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Mortal Kiss Wem gehört dein Herz?

Mortal Kiss Wem gehört dein Herz?

Titel: Mortal Kiss Wem gehört dein Herz?
Autoren: A Moss
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    Und in der Nacht hörte sie Stimmen.
    Faye schrak aus dem Schlaf. Der abnehmende Mond warf sein fahles Zwielicht in ihr kleines Zimmer, sodass die Zeiger des alten Reiseweckers in der Ecke zu erkennen waren. Mitternacht. Die Geisterstunde beginnt .
    Woher kam dieser Gedanke?
    Seit den Vorfällen in Silver Cross wusste sie mitunter, was ihre Freunde dachten. Finn, Liz, Jimmy, Lucas – die Menschen, mit denen sie so viele seltsame Abenteuer erlebt hatte. Ihre Gedanken hallten in Fayes Kopf wie ein fernes Echo in einem Wüstencanyon. Wenn sie sich sehr darauf konzentrierte, konnte sie manchmal sogar einen Sinn erkennen. Doch das hier war … anders. Unheimlich. Als würde ihr jemand über die Schulter sehen und etwas ins Ohr flüstern, und wenn sie sich umblickte, war die Person verschwunden.
    Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas wartete auf sie. Rief sie …
    Sie stieg aus dem Bett und schlüpfte in ihren flauschigen Morgenmantel. In Winter Mill schien wieder Winter zu sein. In dem kleinen Flur vor ihrem Zimmer sah sie ihren Atem in der Luft und spürte Gänsehaut auf den Armen.
    Das ist nicht bloß die Kälte , dachte sie. Und dann: Wäre Finn doch hier .
    Das Flüstern war jetzt lauter, eindringlicher als sonst. Alles erschien ihr wie im Traum. Faye öffnete die Badezimmertür und schaltete das Licht ein. Die Glühbirne flackerte auf und leuchtete schwach. Und dann sah sie sich im Spiegel.
    Nein.
    Doch , sagte die Stimme in ihrem Kopf. Komm näher .
    Faye trat ins Bad. Der Spiegel war stumpf – wie zugefroren – , doch im Halblicht erkannte sie ihr fahles Gesicht unter dem dunkelbraunen Haar … und zwei eisblaue Augen, die sie anstarrten.
    Augen, die nicht ihr gehörten.
    Mit heftig pochendem Herzen trat sie ganz nah heran. Das waren nicht ihre Augen! Das war unmöglich. Während sie entsetzt und doch auch fasziniert hinsah, schimmerte das Gesicht im Spiegel auf und verwandelte sich kräuselnd in das eines anderen Menschen.
    In das Gesicht von Mercy Morrow.
    Sie konnte nicht wegsehen. Die starren eisblauen Augen bannte sie an Ort und Stelle, während Mercy jenseits der Glasscheibe langsam Gestalt annahm.
    Sie trug ein langes, grünes, mit Goldbrokat besetztes Gewand, wie Faye es noch nie gesehen hatte. Es schien aus grauer Vorzeit zu stammen und ließ sie an Steinkreise und verschneite Hügelgräber denken. An Mercys Fingern steckten schwere Goldringe mit kostbaren Edelsteinen, und um den Hals trug sie eine goldene Kette, an der ein tropfenförmiger Rubin hing.
    Mercy lächelte.
    Faye konnte nicht anders, sie hob die Hand und streckte sie dem Spiegel entgegen, obwohl sich jede Faser ihres Körpers dagegen wehrte. Sie wollte den Arm zurückziehen, aber vergeblich. Und so wie Fayes rechte Hand sich dem Glas näherte, so näherte sich Mercys linke, an der die Ringe glitzerten.
    Fayes Finger berührten den Spiegel, und Mercys taten es ihr auf der anderen Seite gleich. Einen scheinbar endlosen Moment standen sie da und sahen sich in die Augen. Faye war vor Entsetzen wie benommen.
    Komm zu mir, Faye! , sagte Mercys Stimme in ihrem Kopf.
    Und ihre Finger griffen durch den Spiegel und packten Faye am Handgelenk. Das Glas kräuselte sich wie silbriges Wasser um Mercys Arm, und ihre Finger brannten Faye auf der Haut. Komm zu mir !
    »Nein, ich … !«, keuchte Faye und wollte sich ihr entziehen. Mercys Griff aber war übermenschlich, und ehe Faye noch mehr erwidern konnte, schien die Frau im Spiegel plötzlich in die Finsternis hinter ihr zu fallen. Faye stürzte nach vorn und durch das Glas.
    Es fühlte sich an, als würde sie durch das Eis eines zugefrorenen Sees brechen und untergehen. Die Oberfläche des Spiegels kräuselte sich, sie schwebte in die dunkle Tiefe hinab, vermochte nichts zu empfinden … und dann wusste sie für einen langen Moment gar nichts mehr.
    *
    Faye öffnete die Augen. Mit gesenktem Kopf und durchnässtem Morgenmantel kniete sie zitternd im Schnee. Ihr rechtes Handgelenk schmerzte, und als sie es sich besah, entdeckte sie einen hellroten Kreis. Mercys Fingerabdrücke.
    Wo bin ich? Sie atmete die eisige Luft tief ein und sah auf.
    Sie war … in einer Burg. Einer verfallenen Burg, durch deren löchriges Dach die Sterne blinkten.
    Die Steinfliesen unter ihr waren zugeschneit, und ein scharfer Ostwind pfiff durch den Saal. An den Wänden hingen froststeife alte, ramponierte Teppiche, auf denen sie mit etwas Mühe seltsame Wesen mit Fledermausflügeln erkannte. Sie wandte sich schaudernd
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