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Moskauer Diva

Moskauer Diva

Titel: Moskauer Diva
Autoren: B Akunin
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fort?
     
    SEN-CHAN Ijumi-san, Verzeihung, es ist ein andrer Mann. Wie seine Kleidung anzeigt, ein hoher Samurai.
     
    Ein Samurai mit tief in die Stirn gezogenem Strohhut kommt herein. Mit einer ungeduldigen Geste bedeutet er der Dienerin, sie solle sich entfernen. Sie verschwindet mit einer respektvollen Verbeugung. Der Samurai
betritt das Zimmer und schließt die Falttür. Auf die Verbeugung der Geisha antwortet er mit einem Nicken. Er setzt sich vor sie und nimmt den Hut ab. Es ist Herr Kubota.
     
    KUBOTA Ich hoffe, meine Stimme hat Sen-Chan nicht erkannt. Ich möchte kein Gerede, was den Besuch angeht.
     
    IJUMI Sie sind es, Herr Kubota?! Was für ein hoher Gast! Womit hab ich die Ehre Ihres Besuchs verdient?
     
    Sie verbeugt sich erneut, noch tiefer.
     
    KUBOTA Der Fürst kam heut nach Edo und gab sogleich Befehl, die Geishas zu versammeln, die er sich anschaun will. Morgen hat er Geschäfte, da muss er an den Hof, doch übermorgen will er euch alle bei sich sehn.
     
    Ijumi verbeugt sich mit der Geste »Freudige Erwartung«.
     
    Ich legte das Yanagi vor allem ihm ans Herz, besonders eine Geisha sei höchsten Lobes wert.
     
    Ijumi verbeugt sich mit der Gest »Unendliche Dankbarkeit«.
     
    Ich sprach von ihrer Anmut und dass sie das Yugen als Einzige beherrsche, der wahren Schönheit Kunst.
     
    Ijumi verbeugt sich mit der Geste »O, unverdientes Lob!«
     
    Ich sprach von deiner Seele, die edel wie dein Herz, und dass du himmlisch schön bist und alle überstrahlst.
     
    Ijumi verbeugt sich mit der Geste »Reizende Verlegenheit«.
     
    Ich bin mir zwar fast sicher, dass er nun dich erwählt, doch mache ich mir Sorgen, ob er nicht schwankend wird. Ich kenne meinen Fürsten. Er ist von heißem Blut, und einem fremden Einfluss ergibt er sich oft rasch. Wohnt seine Konkubine erst bei uns im Palast, wird sie ihn bald beherrschen, sein Herz und seinen Kopf. Die Fürstin ist nicht wichtig. Sie ist von kleinem Geist, und sie gebiert dem Fürsten nur Töchter, Jahr um Jahr. Und schenkt die Konkubine ihm den ersehnten Sohn, wird unbeschränktsie herrschen in unserm Fürstentum. Schrecklich, sich auszumalen, was es bedeuten könnt‘, wenn unser Fürst erwählte ein machtgieriges Aas!
     
    Ijumi vollführt die Geste »Taktvolles Mitgefühl«.
     
    Die allerbesten Geishas der Hauptstadt denke ich dem Fürsten vorzuführen, aber als Konkubine für ihn taugst du allein.
     
    Ijumi verbeugt sich mit der Geste »Respektvoller Zweifel«.
     
    Du hast Angst vor der Fremde? Glaub mir, ich helfe dir, und bald wird dir Satsumi auch ein Zuhause sein. Wir werden uns verbünden, wir beide, du und ich, und unsern jungen Fürsten vor Dummheiten bewahrn.
     
    Ijumi verbeugt sich mit der Geste »Oh, grenzenlos ist Eure Weisheit!«
     
    Wir müssen dafür sorgen, dass bei dem Wettbewerb keine andere Geisha dir überlegen ist. Ich weiß, was meinem Fürsten vor allem sehr gefällt. Drum hör mir zu und merk dir, was ich zu sagen hab: Der Lieblingstanz des Fürsten ist der »Murmelnde Bach.«
     
    Ijumi nickt.
     
    Von allen Liedern hört er den »Kranichschrei« sehr gern.
     
    Ijumi nickt.
     
    Du trägst am besten einen ganz schlichten Kimono mit einem tiefen Ausschnitt. Und leg die Arme bloß. Der Fürst hat eine Schwäche für einen schönen Hals und liebt an Frauenarmen die nackte weiße Haut.
     
    Ijumi hebt die Arme, und die herunterrutschenden Ärmel entblößen ihre Arme bis zum Ellbogen. Kubota nickt begeistert.
     
    Ich sehe, du verstehst mich und achtest meinen Rat. Nun bin ich mir ganz sicher, dass du gewinnen wirst.
     
    Er steht auf, sie verbeugen sich voreinander, Kubota setzt seinen Hut auf und geht hinaus. Ijumi bleibt allein.
    Sie greift sich an die Schläfen und wiegt sich leicht, wie eine Weide im Wind.
    Im Garten taucht, sich versteckend, der Unhörbare auf. Er sieht Ijumi an.
     
    ERZÄHLER
    Er ist wahrhaftig wertvoll, des Alten guter Rat.
    Kein Zweifel, dass Ijumi die besten Chancen hat.
    Doch warum ist sie traurig? Weshalb der trübe Blick?
    Was für schwere Gedanken umwölken ihre Stirn?
     
    O-Bara kommt in den Garten, lustwandelnd unter einem Sonnenschirm. Sie bleibt vor dem blühenden Apfelbaum stehen, als bewundere sie seine Schönheit. Der Unhörbare versteckt sich tiefer im Schatten. Ijumi entdeckt O-Bara und klatscht in die Hände.
     
    IJUMI Ach, meine liebe Schwester! Bitte, komm her zu mir! Ich muss dir was erzählen, das wirklich wichtig ist!
     
    O-Bara geht hinauf in den Pavillon und setzt sich
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