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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2
Autoren: Jilliane Hoffman
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freundlichen, vertrauten Gesicht versteckte. Das sie mit braven, blauen Augen aus dem weichen, runden Gesicht verständnisvoll ansah. Ein Monster, das all ihre Gedanken kannte, all ihre Albträume, ihre Ängste, ihre Sehnsüchte, ihre tiefsten Geheimnisse.
    Denn sie hatte ihm alles selbst erzählt. Zehn Jahre lang, einmal die Woche, hatte sie sich in den weichen Ledersessel gesetzt und ihm hinter den geschlossenen Türen seiner schicken Praxis in Coral Gables alles erzählt.
    Dr. med. psych. Gregory Chambers tauchte immer noch in ihren Albträumen auf. Sein in Gelb und Blau eingerichtetes Wartezimmer, die mexikani-schen Fliesen und üppigen Blumentöpfe, die leise, klassische Fahrstuhlmusik. Er und sein psychopathischer Patient Bill Bantling griffen mit Latexhandschuhen nach ihr, jede Nacht, und lachten sie schallend aus, wenn sie verzweifelt zu entkommen versuchte.
    Bill Bantling hatte sie vier qualvolle Stunden lang vergewaltigt. Doch Gregory Chambers hatte ihre Seele vergewaltigt, zehn Jahre lang. Und sie hatte es nicht einmal gewusst. Das war das Bestürzende, das Ungeheuerliche, das Tückische. Sie hatte nichts davon gewusst. In den wöchentlichen Sitzungen hatte er als Therapeut ihre innersten Gedanken wie exotische Pflanzen gehegt, gewässert und gedüngt, ihre Seele gepflügt wie einen durstigen Garten. Und sie dabei ganze Zeit manipuliert, um sie seiner kranken Phantasie, seinem perversen Experiment zu opfern. Er hatte sie benutzt. Und sie hatte sich noch bedankt und ihm regelmäßig einen Scheck in die Hand gedrückt. Warum hatte er sie ausgewählt?
    Sie dachte zurück. An die Dunkelheit der Kammer vor drei Jahren, als sie an den Operationstisch festgeschnallt war. Der Gestank des schalen Champagners, der ihr Haar verklebte, der Geruch ihrer eigenen Angst auf der Haut. Als ihr Hirn gegen die starken Drogen kämpfte, die er ihr verabreicht hatte, um verstehen zu können, was nicht zu verstehen war. Sie würde seine Worte nie vergessen.
    Du und Bill, ihr ward ein perfektes Experiment, das muss ich schon sagen. Eine erstaunliche Ver-suchsanordnung. Der Vergewaltiger und sein Opfer.
    Was passiert, wenn man die Vorzeichen ver-tauscht? Wenn die Gejagte zur Jägerin wird? Vor die Wahl gestellt, welchen Weg würde sie nehmen?
    Und wie weit würde sie für ihre Rache gehen?
    Jetzt verstand sie. Antworten, die sie nicht sehen wollte, waren die ganze Zeit zum Greifen nah gewesen. Chambers hatte den Tod von elf Frauen geplant und ausgeführt, um seine Theorie, seine These auf die Probe zu stellen.

    Die alle überaus angetan von seiner Arbeit waren…
    Und Chris Masterson hatte ihm assistiert. Er hatte die Fahrzeugkontrolle arrangiert mit seinem vor Gericht unzulässigen anonymen Anruf. Um herauszufinden, wie weit sie gehen würde. Wie weit würde sie das Gesetz verbiegen im Namen der Gerechtigkeit? Masterson hatte die Beweise an sich genommen, die C. J. mit Bantling in Verbindung brachten.
    Und dann hatte er ihr die Gelegenheit gegeben, alles verschwinden zu lassen, als er sie mit den Asservaten alleine ließ. Um herauszufinden, wie weit sie für ihre Rache gehen würde. Sie schüttete Greg das Herz in einer tränenreichen Sitzung aus, und er erzählte Chris alles weiter. Und dann wurden ihr Hindernisse in den Weg gelegt. Oder aus dem Weg geräumt. Um herauszufinden, wie weit sie für ihre Rache gehen würde…
    Die Vergewaltigung ihrer geistigen Gesundheit war mehr als ein krankes Spiel für Greg Chambers.
    Sie war sein Werk.
    Und er hatte einen Nachfolger.

SIEBENUNDACHTZIG

    «Sehen Sie? Manchmal machen sie ihre Arbeit.»
    C. J. sah in den Rückspiegel. Die Eingangstür des Graham Building stand offen, der Wachmann war draußen unter dem Vordach und streckte sich gähnend. Dann setzte er sich auf einen Blumenkas-ten, zündete sich eine Zigarette an und sah hinaus in die Nacht. Die Luft war feucht, und der Rauch hing über ihm wie ein schmutziger Wolkenfetzen.
    Umständlich reckte er sich und betrachtete den Parkplatz, auf dem ihr Jeep stand.
    Chris packte sie am Hinterkopf. Er hielt ihr immer noch das blanke Messer an die Kehle, die geboge-ne, gezackte Klinge grinste zu ihr herauf.
    «Machen Sie die Scheinwerfer an und fahren Sie langsam los. Ein paar Straßen weiter übernehme ich das Steuer. Falls Sie sich nicht genau an meine Anweisungen halten, steckt das Messer in Ihrem Hals, und das tut weh. Wir sind hier nicht im Kino.
    Es kommt kein Polizist oder der gute Samariter und rettet Sie in letzter Sekunde. Sie
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