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Mr. Fire und ich (Band 1)

Mr. Fire und ich (Band 1)

Titel: Mr. Fire und ich (Band 1)
Autoren: Lucy Jones
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Widerspenstige
    Ich werfe Daniel Wietermann einen ungläubigen Blick zu. Wie kann er sich nur so gleichgültig zeigen, nachdem wir so intim miteinander waren?
Ich fühle mich unwohl. Ich habe mich gehen lassen, bin splitternackt und er ist plötzlich eiskalt … Am liebsten würde ich einfach verschwinden, wie durch ein kleines, unscheinbares Mauseloch. Eilig sammle ich meine Kleidung ein. Doch während ich mich auf ungeschickte Art und Weise wieder anziehe, macht meine Verlegenheit einer ungemeinen Wut Platz.
    „Nein, ich werde nicht gehen“, sage ich wutentbrannt, wenn auch angsterfüllt.
Daniel tritt vor mich, seine Gesichtszüge sind angespannt.
    „Ich dulde keinen Widerspruch Ihrerseits, Fräulein Belmont. Ich hoffe, das ist Ihnen klar.“
    „Nein. Nein, das ist mir überhaupt nicht klar. Sie glauben wohl, dass Sie nach Lust und Laune über mich und alle anderen verfügen können? Sie glauben wohl, ich würde mich Ihnen unterwerfen, wenn Sie mir Kleider und Schmuck kaufen? Es tut mir leid, wenn ich Ihnen diesen Eindruck vermittelt habe. Ich habe mich von meiner Neugier und meinem arglosen Enthusiasmus leiten lassen. Und das war falsch. Und warum haben Sie mich überhaupt zu diesem Empfang mitgenommen? Weil Sie mich „brauchten“? Wenn ich mich nicht so erniedrigt fühlen würde, fände ich es beinahe komisch. Aber Sie haben mich den ganzen Abend lang in einer Ecke stehen lassen! Es wäre Ihnen wohl wirklich peinlich gewesen, mich vorzustellen, dennoch würde es mich interessieren, wie sich mich vorgestellt hätten?“
    Ich schreie ihm diese Worte in einem Atemzug ins Gesicht. Ich falle fast in Ohnmacht, doch ich fühle mich erleichtert. Daniel fixiert mich, sein Gesichtsausdruck verrät mir, dass er irritiert, aber auch überrascht und ein wenig traurig ist.
    „Sind Sie jetzt fertig, Fräulein Belmont? Ich verabscheue Unvorhergesehenes und ich mag es nicht, wenn man mir widerspricht. Es gefällt mir, meine Zeit, meine Gesten und die Ereignisse zu kontrollieren und ich bin gerne Herr der Lage. So bin ich und so war ich auch schon immer. Es stimmt, Ihnen Kleider und Schmuck zu schenken ist meine Art und Weise, eine Situation zu kontrollieren. Ich tue das, damit sie mir persönlich gefällt, damit die Äußerlichkeiten nach meinem Geschmack, angemessen und dem Anlass entsprechend sind.“
    „Und wie sollen sich die Menschen in Ihrer Umgebung Ihrer Meinung nach ausdrücken, wenn Sie ihnen Ihre Art, zu sein und die Dinge zu sehen, aufzwingen? Ich bin keine manipulierbare Marionette, keine Anziehpuppe und auch kein Mädchen, das man ausführt, um Eindruck zu schinden!“
    „Vielleicht ist mein Verhalten in Ihren Augen auch einfach nur etwas veraltet, aber ich stehe dazu. Ich bezahle, ich befriedige die Bedürfnisse der Frauen, die mich begleiten, und ich finde das völlig normal, ich habe überhaupt kein Problem damit, ganz im Gegenteil, ich denke, dass das zu meiner Rolle gehört und ein Teil meiner Aufgaben ist. Ich habe das auch getan, um Ihnen eine Freude zu bereiten, weil Ihnen meine Geschenke stehen und weil ich der Meinung bin, dass Sie es verdient haben. Sehen Sie darin also einfach nur meine natürliche und wohlwollende Begeisterung. Sie sind viel zu makellos und vollkommen, um käuflich zu sein, und das war auch nie meine Absicht.“
    „Aber wie können Sie darüber urteilen, was mir passt und was nicht, und was mir gefällt und was nicht? Sie wissen doch gar nichts über mich! Sie wollen mich nicht kaufen, aber nehmen und geben, wie es Ihnen beliebt, ohne sich auch nur im Geringsten zu fragen, was ich dabei fühle.“
Ich schreie, um mein Selbstbewusstsein und meine Selbstsicherheit zu stärken, aber angesichts Daniel Wietermanns Schweigen und seines ausdruckslosen Gesichtes fühle ich mich plötzlich lächerlich.
    „Seien Sie doch ehrlich, Julia, nicht meine Geschenke, sondern Ihre Lust hat Sie dazu gebracht, sich zu unterwerfen. In Wirklichkeit gehorchen Sie nur Ihrer Lust.“
    Diese Bemerkung hat mich zutiefst getroffen und mich sprachlos gemacht. Es dauert einen Moment, bis ich wieder einen klaren Gedanken fassen kann, und mir wird klar, dass Daniel Wietermann, dieses egoistische, dominante und gleichgültige Wesen, mich noch vor mir durchschaut hat. Ich bin verblüfft. Und ich muss zugeben: Er hat recht.
    „Und ich habe Sie nicht vorgestellt“, fährt er nach einem langen und schweren Moment der Stille fort, „weil ich befürchtet habe, dass Ihnen all diese Leute gehörig auf die Nerven
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