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Morgens 15.30 in Deutschland

Morgens 15.30 in Deutschland

Titel: Morgens 15.30 in Deutschland
Autoren: David Werker
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zukünftigen Schwiegereltern, es gibt ein paar simple Grundregeln:
     
    „Moin Keule!“, „High five!“, „Ich sach ma Tachchen! “ und „Alter, korrekte Hütte!“ sind keine seriösen Anreden.
     
    Eine kluge Antwort sollte nie länger als 30 Sekunden dauern und nie mit „Ähhhhh ...“ und „Leck mich am Arsch, wat du alles wissen willst!“ eingeleitet werden.
     
    Frage und Antwort müssen einen Bezug zueinander haben. Auf Fragen, die man selber nicht versteht, auch immer nur Antworten geben, die man selber nicht versteht!
     
    Bei Körpersprache und Erscheinungsbild sollte man ein paar Dinge beachten. Prinzipiell gilt: offene Haltung – ja, offene Hose – nein!
     
    Bei Bewerbungsgesprächen, bei denen ein Gesundheitszeugnis verlangt wird, bitte nicht die benötigte Blut-, Stuhl- und Urinprobe in Form deiner alten Unterhose mitbringen!
     
    Für die Damen wichtig: Mit Parfüm sparsam umgehen! Immer nur so viel Parfüm, wie nötig ist, um die Dönerfahne zu überdecken.
     
Hast du dich durch das Praktikumsvorstellungsgespräch gekämpft, ohne dir gröbere Schnitzer zu erlauben („Entschuldigung, wenn ich kurz unterbreche, was ist denn das Weiße hier auf meiner Hose? Sehen Sie das auch? Ist das etwa ...?! Nein, alles klar: Ist nur Mayo! Ha, ha! Ich zieh das gute Stück trotzdem lieber mal aus, sooo ...! Okay, kann weitergehen – wie war die Frage?“), kannst du in den nächsten Tagen auf einen Rückruf hoffen, und schon geht’s los!
Ich persönlich hab ein Praktikum in einer Werbeagentur gemacht. Der bekannteste Spruch, den ich rausgehauen hab, lautet: „Mindestens haltbar bis: siehe Flaschenhals.“ Den kennst du?! Is von mir! Wir haben da ’ne ganze Kampagne draus gemacht: „Mindestens haltbar bis: siehe Deckelrand, siehe Dosenboden, siehe Brustunterseite ...“ Ich hab da blitzartig Karriere gemacht. Nach dem Praktikum kam sofort das verlängerte Praktikum! Dann kam die Probezeit, nach der Probezeit die verlängerte Probezeit. Dann kam das Volontariat, nach dem Volontariat das verlängerte Volontariat und nach dem verlängerten Volontariat kam etwas, das unsere Generation gar nicht mehr kennt – es kam: Gehalt! Hab ich auch gesagt: „Was? Ich bin doch erst drei Jahre hier?! Was kommt als nächstes: Urlaub?!“
Nee, okay, ich geb zu, ich hab’s da nicht länger als drei Monate ausgehalten. War schon auch ein bisschen stressig in der Agentur! Dieser Leistungsdruck die ganze Zeit ... ich hatte irgendwann immer Kopfschmerzen, sobald ich am Schreibtisch gesessen habe! Gut, ich hab dann gemerkt, dass mit den Kopfschmerzen wird schnell besser, wenn ich aufhöre, den Kopf auf die Tischplatte zu hauen ... Aber da sitzt du dann 24/7 mit zehn hoch bezahlten Textern oder mit 100 Praktikanten für umsonst – und dann kommt da trotzdem so ein Quatsch bei raus! So was wie Kinder Pingui! Kinder Pingui, der Snack im Handyformat, wurde damals mit folgendem Spruch in den Markt eingeführt: „Und eine Hand hat man noch frei!“ Na super, und was soll mir das sagen? Was kann man so machen mit der freien Hand, hä?! Echt, wenn das nicht die beste Produktidee in der Geschichte der ausgewogenen Ernährung ist: Mit Kinder Pingui nimmst du immer nur so viel an Eiweiß zu dir, wie du mit der freien Hand sofort wieder loswirst! Joa, da packt mich doch im Grunde gleich der kleine Heißhunger zwischendurch.
Aber ganz egal in welcher Klitsche (Dönerbude, Gebrauchtwagenhandel, Familienministerium) du dein Praktikum absolvierst, wichtig ist ja am Ende nur, was im Zeugnis steht! Die dabei verwendete Sprache ist komplizierter zu entschlüsseln als chinesische Gebrauchsanweisungen. Damit du gar nicht erst Gefahr läufst, dich mit einem mittelmäßigen Zeugnis abspeisen zu lassen, hier die gängigsten Formulierungen und was sie eigentlich bedeuten:
Er/Sie hat sich stets bemüht und hinterließ stets einen sehr guten Eindruck.
Ein Eimer Wattschlamm hätte mehr zustande gebracht und dabei noch wesentlich gepflegter ausgesehen!
Er/Sie war immer mit Interesse bei der Sache ...
... besonders wenn es darum ging, vom Arbeitsplatz aus private Angelegenheiten online zu erledigen!
Er/Sie erledigte Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.
Er/Sie hat den Kaffee nicht nur gekocht und serviert, sondern auch ohne zu murren und auf eigene Kosten im mückenverseuchten Dschungel von Nicaragua die Bohnen selbst geerntet, geröstet und gemahlen!
Das persönliche Verhalten gegenüber Mitarbeitern und Vorgesetzten war stets
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