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Morganas Wölfe

Morganas Wölfe

Titel: Morganas Wölfe
Autoren: Jason Dark
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Blick.
    Viel wichtiger war für sie das, was sich jenseits der beiden Fenster tat, wo der Nebel eigentlich wie eine dicke Schicht liegen mußte, auch dort noch vorhanden war, wobei sich in ihn ein strahlender Kreis geschoben hatte, in dessen Zentrum die Frau eine Gestalt sah, die von Wolfsgesichtern umringt wurde. Es war Morgana.
    Es war die Mondgöttin, die Herrin der Wölfe, und sie befand sich jetzt eingepackt in ihrer magischen Zone, wo sie praktisch für die übrige Welt unerreichbar war.
    Ein Gefühl des Glücks durchströmte die Tänzerin. Glück darüber, daß sie auf der Seite dieser Person stand und so etwas wie eine Vertraute von ihr war.
    Toll!
    Das Gefühl beflügelte sie. Gleichzeitig aber stieg ein anderes in ihr hoch, und das paßte ihr überhaupt nicht, denn sie sah auch die beiden fremden Männer im Krankenzimmer.
    Sie gehörten bestimmt nicht zu den Patienten. Der eine stand auf der Schwelle zu einer offenen Verbindungstür zum Nebenraum. Er trug einen weißen Kittel und war wohl der Arzt.
    Der zweite drehte ihr den Rücken zu. Er hatte sich voll und ganz auf das Licht jenseits des Fensters konzentriert, als wäre er in der Lage, es zu zerstören.
    Nie und nimmer!
    Heftig drückte Melanie Morton die Tür auf. Mit einem langen Schritt hatte sie das Krankenzimmer betreten, und sie hörte den überraschten Schrei des Professors rechts von ihr.
    Melanie fuhr herum.
    Auch der Mann am Fenster bewegte sich, aber der Professor rannte schon auf sie zu.
    Beim Eintreten hatte sie die Arme hochgerissen. Mit beiden Händen umklammerte sie die Beretta. So machten es die Heldinnen in den Filmen auch. Sie erinnerte sich in diesem Augenblick an Thelma und Louise, fühlte sich stark, sah den Professor mit seinem flatternden Kittel wie ein Gespenst auf sich zulaufen und drückte ab…
    ***
    Ich hatte das Krankenhaus endlich erreicht und mir auf dem Weg dorthin fast die Seele aus dem Leib geflucht, denn mein Taxi war nur mehr durch die vernebelten Straßen gekrochen. Zumeist hatte ich die Flüche in mich hineingefressen, denn der Fahrer konnte nichts dazu. Er ärgerte sich ebenso über das Wetter wie ich, aber als Londoner nahm er den Herbst mit der ihm angeborenen Gelassenheit. Der Nebel gehörte nun mal zu dieser Stadt und hatte auch deren Image geprägt.
    Irgendwann erreichten wir unser Ziel dennoch. Als ich bezahlte, sah ich das schiefe Grinsen des Fahrers. »Der Nebel, Sir. Er ist im Herbst wie meine Schwiegermutter.«
    Ich zählte Geld. »Und wie ist Ihre Schwiegermutter?«
    »Wie eine Klette.«
    »Tja, da haben Sie Pech gehabt.«
    Er bedankte sich für das Trinkgeld und startete wieder. Ich eilte so rasch wie möglich auf den Eingang des Krankenhauses zu, der nur allmählich aus der feuchten Wand auftauchte. Beinahe wäre ich noch über die erste Stufe der Treppe gestolpert, sah sie glücklicherweise früh genug und eilte die restlichen hoch.
    Vor mir schob sich die Glastür auseinander. Suko hatte mir am Telefon berichtet, in welcher Station er sich aufhielt. Ich mußte in die vierte Etage, Station oder Flur D.
    Auf den Aufzug wollte ich nicht warten, deshalb nahm ich das Treppenhaus und durchmaß es mit langen Sätzen. Zwei bis drei Stufen nahm ich auf einmal, so etwas stärkte auch die Kondition, und als ich an meinem Ziel ankam, da hörte ich nur meinen eigenen Atem. Heftig und schnaufend, ansonsten umgab mich eine ungewöhnliche Ruhe.
    Es war ja nicht so, als hätten wir schon einen Beweis für unsere Theorie bekommen.
    Morgana Layton mußte sich nicht in diesem Krankenhaus aufhalten. Sie und ihre Wölfe konnten hier sein, und es gab noch eine dritte Person, auf die ich zu achten hatte.
    Meine ›Freundin‹ Melanie, die es geschafft hatte, mir die Beretta abzunehmen. Wenn sie mich sah, würde sie keinen Augenblick zögern, auf mich zu schießen, auch wenn sie wußte, daß ich waffenlos war.
    Ich fand auch den Flur, in dem die Krankenzimmer lagen. Einen vorsichtigen Blick warf ich hinein. Er lag vor mir wie ein langer Schlauch, flankiert von mehreren Türen, wobei nicht alle geschlossen waren.
    Die Stille der Etage setzte sich auch hier fort. Nicht ein fremdes Geräusch war zu hören. Ich vernahm nicht mal das Blubbern einer Kaffeemaschine.
    Um kein direktes Ziel zu bieten, nahm ich nicht die Mitte des Flurs, sondern hielt mich rechts. Ich wußte nicht, in welchem Zimmer die Verletzten lagen und hätte eigentlich alle verschlossenen Türen der Kontrolle wegen öffnen müssen.
    Das tat ich nicht, weil mir
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