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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel
Autoren: Martin Baehr
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weiterverkauft haben. Das könnte schon ziemlich lang so gelaufen sein. Ich glaube nicht, dass es Wadle so schnell bemerken würde. Aber der Ungar hat es bestimmt mitbekommen …«, meinte Sehnert.
    »Nein, so war es nicht!«, schrie Müller.
    »Dann werde ich Ihnen sagen, wie es war«, verkündete Moser mit fester Stimme, »Somody hat Ihnen erklärt, dass er mit seinem Wissen über Ihre Machenschaften zum alten Wadle geht, wenn Sie ihn nicht in Ruhe lassen. Da kam Ihnen der Zufall zu Hilfe. Am Tag des Unglücks war die Gelegenheit günstig, ihn unter einem Vorwand in den Wald zu locken, ohne dass es jemand bemerkte, dort kaltblütig zu ermorden und den Verdacht auf seinen Komplizen zu lenken. Nebenbei hätten Sie nun versuchen können, wenigstens einmal ins Geschäft zu kommen, um das noch nicht abgelieferte Gewehr an seinen ›Besteller‹ zu verkaufen …«
    »Nein!«
    »Doch! Das Problem war nur, dass Sie hierzu erst einmal das Gewehr brauchten, aber nicht genau wussten, wo es Somody versteckte. Deshalb haben Sie ihn zu der Stelle gelockt, wo Sie dachten, dass es liegt. Vermutlich hatten Sie Somody beobachtet, als er dort etwas deponierte. Nur war dieser eben schlauer als Sie dachten und kam Ihnen zuvor. Somody hatte die Teile des Gewehrs längst woanders versteckt. Ganz schön perfide, ihn genau dort zu verscharren, wo vorher das Gewehr lag!«
     
    Müller sprang auf und schrie: »Das ist alles nicht wahr! Das Gewehr hat nie unter diesem Felsvorsprung gelegen. Weiß der Teufel, wo der Ungar dieses Ding versteckt hatte. Der hielt sich für besonders schlau. Aber ich …, ich habe …, er hat es ja gehütet wie einen Schatz. Warum musste ich ihn auch zum Bierkeller mitnehmen …Ich kann es nicht gewesen sein! Es war doch dieser Koch. Das Messer stammte doch von ihm …«
     
    »Geben Sie sich keine Mühe. Es ist zwecklos, Müller. Sie sind überführt …!«
     
     
    E N D E
     

Nachwort
     
     
    1888 ging nicht nur als das sogenannte Dreikaiserjahr in die Geschichte ein, es war auch das Jahr von ›Jack the Ripper‹, der im Herbst 1888 – unmittelbar nach dem Ende unserer Geschichte – in London sein Unwesen trieb.
    Die überaus grauenvollen, nie aufgeklärten Morde an mehreren Prostituierten in den Elendsvierteln von London erschütterten nicht nur das victorianische Groß-Britannien, sondern die ganze Welt.
    Die Morde von ›Jack the Ripper‹ führten zu einem bis dahin unbekannten Interesse der breiten Öffentlichkeit an Kriminalfällen, was in einer Fülle von damals entstandenen Kriminalromanen mündete. Es wurde eine neue Gattung der Literatur geboren: der klassische Krimi.
     
    Die in vieler Hinsicht düsteren 1880er-Jahre schienen der ideale Nährboden für Morde zu sein; sowohl für tatsächliche, als auch fiktive.
     
    1883 hatte der Vulkanausbruch des Krakatau in Südostasien zu einer weltweiten Klimaveränderung geführt, es gab einige Jahre hintereinander Schnee im Sommer, Nebel, dunkle Tage, Missernten und folglich eine weltweite Wirtschaftskrise. Hinzu kamen zahlreiche politische Probleme. Die Situation glich einem Pulverfass. 1888 hoffte man auf eine Verbesserung der Lage, wurde aber letztendlich in vieler Hinsicht enttäuscht.
     
    Andererseits entstanden gerade in den 1880ern-Jahren bahnbrechende Erfindungen wie das Automobil. Außerdem erfolgte der Aufstieg der europäischen Industrienationen in einer bis dahin kaum vorstellbaren Geschwindigkeit.
     
    Genau in dieser Zeit ermittelt der Münchner Kriminalrat Ludwig Moser in der damals bayerischen Pfalz. Auch hier hatte man die Krise fast überwunden und hoffte auf bessere Verhältnisse. Das Jahr 1888 begann jedoch in der südwestlichen Pfalz mit einem Explosionsunglück, welches den endlich begonnenen Ausbau der wichtigen Eisenbahnstrecke vom Rhein an die Saar und die lothringische Mosel verzögerte.
     
    Der mitten im Wald liegende Münchweiler Tunnel, vor dessen Ostportal das Unglück geschah, stellt für die Region mehr als nur ein Verkehrsbauwerk dar.
    Der Tunneldurchstich 1875 bedeutete ein Symbol des Fortschritts. Er führte zur Anbindung der verkehrsfeindlich gelegenen Westpfalz sowie der Industriestadt Pirmasens an die Absatzmärkte jenseits des Pfälzer Waldes. Ohne den lang ersehnten Eisenbahnanschluss wäre Pirmasens nie zur Deutschen Schuhmetropole aufgestiegen.
     
    Mit dem Münchweiler Tunnel wird die Wasserscheide zwischen Rhein und Saar unterfahren, außerdem stellt dieses Bergmassiv westlich von Hinterweidenthal auch eine
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