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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel
Autoren: Martin Baehr
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französischsprachigen Region Lothringens liegt, behielt auch der deutsche Teil des Ortes beim Übergang an das Reich seinen französischen Namen. Das kommt im Kreis Château-Salins öfter vor.«
    »Interessant. Und aus welchem Teil des Ortes stammen die Telegramme. Aus dem deutschen oder dem französischen?«, fragte Moser.
    »Aus dem deutschen. Tatsächlich aus dem deutschen.«
    »So? Dann gab es also offenbar dort einen Komplizen?«
    »Es scheint so. Und wir kennen diesen Komplizen …«
    »Wie, es handelt sich also wirklich um Trautmann? Dachte, ich hätte im Bericht aus Landau gelesen, Trautmann wäre in Metz gemeldet.«
    »Das ist auch so. Mir hat es ja keine Ruhe gelassen, weshalb ich gestern noch mit der zuständigen Polizei in Metz telegrafisch in Kontakt getreten bin. Die dortigen Kollegen haben freundlicherweise gleich reagiert …«
    »Nun machen Sie es nicht so spannend, Sehnert. Was haben Sie denn nun herausgefunden?«
    »Trautmann ist tatsächlich in Metz in der Gerbergasse gemeldet. Seine Familie stammt aus Metz, wo er auch geboren wurde …«
    »Und wo ist die Verbindung zu diesem Kaff, wie hieß es doch gleich?«
    »Avricourt. Wie mir gestern Abend der Kollege aus Metz mitteilte, hat Trautmann in diesem Dorf eine Geliebte. Anscheinend hielt er sich regelmäßig bei ihr auf. Sie soll dort als Magd bei einem Weinhändler arbeiten.«
    »Meinen Sie, diese Frau ist auch in unseren Fall verwickelt?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Herr Kriminalrat. Aber ich denke, mit dem Mord hat sie wohl kaum etwas zu tun. Vielleicht mit dem Waffenschmuggel. Nur ist das Sache der Polizei in Elsass-Lothringen. Der Kollege hat versprochen, der Angelegenheit nachzugehen.«
     
    »Ich denke, Sehnert«, resümierte Moser, »Trautman kommt als Mörder wohl kaum in Frage. Unser Mann ist dieser Müller. Nur müssen wir es ihm beweisen.«
     
    Die Herren verließen das Hotel und gingen zum Bezirksamt, wo Greiner auf sie wartete.
    Nach einer kurzen Lagebesprechung in Sehnerts Dienstzimmer kam Moser zum Schluss, dass er nur in einer bewussten Irreführung die Chance hatte, Müller aus der Reserve zu locken.
    Anschließend gingen die Polizeibeamten zur Hofpforte des Amtsgerichts, das gegenüber des Bezirksamtes in der Bahnhofstraße lag. Das Gefängnis, in dem Müller seit Freitag einsaß, war auf der Hofseite an das stattliche Gerichtsgebäude angebaut. Greiner hatte noch am Abend davor mit dem Leiter des Gefängnisses vereinbart, dass ein Wärter die Herren einließ und Müller in den Verhörraum geführt wurde.
    Dieses Zimmer im zweiten Stockwerk des Arrestgebäudes hatte nur ein kleines, vergittertes Fenster zum Gefängnishof; es war spartanisch ausgestattet. Die Wände trugen einen dunkelgrünen Ölfarbanstrich, in der Mitte stand ein einfacher Tisch mit vier Stühlen.
    Sehnert und Moser nahmen an den beiden Längsseiten des Tisches Platz, so dass sie sich direkt in die Augen sehen konnten, Greiner postierte sich an der Tür zum Flur.
    Wenig später rasselte ein Schlüsselbund, der Zugang vom Zellentrakt öffnete sich und Müller wurde in Handschellen von einem Beamten hereingeführt. Er hatte ein süffisantes Grinsen im Gesicht, was Sehnert nicht behagte. Er musste sich zusammenreißen, damit er nicht sofort auf Müller losging.
    Moser bat Müller, sich ans Kopfende des Tisches zu setzen, und ließ ihm die Handschellen abnehmen. Der Beamte, der ihn hereingeführt hatte, stellte sich breitbeinig vor die Tür zum Zellentrakt.
    Der Kriminalrat zündete genüsslich eine Zigarre an und paffte Kringel an die Decke. Er tat so, als ob er entspannt wäre, bewegte jedoch permanent seine Füße unter dem Tisch. Es vergingen Minuten, bevor das erste Wort fiel.
    Moser begann einen Monolog: »So, Herr Müller. Herr Peter Müller. Da sind wir wieder. Ich denke, Sie wissen, warum. Sie sind dringend tatverdächtig, den ungarischen Gleisbauarbeiter István Somody alias Zoltán Koloman im Wald beim Münchweiler Tunnel erstochen und verscharrt zu haben. Was können Sie uns über den Tathergang sagen?«
     
    Müller blieb gelassen und meinte nur: »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Wie kommen Sie darauf? Ich sagte Ihnen ja schon am Freitag, dass ich nichts mit der Sache zu tun habe. Ich war auch kein Komplize von diesem Ungarn, wie Sie behauptet haben. Die Tatwaffe gehört mir nicht, sondern sie stammt vom Koch, den Sie am besten überprüfen sollten …«
    »Sie kommen sich wohl sehr schlau vor, Müller. Selbstverständlich haben wir Jung,
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