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Mr. Fire und ich (Band 6)

Mr. Fire und ich (Band 6)

Titel: Mr. Fire und ich (Band 6)
Autoren: Lucy Jones
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anders: Camille hat sich vor Daniel geworfen und in der Schusslinie seinen Platz eingenommen. Der alte Mann wurde getroffen. Auf seiner Brust bildet sich ein roter Fleck, der schnell größer wird.
    Oh mein Gott, Camille!
    „Papa!“
    Agathe lässt Haydée los und stürzt weinend zu ihrem Vater. Sie nimmt ihn in die Arme.
    „Warum, Jérémie? Weißt du, was du da getan hast? Papa ist nicht perfekt, aber er hat sich immer um dich gekümmert. Er wollte nie etwas anderes, als dich zu beschützen! Du bist ein Monster!“

4. Bis dass der Tod euch scheidet
    Jérémie steht unter Schock, unfähig zu begreifen, was gerade geschehen ist. Er wiederholt immer wieder:
    „Ich hab doch nicht auf ihn gezielt ...“
    Agathe flüstert ihrem Vater ins Ohr, dass alles gut wird. Camille zeigt keinerlei Reaktion. Daniel hat mich in die Arme genommen und ich weine hemmungslos. Die Angst im Raum ist spürbar. Mit den Nerven am Ende, geht Jérémie wieder auf Daniel los:
    „Und wieder ist alles deine Schuld! Wenn es dich nicht gäbe, wäre alles anders!“
    Merkt er überhaupt, wie zusammenhanglos seine Worte sind?
    Wir müssen um jeden Preis ein weiteres Drama vermeiden. Ich lasse Daniel los und bevor er mich daran hindern kann, ergreife ich das Wort:
    „Sie haben recht, Jérémie. Wenn es Daniel nicht gäbe, wäre das Leben vieler Menschen anders. Meines wäre noch genauso wie vor kurzer Zeit: trübselig. Wenn es Daniel nicht gäbe, hätte ich noch nie geliebt. Ich wüsste nicht, was es heißt zu hoffen, für den anderen zu leben. Nein, Jérémie, ich glaube nicht, dass Daniel Ihnen das alles genommen hat. Das stimmt nicht. Sie haben Haydée. Ich glaube ganz ehrlich, dass sie Sie liebt und dass Sie sie lieben. Sie sagen, dass die Wut Sie am Leben gehalten hat. Anfangs war das sicherlich so. Ich wage kaum, mir vorzustellen, durch was für eine Hölle Sie gegangen sind. Aber irgendwann muss dann doch die Liebe ins Spiel gekommen sein, sonst wären Sie wahrscheinlich nicht mehr da. Also bitte ich Sie, konfrontieren Sie mich nicht mit der Frage, was mein Leben ohne Daniel wäre. Was Sie erlebt haben, ist eine unglaubliche Ungerechtigkeit, aber noch besteht die Möglichkeit, diese Ungerechtigkeit wiedergutzumachen.“
    „Wie denn?“, fragt Jérémie, der nun ebenfalls aussieht wie ein verlorenes Kind.
    Ich improvisiere. Ich habe keine Kontrolle über die Worte, die aus meinem Mund sprudeln. Ich bin einfach nur davon überzeugt, dass sie wahr sind.
    „Indem Sie mit sich selbst und den anderen Frieden schließen.“
    „Ich werde ihnen niemals verzeihen können!“
    In diesem Moment wird mir bewusst: Jérémie ist verloren. Er wird niemals seinen Weg finden. Dafür ist er viel zu weit gegangen. Mich befällt eine tiefe Verzweiflung. Wie sollen wir uns aus dieser Lage befreien?
    Die Glastür hinter uns zerspringt mit einem fürchterlichen Knall. Schwerbewaffnete, schwarz gekleidete Männer stürmen das Haus.
    „Polizei, lassen Sie sofort die Waffe fallen!“
    Haydée wird im Handumdrehen unschädlich gemacht, aber Jérémie sieht rot:
    „Lassen Sie sie los, oder ich knalle alle ab!“, brüllt er mit erhobener Waffe.
    Der Polizist, der ihm befohlen hat, die Waffe fallenzulassen, zielt und schießt. Jérémie bricht zusammen, tödlich getroffen. Als er vor den Augen seiner Frau stirbt, schreit sie auf wie ein verwundetes Tier. Sie fällt vor dem Körper des Mannes auf die Knie, den sie geliebt hat, wahrscheinlich mehr als alles andere.
    Sehr schnell ist ein Arzt bei Camille. Der alte Mann atmet noch sehr schwach. Agathe will ihren Vater nicht alleine lassen.
    „Wir werden ihn ins Krankenhaus bringen.“
    „Ich komme mit.“
    An Daniel gepresst, in diesem Raum, der von Polizisten und Rettungskräften belagert wird, bin ich nicht mehr in der Lage, klar zu denken. Als ich jedoch höre, wie Agathe mit dem Arzt hinausgeht, begreife ich, dass das vermutlich ihr erster Kontakt mit der Außenwelt seit Jahren ist. Ich schmiege mich noch ein bisschen enger an Daniel und bete, dass sein Vater durchkommt.
    Diane wird ebenfalls von einem Krankenpfleger betreut, der ihr die Schulter verbindet. Auch sie muss ins Krankenhaus. Sie wirft Daniel einen gebieterischen Blick zu. Die Botschaft ist klar: Sie fordert, dass er mit ihr mitkommt. Aber Daniel tut so, als würde er nicht verstehen, und drückt mich an sich. Ich sehe, wie Dianes Züge hart werden. Mehrere Gefühle ringen miteinander: Wut, Zorn, aber auch Traurigkeit. Schließlich folgt sie
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