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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2
Autoren: Jilliane Hoffman
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Jeeps und kniete sich vor sie hin.
    Behutsam strich er ihr das Haar aus der Kopfwun-

    de. Der Schnitt war tief und blutete noch immer, Glasscherben steckten darin. Dom betastete ihren rechten Arm, den sie sich schützend an die Brust hielt. Das Handgelenk sah aus, als wäre es gebrochen. Ebenso das Jochbein und vielleicht ihre Nase. Möglicherweise hatte sie auch innere Verletzungen, ihre gekrümmte Haltung ließ es vermuten.
    «Wo ist der Krankenwagen?», bellte er in das Nextel. «Ich brauche einen Krankenwagen! 1350
    Nordwest, 12. Straße. Vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft. 12. Avenue und 12. Straße!»
    Sein Blick fiel auf Chris Masterson, der sich nicht mehr bewegte. «Wir haben einen Toten. Ein Polizist ist tot.»
    Die Worte schmeckten bitter auf seiner Zunge.
    Ein Polizist ist tot. Doch der Mann auf der Straße war kein Polizist. Er verdiente es nicht, diesen Namen zu tragen.
    Dominick schloss die Augen und versuchte, nicht daran zu denken, was er gerade getan hatte, wie viele Grenzen er übertreten hatte. Es ließ sich nie wieder rückgängig machen. Und er dachte an seinen Vater, an jenen dunklen Augenblick in der Küche vor so vielen Jahren.
    «Warum…?», fragte sie leise. Tränen liefen ihr über das Gesicht, als sie endlich zu ihm aufsah.
    Er dachte nach. Es gab so viele Warums. Dann nahm er ihre Hand und drückte sie. Er wusste, er würde sie nie wieder loslassen, als die Sirenen endlich die 12. Avenue erreichten und die Männer in den blauen Uniformen aus ihren blinkenden Streifenwagen rannten, um ihnen zu helfen.
    «Manchmal», antwortete er leise, seine Stimme nur ein raues Flüstern, «manchmal gibt es darauf keine Antwort.»

EPILOG

    «Wenn Sie raus aufs Meer wollen, brauchen Sie wenigstens zwei Motoren», sagte Buddy, der Verkäufer mit der zerknitterten Krawatte und dem ver-schwitzten Hemd. Er blinzelte in die Sonne. «Wenn einer den Geist aufgibt, wollen Sie da draußen schließlich nicht liegen bleiben.»
    Dominick nickte. Er sah sich auf der Brücke des sechsundzwanzig Fuß langen SeaRay Sundancer um. Das Boot roch nach Plastik und neuem Tep-pichboden. C. J. beobachtete ihn von der Bank am Heck aus. Er sah sich aufmerksam um, ging die Ausstattung und die High-Tech-Spielereien durch.
    «Das ist der beste Platz für Sie als Gastgeberin, Mrs. Falconetti», sagte Buddy an C. J. gewandt.
    «Sehen Sie – hier können Sie die Drinks abstellen.
    Die Becherhalter sind eingebaut.»
    «Oha», sagte sie und zwinkerte Dominick zu. Im letzten Jahr hatten sie nicht viel Zeit für Drinks gehabt. Vielleicht würde sich das jetzt ändern.
    Die Staatsanwaltschaft von Broward County hatte endlich die Ermittlung abgeschlossen und den Bericht über den Tod von Chris Masterson am Morgen veröffentlicht. Es wurde keine Anklage erhoben.
    Immer wenn ein Polizist im Dienst einen Schuss aus seiner Waffe abgab, sah das Gesetz von Florida eine Untersuchung vor. Hatte der Officer einen vernünftigen Grund zu der Annahme, sein Leben oder das eines anderen befände sich in unmittelba-rer Gefahr? Egal, wie gerechtfertigt der Hergang auf den ersten Blick schien, führte die zuständige Be-

    zirksstaatsanwaltschaft eine Ermittlung durch, sogar wenn die Kugel niemanden getroffen hatte. Diesmal hatte Tigler die Staatsanwaltschaft von Broward um Hilfe gebeten, weil eine Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft von Miami in die Tat verwickelt war, und so war ein Ankläger von außerhalb beauftragt worden.
    C. J. hatte diese Frage über die Jahre oft für Ent-lastungsberichte beantwortet. Polizisten erhielten Waffen und die Anweisung, sie wenn nötig zu benutzen. Als Exekutiv-Organ verfügte die Polizei über eine Macht, die der Normalbürger nicht hatte. Um Missbrauch zu verhindern, wurde ein Polizeibeamter, sobald er einen Schuss abgab, automatisch zum Verdächtigen in einem strafrechtlichen Ermitt-lungsverfahren. Wenn der Gebrauch der Waffe tödlich war, handelte es sich um eine Mordermittlung.
    Schusswaffenexperten wurden herangezogen, Ankläger und die Anwälte der Polizeigenossenschaft wurden ernannt, die Parteien stellten sich auf. Die Verbündeten – Polizei und Staatsanwaltschaft –wurden zu Gegenspielern.
    Dominicks Fall bildete da keine Ausnahme. Die Ermittlung war sogar noch gründlicher durchgeführt worden, da auch das Opfer Polizist war und die einzige Zeugin die Lebensgefährtin des Angeklagten, inzwischen seine Ehefrau. Alle Umstände waren verdächtig. Und auch wenn er weiter zum Dienst erscheinen und seine
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