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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel
Autoren: Martin Baehr
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weismachen, dass Sie von den Aktivitäten Ihres ungarischen Bekannten überhaupt nichts mitbekommen haben.«
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass dieser Ungar mich in seine Geschäfte eingeweiht hat!«, schrie Müller.
    »Müller, mäßigen Sie sich! Das hat auch niemand gesagt«, meinte Moser, »aber Sie haben doch bestimmt trotzdem irgendetwas mitbekommen«. »Wahrscheinlich sahen Sie zufällig mit an, als Somody und Jung sich unterhielten, und haben zugehört«, sagte Sehnert.
    »Was meinen Sie denn damit?«
    »Jetzt tun Sie doch nicht so scheinheilig, Müller«, polterte der Kriminalrat mit lauter Stimme, »Sie wissen genau, was wir meinen. Es ist Ihnen sicher nicht verborgen geblieben, dass die beiden in Verbindung standen, so neugierig, wie Sie sind, und dass es um Waffenschmuggel ging.
    Dann haben Sie die Gelegenheit zu einem sehr günstigen Zeitpunkt beim Schopf ergriffen und Somody beseitigt, um selber ins Geschäft zu kommen. Bei der Aufregung im Lager war es doch ein Leichtes, das Messer in der Kantine mitgehen zu lassen und Somody damit zu erstechen. So konnten Sie zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen, sehr raffiniert! Somody war aus dem Weg geräumt und durch den geschickten Schachzug mit dem Messer wurde der Verdacht auf seinen Komplizen gelenkt. Nur ist Ihnen ein kleiner Fehler unterlaufen: Der Koch wäre sicher nicht so dumm gewesen, das Messer nicht zu vernichten oder es zumindest so gut zu verstecken, dass wir es nicht finden konnten. Es war doch Absicht, dass die Polizei die Tatwaffe irgendwann entdeckt …«
    »Nein, ich war es nicht! Ich kann es doch gar nicht gewesen sein!«
    »Bitte, wir hören«, sagte Moser entspannt.
    »Sie wissen doch, dass ich zur Zeit des Unglücks zufällig im Lager war. Der Ungar wurde aber nicht dort, sondern im Wald umgebracht. Außerdem, wie hätte ich in diesen Waffenhandel eingreifen sollen? Glauben Sie, mich hätten die Hintermänner dieses Ungarn akzeptiert?«
    Moser paffte weitere Kringel in die Luft. Es herrschte für längere Zeit eisiges Schweigen.
    Anschließend ergriff Sehnert das Wort, wobei er dem Kriminalrat einen vielsagenden Blick zuwarf. »Stimmt, Müller, die hätten Sie niemals akzeptiert. Und Sie waren zum Zeitpunkt des Unglücks im Lager. In Nähe der Kantine. Aber Somody war in diesem Moment weder an der Unglücksstelle noch im Wald, sondern lag schlafend auf seiner Pritsche …«
    »Sehen Sie! Ich kann es also nicht gewesen sein. Wie hätte ich denn diesen Ungarn dazu bringen sollen, mit mir in den Wald zu gehen?«, konterte Müller.
    »Dafür gibt es eine einfache Erklärung, Müller«, setzte Sehnert seine Rede fort, »Sie haben versucht, ihn zu erpressen!«
    »Wie? Wieso erpressen? Mit was denn?«
    »Nun, das liegt doch auf der Hand«, ergriff Moser wieder das Wort, »die Möglichkeit, Somodys Geschäfte zu übernehmen, schien Ihnen eigentlich viel zu schwierig. Sie waren am schnellen Geld interessiert. Deshalb kamen Sie auf die Idee, ihn mit Ihrem Wissen zu erpressen. Das war doch einfacher und lukrativer. Seit Einführung der Mark als reichseinheitliche Währung vor zwölf Jahren meinen ja viele, dass man bei einer richtigen Anlage Bargeld in einem anderen Land des Reichs anlegen und unbegrenzt vermehren kann, ohne dass es der Fiskus im eigenen Land mitbekommt. Die preußische oder elsass-lothringische Grenze ist so nah. Dort hätten Sie das Geld ohne weiteres auf eine Bank bringen können, wobei eine einmalige hohe Summe sicher besser war als viele kleinere Beträge, die den Lohn für die Waffenlieferungen dargestellt hätten.
    Aber vielleicht haben Sie Somody ja auch mehrfach erpresst. Denn Ihr Wissen über seine dunklen Geschäfte hatten Sie doch bestimmt schon länger.«
    »Wenn es so wäre, wie Sie sagen, warum hätte ich dann diesen Ungarn umbringen sollen? Dann wäre ja die Geldquelle für mich versiegt!«, erklärte Müller mit triumphierendem Blick.
    »In der Tat wäre dann die Geldquelle versiegt. Wenn sie nicht schon vorher ihr Sprudeln eingestellt hätte. Sicher hat sich Somody Ihre Erpressung nicht allzu lange gefallen lassen. Entweder war der Mann zu ehrlich und wollte insgesamt aus dem Geschäft mit den Waffen aussteigen. Oder aber er hatte eine Möglichkeit gefunden, Sie umgekehrt zu erpressen.«
    »Das ist absurd!«, schrie Müller.
    »So absurd nun auch wieder nicht. Zum Beispiel könnten Sie Wadle um einige Fässer Bier aus den Beständen im Keller an der Höhstraße betrogen und diese auf eigene Rechnung
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