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Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Titel: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung
Autoren: Eric Malpass
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vergrößerte damit den Abstand zwischen ihnen und Willie um einige weitere Meilen.
     
    «Er hat sich wieder mit Willie getroffen», sagte Mummi. «Aber er hat mir versprechen müssen, es nicht wieder zu tun.»
    «Hast du’s schriftlich?» fragte Paps.
    «Ich glaube, man kann ihm schon trauen, wenn er etwas versprochen hat.»
    «Wenn er’s versprochen hat. Aber bist du auch ganz sicher, daß er das getan hat, ohne sich ein kleines Hintertürchen offenzulassen? »
    Mummi dachte nach. «Ich glaube, ja. Aber woher soll ich oder jemand anders schon wissen, was in diesem kleinen vertrackten Gehirn vor sich geht?»
    Das war in der Tat eine berechtigte Frage. «Willie ist vermutlich ohnehin vollkommen harmlos», sagte Paps.
    «Ich weiß nicht», sagte Mummi. «Er hat ein sehr nettes Lächeln, das muß ich zugeben, und er scheint so sanftmütig. Trotzdem bekomme ich bei ihm immer eine Gänsehaut. Ich kann mir vorstellen, daß er zu fast allem fähig ist.»
    Freitagabend, und wieder war eine langweilige und enervierende Woche vorbei. Rose traf Bobs gerade, als er sein Fahrrad aus dem Schuppen holte. Sah es nicht einen Augenblick so aus, als ob er sich ertappt fühlte? Aber sie hielt sich nicht zurück. «Sehen wir dich am Sonntag?» fragte sie.
    «Oh. Ach ja. Ehrlich gesagt, ich bin noch nicht ganz sicher...»
    «Mach es doch möglich», sagte sie und wußte, daß sie das nicht hätte sagen sollen. Je mehr man sie jagte, desto schneller liefen sie einem davon. Aber wenn man es nicht tat, verlor man sie auch. Ein wahrer Teufelskreis, ein Problem, mit dem Mädchen wie Rose nicht fertig wurden, das es aber für Mädchen wie Becky überhaupt nicht gab.
    Er war jünger als Rose, hatte glattes schwarzes Haar und einen korrekten kleinen schwarzen Schnurrbart. Sein Anzug saß etwas zu knapp, die Krawatte war etwas zu lebhaft, die Schuhe waren etwas zu spitz und sein Lächeln viel zu bewußt. Aus seiner Brusttasche ragten, wie Zahnstummel, ein Sortiment Federhalter und Bleistifte hervor. Für die meisten Männer war er eine recht kümmerliche Erscheinung, Rose hingegen schmolz vor Liebe. «Mach es doch möglich», sagte sie noch einmal.
    «Okay», sagte er mürrisch. «Ich werde mein Bestes tun. Gegen acht?»
    Sie hätte am liebsten sechs gesagt. «Komm, wenn du kannst, doch ein bißchen früher», sagte sie dann.
    «Gut. Viertel vor.» Er schenkte ihr noch ein schnelles, nichtssagendes Lächeln und schwang sich dann aufs Rad. Er wird kommen, dachte Rose ohne eigentliche Freude. Sie fühlte sich gedemütigt, ohne zu wissen, warum. Natürlich war es nicht Bobs’ Schuld. Sondern ihre eigene, weil sie sich so erniedrigt hatte. Aber mußte sie es nicht tun? Sonst würde e r nicht kommen, und die Welt so leer sein wie immer.
    Aber an diesem Sonntag sah Rose von einer Ankündigung ab. Sie brachte es einfach nicht fertig. Wenn Bobs kam, war es noch früh genug - wenn er überhaupt kam. Gespannt wie ein an der Kette liegender Hund wartete sie in nervöser Angst. Um sieben hörte sie etwas. Ein Auto kam den Weg herauf, die Auffahrt herauf, dann hielt es. Rose erhob sich halb, wobei sie sich mit zitternden Händen an den Hals griff. Aber Becky sagte in bestimmtem Ton: «Klingt wie Peter» und eilte zur Haustür.
    Es war Peter. Sie kamen lachend und händchenhaltend herein. Rose hätte die beiden umbringen können.
    Sie war fast am Ende ihrer Nerven. Abendessen gab es um halb acht. Sie hatte sich nicht getraut, Bobs das mitzuteilen, und stand nun vor der schrecklichen Alternative, entweder um Verschiebung des Abendessens bitten und erklären zu müssen, warum, oder es darauf ankommen zu lassen, daß Bobs mitten in die Mahlzeit hineinplatzte und alles drunter und drüber ging.
    Fünf Minuten vor halb, und kein Bobs. Aber noch lag Opa schnarchend unter dem , und solange Opa schlief, gab es kein Abendessen. Lieber Gott, laß ihn bloß nicht aufwachen, betete sie und verhielt sich mucksmäuschenstill. Aber um Punkt halb acht tauchte Opa unter der Zeitung auf, blickte unheilvoll umher und fragte: «Na, gibt es heute abend noch was zu essen oder nicht?»
    «Können wir nicht noch ein paar Minuten warten?» sagte Rose tapfer. «Vielleicht kommt Mr. Roberts.»
    «Wer?» bellte Opa.
    «Mr. Roberts. Erinnerst du dich, er wollte schon letzte Woche kommen, aber...»
    «Aber er tat ’s nicht. Und es sieht ganz so aus, als ob er auch diese Woche nicht käme.» Mühsam stand Opa auf.
    «Er sagte, er würde wohl erst etwas später kommen
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