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Mortal Kiss Wem gehört dein Herz?

Mortal Kiss Wem gehört dein Herz?

Titel: Mortal Kiss Wem gehört dein Herz?
Autoren: A Moss
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ab.
    Fackeln flackerten an den Wänden und spendeten bläuliches, geisterhaftes Licht, aber keine Wärme.
    Am Ende des Flurs führten ein paar Stufen zu einem Thron. Und auf dem saß Mercy Morrow und lächelte.
    »Steh ruhig auf, Faye, hier bist du vollkommen sicher. Gefällt es dir? Ich hatte schon viele Herbergen, aber diese war mir stets eine der liebsten.«
    Mercys Stimme klang honigsüß. Faye rappelte sich auf. Sie war steif vor Kälte und hatte das Gefühl, eine Woche kauernd auf den Steinen geschlafen zu haben.
    »Komm her, Faye. Wir müssen reden.« Geräuschlos schritt Faye auf den Thron zu. Am Fuß der Stufen materialisierte sich schimmernd ein Eichenstuhl mit hoher Lehne, in die seltsame Dinge geschnitzt waren. Mercy wies huldvoll auf das Möbelstück. »Nimm Platz, wenn du möchtest.«
    »Besser nicht«, erwiderte Faye. »Ich will nur wissen, was hier los ist.« Ihre Stimme klang dünn und schwach. »Du hast uns in Silver Cross geholfen! Warum tust du mir das an?«
    »Ach, Kind«, gab Mercy zurück. »Ich hab dir allerdings geholfen, und zwar gern. Ich liebe Joe Crowley. Dabei hatte ich jahrhundertelang keine Liebe mehr empfunden. Und ich verspürte Reue. Diese Geschenke verdanke ich dir, obwohl du das sicher nicht beabsichtigt hattest. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte ich mich wieder … menschlich. Doch als du in Silver Cross zu mir kamst, sah ich auch eine Möglichkeit, der Welt hinter dem Spiegel zu entkommen. Eine Möglichkeit auch für Joe. Du bist die Einzige, die uns helfen kann, Kind. Und das musst du auch tun.«
    »Joe?«, fragte Faye misstrauisch. »Den sehe ich hier aber nirgendwo.«
    »Er ist ja auch noch dort, wo wir ihn verlassen haben, in der Schattenwelt zwischen Silver Cross und Annwn. Ich dagegen habe die Chance ergriffen, zu dir vorzudringen. Wir sind gerade tief in deinem Bewusstsein. Es gibt ein kleine Ecke in deinem Kopf, die ich kontrolliere, Faye. Sei unbesorgt, es ist ganz sicher.«
    Faye war plötzlich wütend und trat eine Stufe zu Mercy hoch. »Wir sind in meinem Bewusstsein ? Du schleichst dich in meinen Kopf und füllst ihn mit alldem … Zeug ? Du flüsterst mir seit Wochen deine Gedanken ins Ohr? Und siehst durch meine Augen? Und hast es nicht mal für nötig befunden, vorher zu fragen ?«
    »Hätte ich gefragt und du abgelehnt, wären wir jetzt trotzdem hier«, erwiderte Mercy. »Es ist zu wichtig.«
    Sie beugte sich auf dem marmornen Thron vor, und ihre eisblauen Augen loderten. »Es bedeutet Leben , Faye! Leben für mich und Joe. Wir haben uns deine Hilfe doch wohl verdient! Wir haben dein Leben gerettet. Wenn ich in den Jahrtausenden, die ich die Erde durchstreife, eins gelernt habe, dann dies: Alles hat seinen Preis. Alles. Hast du gedacht, du müsstest ihn nicht zahlen?«
    Faye lachte freudlos. »Du sagst, ich hätte dich beschenkt, und dass du uns gern geholfen hast, und doch redest du von Preisen und Bezahlen? Mercy, du erinnerst dich noch immer nicht wirklich, was es heißt, menschlich zu sein! Du nimmst dir weiter einfach, was du willst.«
    Sie erklomm eine weitere Stufe und noch eine, bis sie vor dem Thron stand und auf Mercy hinabsah. »Wir sind hier in meinem Bewusstsein. Ich schätze, hier hast du nicht so viel Macht wie draußen in der Welt, was? Ich muss nicht tun, was du sagst. Vermutlich kann ich dich sogar zerstören.« Plötzliche Furcht glitt über Mercys Gesicht. »Ja, das könnte ich. Aber ich will dich nur loswerden. Ich will nicht, dass du mein Leben lang über meine Schulter siehst. Ich will dich für immer los sein. Und wenn ich Joe helfen kann, tue ich das gern. Für Finn und mich. Was soll ich also machen?«
    Mercy Morrow musterte Faye. Etwas Dunkles flackerte in ihrem Blick, ein Funke der alten Wut, die Überheblichkeit einer menschenverachtenden Hexe.
    Und dann lächelte sie.
    »Faye … ich werde es dir sagen. Aber erst muss ich dich ein paar Dinge lehren.«
    »Und wie lange soll das dauern?«, fuhr Faye sie an.
    »So lange es braucht. Hier haben wir alle Zeit, die wir benötigen. Und wenn du bereit bist«, Mercys Lächeln wurde breiter, »wartet da draußen ein Abenteuer auf dich.«

ÜBER DIE AUTORIN

    Alice Moss wuchs in New York auf und pendelt mittlerweile zwischen den USA und England. Wenn Alice nicht gerade schreibt, wandert sie gern, fotografiert oder stöbert nach den neuesten Vintage-Styles. MORTAL KISS – WEM GEHÖRT DEIN HERZ? ist ihr zweiter Roman.

© 2012 INK
    verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften
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