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Mr. Fire und ich (Band 6)

Mr. Fire und ich (Band 6)

Titel: Mr. Fire und ich (Band 6)
Autoren: Lucy Jones
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„Alle Welt, hört ihr? Die ganze Welt wird erfahren, was hier gespielt wird.“
    „Eben deshalb“, unterbricht ihn Daniel, „ist es Zeit, dass du uns aufklärst. Wer bist du und was willst du, Jérémie?“

3. Wer bist du, Haydée?
    Jérémie richtet einen irren Blick auf seinen Bruder.
    „Du willst wissen, was ich will, kleiner Bruder? Nicht so eilig! Zunächst möchte ich versuchen, deine erste Frage zu beantworten: Wer ist diese Frau?“, erklärt er und deutet auf Haydée.
    Da er dies jedoch nicht mit seiner bewaffneten Hand tun will, versucht er, mit seinem Stock auf sie zu zeigen. Das bringt ihn sofort aus dem Gleichgewicht. Nachdem seine lange, hasserfüllte Rede eine Zeitlang den Eindruck starker Energie vermittelt hat, scheint ihn diese Geste nun niederzuschmettern. Daniel nutzt die Gelegenheit, um sich auf ihn zu stürzen. Aber Haydée ist schneller. Sie reißt Jérémie die Waffe aus den Händen und presst sie Daniel an die Stirn.
    „Zurück! Zurück, oder ich werde keine Sekunde zögern!“, befiehlt Haydée mit eisiger Stimme.
    Daniel gehorcht. Ich kann das Zittern, das meinen ganzen Körper ergreift, nicht mehr unterdrücken. Mir wird bewusst, dass ich noch nie zuvor in meinem Leben wirklich Angst hatte. Aber Daniels Tod entgegenzusehen, hier und jetzt im Bruchteil einer Sekunde, ist für mich einfach nur unerträglich. Erst als Daniel seine Hände auf meine Schultern legt, beruhige ich mich. Ohne seinen Bruder aus den Augen zu lassen, aber auch ohne ihn um Erlaubnis zu fragen, nimmt er mich in seine Arme. Es gibt keine Worte, um die Dankbarkeit zu beschreiben, die ich für ihn empfinde.
    Gestern träumte ich noch davon, dass er mich vor der Öffentlichkeit in seine Arme nimmt! Angesichts der lebensbedrohlichen Lage begreife ich, dass seine Geste weit über meinen Wunsch nach Anerkennung hinausgeht.
    Es ist irrational, unbegreiflich, aber wenn Daniel da ist, verspüre ich keinerlei Angst mehr. Ich habe einfach Vertrauen.
    Als ich meinen Blick zu Jérémie hebe, hält er wieder die Waffe in der Hand. Haydée flüstert ihm etwas ins Ohr, aber er stößt sie geradezu zurück:
    „Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen, Liebling.“
    Dann setzt er eine Miene auf, als würde er vertraulich zu seiner Familie sprechen:
    „Diese Krankenschwestern, immer machen sie sich Gedanken! Aber Haydée ... Haydée ist nicht wie die anderen.“ Jérémies Stimme klingt beinahe gerührt. „Vor dieser kurzen ... Unterbrechung“, fährt er zynisch fort, „wollte ich euch von Haydée erzählen. Von dieser mutigen, schönen und ... abenteuerlustigen Frau.“ Er lächelt. „Ohne ihre Unterstützung und Liebe in den letzten neun Jahren wäre ich nicht hier. Aber heute Abend möchte ich insbesondere ihren geradezu machiavellistischen Geist würdigen“, verkündet Jérémie, wie bei einer Rede zu einer Preisverleihung. „Die Idee, bei der Familie Wietermann einzudringen, stammt nämlich von ihr. Daniel, erinnerst du dich an eure erste Begegnung?“
    „Bei der Spendengala letztes Jahr.“
    „Stimmt, kleiner Bruder. Eine ideale Gelegenheit, dich in Aktion zu erleben. Aber es war nicht irgendeine Gala für irgendeinen guten Zweck! Es stimmt, dass ihr beide, Mutter und du, gerne bei solchen Veranstaltungen anwesend seid. Richtige Abstauber, zu allem bereit, um sich irgendwo kostenlos den Bauch vollzuschlagen!“
    Unter anderen Umständen würde ich über eine solche Bemerkung in Bezug auf einen Wietermann lachen. Egal wo man auf diesem Anwesen seinen Blick schweifen lässt, überall kann man sehen, dass sie im Luxus leben. In einem Luxus, der Jérémie nicht vergönnt war ...
    „Haydée hat dich bei der 3. Jahresgala der Stiftung „Rettung für die Kinder in Darfur“ angesprochen. Sie hat darauf bestanden. Sie hat viel darüber nachgedacht und wollte dich unbedingt speziell zu diesem Anlass kennenlernen. Willst du ihnen erklären warum, Liebling?“
    Haydée tritt zu uns heran. Aus der Nähe hat sie nichts Gespenstisches mehr an sich, sie ist immer noch genauso verführerisch: Ihre langen Haare umrahmen ein ängstliches, aber entschlossenes Gesicht. Sie hebt das Kinn und mustert herausfordernd die gesamte Familie:
    „Natürlich, mein Schatz. Findet ihr es nicht ironisch, dass die Wietermanns die Kinder in Darfur unterstützen? Sie kümmern sich ja nicht einmal um ihre eigenen. Oh, Pardon ...“ Sie setzt eine betont entschuldigende Miene auf. „Ich wollte sagen, sie kümmern sich noch nicht einmal um das Kind, das
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