sogar noch etwas übrig haben würde.
    Eddie half mir, Gracie in ihren Kindersitz zu schnallen, während Dylan ungeschickt über sie hinwegkroch und dabei mit seiner Schultasche ihr Gesicht streifte. »Dylan! Lass das!«, kreischte sie. Ich gab Michael ein Abschiedsküsschen. Er streckte sofort die Ärmchen hoch und warf sich gegen die Gurte, mit denen er im Buggy festgeschnallt war. Yvette reagierte blitzschnell und hielt ihm eine kleine Elmo-Figur vor die Nase, was ihm prompt ein Lächeln entlockte.
    Nun konnte Gussies
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher